Gerade in Zeiten wie diesen ist es wichtiger denn je, dass die Leute wissen, dass ihnen der Tischler individuelle Möbelstücke macht.
Wie es dem einzelnen Tischlerkollegen jetzt geht, hänge von seinen jeweiligen Rahmenbedingungen ab. „Wichtig ist, worauf er sich spezialisiert hat. Wenn ich einen Tischler, der in Westösterreich sitzt und dort eher Gastronomiebetriebe einrichtet, als Beispiel nehme, dann kann man davon ausgehen, dass es ihm gut geht. Wenn ich aber einen Kollegen betrachte, der vor allem Ersteinrichter als Zielgruppe hat, für den sieht die Geschäftslage wohl eher schwieriger aus“, sagt Gerhard Spitzbart, der als Bundesinnungsmeister an der Spitze der Branchenvertretung der heimischen Tischler und holzgestaltenden Gewerbe steht. Für die Branche als Ganzes würde er die Lage als „durchwachsen“ oder „gerade noch erträglich“ beurteilen. „Man kann einfach kein einheitliches Bild abgeben“, meint Spitzbart.
„Sind situationselastisch“
„Wir fürchten uns vor der Konjunkturentwicklung. Es gibt eine Bauflaute. Wir hören überall nur noch von negativen Entwicklungen. Wenn es irgendwann wieder so weit ist, dass der Bau anspringt. Ab dann dauert es aber noch, bis wir Tischler die Gebäude einrichten können“, blickt der Bundesinnungsmeister mit Sorge in die Zukunft. Er bleibt aber optimistisch: „Wir Tischler sind situationselastisch. Wir können uns auf neue Situationen viel leichter einstellen als beispielsweise Industriebetriebe.“
Kunden halten und gewinnen
Die Hauptzielgruppe der Tischler ist laut Spitzbart immer investitionsfreudig. „Kundentreue kommt uns zugute“, meint er, verweist aber darauf, dass Neukundengewinnung sehr wichtig sei. Ein Fensterprojekt, das die Bundesinnung gemeinsam mit der Holzforschung Austria, Wien, ausarbeitet, könnte dabei hilfreich sein. Ziel ist, Hausbesitzer dazu zu animieren, anstatt des Fenstertausches
die alten Fenster zu modernisieren. So können dann beispielsweise die Gläser, Dichtungen und Beschläge erneuert werden und somit die Nutzungsdauer des Fensters verlängert werden. Vor allem kleinere Tischlereibetriebe können von dieser Marktnische profitieren. „Wir wollen das auch für den Endverbraucher interessant machen. Momentan kümmern wir uns darum, dass diese Sanierungsmaßnahmen gefördert werden“, erklärt Spitzbart und fügt hinzu: „Wir sehen das als Maßnahme, die eventuelle Umsatzrückgänge des Tischlers abfedern kann.“
Werbung läuft weiter
Eine Unterstützung für die einzelnen Betriebe sieht Spitzbart auch in den von der Bundesinnung getätigten Werbemaßnahmen. „Die Gemeinschaftswerbung läuft auch in Zukunft weiter“, bestätigt er. „Gerade in Zeiten wie diesen ist es wichtiger denn je, dass die Leute wissen, dass ihnen der Tischler individuelle Möbelstücke baut“, sagt Spitzbart und hofft, dass nicht alle in Möbelhäuser rennen und dort Massenware kaufen. Die Tischlerwerbung soll eine positive Grundstimmung für das Handwerk erzeugen. „Wir wollen positiv auffallen“, erklärt der Bundesinnungsmeister.
Einiges zu tun
Die Bundesinnung arbeitet an vielen weiteren Projekten, mit denen man den Tischler unterstützen möchte. So entsteht eine neue Wartungs- und Pflegeanleitung für Möbel. „Wir stellen diese den Tischlereibetrieben zur Verfügung, damit sie diese ihren Kunden geben können“, bestätigt Spitzbart. Zudem kümmert sich die Innung um die Überarbeitung der für den Tischler relevanten Normen.
„Fachkräftemangel und Ausbildung sind weitere Themen, die uns beschäftigen“, sagt Spitzbart und verweist auf die neue Meisterprüfungsverordnung: „Der handwerkliche Meisterabschluss und der akademische Bachelorabschluss sind seit Juli 2020 gleichgestellt.“ Er ist davon überzeugt, dass dadurch das positive Image des Handwerks verstärkt wird. „Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, gibt es für AHS-Maturanten, Studienabbrecher und Umsteiger die Duale Akademie Tischlereitechnik“, hofft Spitzbart, dass viele auch diese Chance nutzen.
Kalkulationssicherheit ermöglicht
Der Kollektivvertrag ist ein weiteres Innungsthema. In diesem Jahr führten die KV-Verhandlungen bei den Tischlern und Holzgestaltern trotz oder gerade wegen einer herausfordernden Ausgangslage bereits im Februar zu einem für beide Seiten fairen Ergebnis. „Das war ein unüblich früher Zeitpunkt“, erklärt der Bundesinnungsmeister. Es wurde ein Zweijahresabschluss für 2023 und 2024 erzielt. „Wir wollen den Mitgliedsbetrieben in diesen unsicheren Zeiten Kalkulations- und Planungssicherheit ermöglichen“, sagt Spitzbart dazu. Er weist darauf hin, dass der Kollektivvertrag der Angestellten generell überarbeitet wird und sagt: „Uns geht es vor allem darum, die Biennalsprünge wegzubringen. Wir sind in Verhandlungen. Das ist ein längeres Projekt.“
Die künstliche Intelligenz
Die Innungsthemen sind vielfältig. Neben Werbung, Normen und Kollektivverträgen verweist Spitzbart unter anderem auch auf die künstliche Intelligenz. „Die KI wird auch uns Tischler treffen. Das ist ein Zukunftsthema – von der Arbeitsvorbereitung bis zur Produktion. „Wir verschaffen uns gerade einen Überblick darüber, was es betreffend KI alles gibt. Der nächste Schritt wird sein, dass wir Handlungsempfehlungen für unsere Mitgliedsbetriebe rausgeben“, erklärt Spitzbart und greift ein weiteres Thema auf: „Die Betriebsnachfolge ist auch nicht zu unterschätzen: Das ist ein Prozess, der fünf bis zehn Jahre dauern kann.“