Der Rohstoff Holz ist einer der zentralen Bausteine für eine nachhaltige Zukunft und ein essenzieller Bestandteil einer grüneren Bauwirtschaft. An der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) ist man sich der großen Bedeutung dieses wertvollen Rohstoffs schon seit Langem bewusst. So wurde vor bereits 50 Jahren das Holzwirtschaftsstudium ins Leben gerufen. Doch auch wenn Holz bereits von Natur aus nahezu alles für einen klimafitten Rohstoff mitbringt, sind noch längst nicht sämtliche Potenziale ausgeschöpft. Der Bedarf an Forschung und Entwicklung ist 2023 größer denn je.
Die Universität für Bodenkultur in Wien leistet dabei mit ihrem heute vielfältigen Studienangebot seit Jahrzehnten einen wertvollen Beitrag.
Holz ist auch ein Zeichen für Innovation und technologischen Fortschritt – nicht nur Nachhaltigkeit. Dafür stehen die Holzstudien und die gesamte Universität für Bodenkultur.
Im internationalen Spitzenfeld
Ob es ein Zufall ist, dass sich die „hölzernen“ Studien gerade in Wien etablierten, bleibt offen. Tatsache ist jedoch, dass das kleine Alpenland Österreich speziell in der Forst- und Holzbranche von internationaler Bedeutung ist. Österreichische Unternehmen und Betriebe mit Holzbezug sind in etlichen Bereichen weltweit führend und gehen als erfolgreiche Beispiele an der Spitze einer ganzen Branche voran.
In vielen von ihnen finden sich heute Absolventen und Absolventinnen der Universität für Bodenkultur, die als führende akademische Institution bereits seit Jahrzehnten Studierende mit dem erforderlichen Rüstzeug für die nationale und internationale „Holzwelt“ ausstattet. Angesichts der über die Jahre vergleichsweise geringen Absolventenzahl eine beeindruckende Leistung.
Ein Einblick in die Holzforschung
Nachhaltige Klebstoffsysteme: Dr. Erik van Herwijnen (re.), Teamleiter bei Wood K plus, gab einen Einblick in die Forschung im Feld der Klebstofftechnologie © Raphael Kerschbaumer
Seine Anfänge fand das „Holzstudium“ an der BOKU vor nunmehr 50 Jahren. Um das Jubiläum gebührend zu feiern, wurden Studierende, Lehrende und Partner aus Wirtschaft und Forschung an das Universitäts- und Forschungszentrum nach Tulln geladen. Die Veranstaltung bot einen spannenden Einblick in die aktuellen Schwerpunkte der hölzernen Forschung an der BOKU und des Kompetenzzentrums Holz (Wood K plus). Die Besucher wurden durch einen abwechslungsreichen Stationenbetrieb geführt und hatten die Gelegenheit, sich direkt mit den Mitarbeitenden und Forschenden der Universität auszutauschen.
Holz im Fahrzeugbau: Priv.-Doz. Dr. Ulrich Müller stellt die erfolgreichen Projekte Woodcar und Carpentier vor. Neben ihm ist ein hölzernes Chassis eines Schneemobils zu sehen, mit dem es möglich wurde, das Gewicht des Fahrzeuges massiv zu verringern, ohne Abstriche bei der Performance hinnehmen zu müssen © Raphael Kerschbaumer
Die Festveranstaltung am Abend war geprägt von informativen Vorträgen und Einblicken in das Holzstudium. Dabei war auch Gelegenheit, um die Fortschritte und Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte zu würdigen und Revue passieren zu lassen. Der Abend endete schließlich in geselliger Runde, in der die Gäste die Gelegenheit hatten, Erinnerungen auszutauschen und das Netzwerken fortzusetzen.
Fünf Jahrzehnte Forschung im neuen Glanz
Digitalisierung in der Holzindustrie: Dr. Martin Riegler, Teamleiter bei Wood K plus, präsentiert die vielfältigen Möglichkeiten einer Cobot-Anwendung. Der große Vorteil von kollaborierenden Robotern ist, dass sie nicht hinter Zäunen versteckt werden müssen und so den Mitarbeiter direkt in seiner Tätigkeit unterstützen können © Raphael Kerschbaumer
Aus dem ursprünglichen Holzwirtschaftsstudium entwickelte sich über die Jahre ein Studienprogramm, das heute aus einem Bachelor-, drei Master- und zwei fachspezifischen Doktoratsprogrammen besteht. Sowohl aus personeller Sicht als auch vom Umfang laufender Forschungsprogramme haben die heutigen Holzstudien nur mehr wenig mit seinen Anfängen vor 50 Jahren gemein. Um weiter attraktiv zu sein, muss sich jedoch auch ein Studium stetig weiterentwickeln und verändern. In Zusammenarbeit mit ehemaligen Studierenden und Industriepartnern wurde so das Bachelorstudium Holz- und Naturfasertechnologie überarbeitet und modularisiert. „Das Dreisäulenprinzip, bestehend aus Naturwissenschaften, Wirtschaft und Technik, bleibt erhalten. Wir haben jedoch bewusst versucht, neue Akzente zu setzen“, sagte dazu Univ.-Prof. Dr. Johannes Konnerth im Zuge der Festveranstaltung. „Dies bedeutet vor allem mehr holzbezogene Lehrveranstaltungen am Beginn des Studiums und eine Reduzierung der Kleinteiligkeit sowohl bei den einzelnen Fächern als auch Prüfungen. Dies soll einerseits das Interesse der Studierenden fördern und weiter die Studierbarkeit verbessern. Zudem wurde das Studienprogramm auch um neue Inhalte aus den Bereichen Digitalisierung, Programmierung oder auch dem Bau- und Energiewesen erweitert“, berichtete der Holzexperte weiter.
Forschung und Lehre für eine nachhaltige Bauwirtschaft
Doch auch nach dem Bachelor gibt es vielfältige weiterführende Möglichkeiten. Neben dem etablierten Masterstudium Holztechnologie und Management beschäftigt sich das Masterprogramm „Green Building Engineering“ (gestartet in diesem Herbst) intensiv mit neuen Materialien und Energiekonzepten in der Bauwirtschaft. „Gemeinsam mit der neuen Doktoratsschule ‚Build like Nature‘ wollen wir so einen Beitrag leisten, um die Fragen der Zukunft in der Baubranche zu beantworten“, informierte Konnerth weiter.
Vernetzt über die Ausbildung hinaus
VHÖ-Jahreshauptversammlung: Der Verband der Holzwirte Österreichs nutzte die Zeit zwischen dem Festprogramm für seine alljährliche Hauptversammlung © Raphael Kerschbaumer
Seit 1998 sind die Abgänger der hölzernen Studien an der BOKU in einem Absolventenverband organisiert. Heute zählt der VHÖ mehr als 200 Mitglieder. Viele davon sind in leitenden Funktionen bei internationalen Branchengrößen beschäftigt oder treiben die Holzforschung maßgeblich voran. Der Verband organisiert zudem auch regelmäßig Exkursionen – vom Besuch des HoHo in Wien bis hin zu einer zweiwöchigen Reise durch Kanada und die USA. Im VHÖ etabliert hat sich auch der „clubHolz“, wo regelmäßig Branchengrößen für einen Diskussionsabend vorbeikommen. „Der VHÖ erfüllt die wichtige Funktion der Vernetzung. Für die Studierenden ist der Kontakt mit den Absolventen immer interessant. Das gilt jedoch auch umgekehrt“, erklärt Vorsitzender Hannes Plackner.