Die Restrukturierungsmaßnahmen der Hamberger Flooring innerhalb der Hamberger Firmengruppe, Stephanskirchen bei Rosenheim, sind größtenteils abgeschlossen. Hierauf weist die Hamberger-Gruppe im... Mehr lesen ...
Fünf Fragen an Experten
- Wie würden Sie Ihren Geschäftsverlauf im Gesamtjahr 2023 beschreiben und was erwarten Sie sich für 2024?
- Inwiefern leiden Ihre Verkaufszahlen unter den rückläufigen Baugenehmigungen? Wie gehen Sie damit um?
- Wie ist derzeit die Rohstoffversorgung?
- Welche Auswirkungen auf die Parkettindustrie erwarten Sie sich aufgrund der European Deforestation Regulation (EUDR), die ab Ende 2024 schrittweise umgesetzt werden muss?
- Wo sehen Sie künftige Herausforderungen der Fußbodenbranche?
Antworten von Sophia Adler. Sie ist Nachfolgerin des Familienunternehmens Adler Parkett in Dirlewang/DE:
Sophia Adler ist Nachfolgerin des Familienunternehmens Adler Parkett in Dirlewang/DE © Adler Parkett
- Im Jahr 2023 verzeichneten wir eine Phase der Stagnation, die schlussendlich zu einem Rückgang der Auftragslage im deutschen Markt im Vergleich zum Vorjahr führte. Für 2024 prognostizieren wir ebenfalls einen weiteren Rückgang.
- Diese rückläufige Auftragslage ist maßgeblich auf den Einbruch in der Baubranche und das hohe Zinsniveau zurückzuführen. Zudem beobachten wir eine zunehmende Zurückhaltung bei Kaufentscheidungen, Projekte werden immer weiter verschoben und es ist eine merkliche Anspannung im Bausektor zu sehen.
- Die Rohstoffversorgung zeigt im Vergleich zu den Vorjahren eine geringere Volatilität. Dennoch stellen wir fest, dass aufgrund verschiedener Faktoren die Beschaffung von hochwertigem Material teilweise herausfordernder geworden ist.
- Wir erwarten und erhoffen uns durch die Einführung der EUDR mehr Transparenz in der Branche. Aktuell sind wir gespannt auf die konkrete Umsetzung, insbesondere im neu integrierten Bereich der Geodaten.
- Natürlich erleben wir allgemein anspruchsvolle Zeiten, insbesondere auf dem deutschen Markt, der voraussichtlich noch eine Weile mit Herausforderungen im Bauwesen zu kämpfen haben wird. Darüber hinaus sehen wir weiterhin die Herausforderung, angemessene Preise für Parkettböden durchzusetzen und dabei die eigentliche Wertigkeit des Rohstoffes Holz trotz des aktuell vorherrschenden Preisverfalls zu wahren.
Antworten von Thomas Biebusch, Geschäftsführer für Vertrieb und Marketing bei KWG Wolfgang Gärtner in Schönau bei Heidelberg/DE:
Thomas Biebusch ist Geschäftsführer für Vertrieb und Marketing bei KWG Wolfgang Gärtner in Schönau bei Heidelberg/DE © KWG
- Der Geschäftsverlauf war erwartungsgemäß rückläufig, aber man darf auch nie die rasant gestiegenen Verläufe der Nachcoronazeit vergessen, wenn man sein Ergebnis beurteilt. Schmerzlich sind die exorbitant gestiegenen Kosten über alle Bereiche, die diese Entwicklung verschärft haben. Hier zeigt sich auch die politische Unfähigkeit der aktuellen Regierung in Deutschland, die unter anderem für einige Kostenexplosionen verantwortlich ist.
- Für einen Teil unserer Kundschaft wirkt sich diese Situation natürlich extrem aus. Auch wir haben darunter zu leiden, allerdings liegt unsere Geschäftstätigkeit zu circa 70 % im Renovierungsbereich und dieser ist aufgrund der Kaufzurückhaltung der Endverbraucher in einem desolaten Zustand. Hier darf sich unsere Regierung einiges auf die Fahne schreiben, da sie mit ihrer Wechselfreudigkeit und Handlungsunfähigkeit zu einer massiven Verunsicherung beiträgt. Wir setzen auf den hochwertigen Bereich, wo wir bereits seit unserer Naturbodenoffensive von 2018 sehr gut platziert sind. Dieses Segment hat zwar ebenfalls zu kämpfen. Aber zeigt sich deutlich robuster.
- Grundsätzlich ist die Rohstoffversorgung problemlos, einzig die gestiegenen Kosten trüben die Aussichten.
- Da wir kein Parkett im Sortiment haben, betrifft uns diese Frage nicht.
- Ich persönlich sehe keine neuen Herausforderungen, sondern es muss ausschließlich eine Veränderung der äußeren Umstände eintreten. Die Bodenbelagsbranche ist gut aufgestellt und muss sich ausschließlich den neuen Gegebenheiten anpassen, leider heißt das auch, Personalabbau in den Produktionen, um die Kostensituation dem verringerten Absatz anzupassen.
Antworten von Josef Stoppacher. Er ist Geschäftsführer von Weitzer Parkett in Weiz:
- 2023 war für uns ein Jahr der deutlichen Veränderung. Wir hatten fünf Jahre Wachstum und 2022 Rekordumsätze. 2023 war von einem Rückgang von circa 30 % geprägt. Das war ein negatives Rekordniveau. Wir mussten daher das Unternehmen neu ausrichten. Dies haben wir schon im 2. Halbjahr 2022 als vermutlich erster Parketthersteller begonnen und es ist im Prinzip abgeschlossen. Wir sehen 2024 wieder positiv entgegen. Allgemein wird es aber natürlich ein sehr herausforderndes Jahr für den Hochbau und die zuliefernde Industrie – das wird keine Frage sein. Ich erwarte für uns ein Umsatzniveau wie 2023 und keinen weiteren Rückgang mehr.
- Natürlich hatten wir wie alle Fußbodenhersteller einen deutlichen Rückgang. Wie eingangs erwähnt, haben wir dieses Szenario schon 2022 antizipiert und uns rechtzeitig darauf eingestellt. Es ist nun an der Zeit, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Dies betrifft Produkte und Sortiment sowie allgemeine Ausgaben. Interne Prozesse schärfen wir nach.
- Die Rohstoffversorgung ist im Allgemeinen wieder gut, bezogen auf die Menge. Leider hat die Branche in Summe viel zu lange, viel zu viel Rohstoff gekauft, wodurch der Druck vom Markt nicht über die gesamte Lieferkette rechtzeitig wahrgenommen wurde. So erfolgten die Preisanpassungen nicht früh genug. Aber die Versorgung als solche funktioniert wieder einigermaßen planbar, mit einzelnen Ausnahmen.
- Eine Auswirkung für die gesamte Parkettindustrie kann und möchte ich nicht erläutern. Wir beschäftigen uns bereits mit der Umstellung, sind hier aber noch von vielen offenen gesetzlichen Rahmenbedingungen abhängig. Wir halten uns schon an die EUDR, außerdem beziehen wir unsere Rohstoffe streng nach Nachhaltigkeitskriterien mit internen Kontrollen. Der für uns wohl wichtigste Faktor ist, dass wir den überwiegenden Bezug unserer Rohstoffe innerhalb der EU – also aus Österreich, den umliegenden Staaten, allen voran vom Staatsforst in Kroatien, der vollständig FSC-zertifiziert ist – gewährleisten. Was uns auf alle Fälle wieder trifft, ist der erneut erheblich gestiegene bürokratische Aufwand.
- Herausforderungen im Bereich Parkett gibt es eine Vielzahl. Erst einmal ist ein überwiegender Teil der Kunden – trotz Nachhaltigkeitsbewusstsein oder zumindest -bekenntnis – nicht bereit, den Wert für einen Echtholzboden made in Europe zu bezahlen. Sie verwenden andere Bodenbeläge, die in der Natur der Sache zumindest für kontroverse Nachhaltigkeit stehen. Bei gleichbleibendem Kostendruck auf die Bauherren (privat als auch gewerblich) ist eine Zunahme der Verwendung von Parkettböden mit chinesischen Wurzeln erkennbar. Dies ist aus ökologischer Sicht jedenfalls bedenklich, zumal in China viel Eiche aus Russland unter fragwürdigen Bedingungen, aber auch im Hinblick der EUDR importiert wird. Der in Europa steigende Aufwand für Reporting-Pflichten und allgemeine Administration ist in den vergangenen Jahren erheblich gestiegen, dies verringert die internationale Wettbewerbsfähigkeit.
Antworten von Michael Deisl. Er ist Inhaber und Geschäftsführer der Deisl Parkettmanufaktur in Liezen:
- Sehr gut, wir konnten 2023 das Niveau vom Vorjahr halten. Die Auftragslage für 2024 ist auch bereits zufriedenstellend.
- Da wir kaum lagerhaltende Kunden bedienen, sind wir davon überzeugt, dass es auch 2024 kaum zu einem Rückgang kommen wird. Unsere Kunden sind in Bereichen tätig, die kaum Rückgänge haben.
- Die Rohstoffversorgung ist sehr gut. Wir sehen unsere Lieferanten als Partner. Darum bekommen wir den Rohstoff, den wir benötigen, in der entsprechenden Qualität und in ausreichender Menge.
- Wir erwarten uns viel administrativen Aufwand für alle Beteiligten, ohne Garantie auf entsprechende Auswirkungen. Im Prinzip ist es wieder eine Regelung mehr, die ein Thema erfasst, das eigentlich durch andere Regelungen beziehungsweise Zertifikate abgedeckt sein sollte.
- Eine künftige Herausforderung liegt darin, dass bei gewissen Sortimenten beziehungsweise Produkten die Überkapazitäten abgebaut beziehungsweise an den Kunden gebracht werden.
Antworten von Karl Scheucher. Er ist Geschäftsführer von Scheucher Parkett aus Zehensdorf:
- Die österreichische Parkettindustrie hat sich auf die sinkende Nachfrage im Parkettbereich frühzeitig eingestellt. Wir alle rechneten mit einem Rückgang von mindestens 30 % im Vergleich zu 2022, einige von uns haben Mitarbeiter abgebaut und eben, wie in einer Rezession, die Kosten minimiert. Es hat sich der Bedarf je nach Land zwischen 10 % und 50 % reduziert.
- Sehr, wenn nicht gebaut wird, kommt auch kein Parkett zur Verlegung. Auch wird am Baumaterial gespart und es kommen günstigere Ersatzprodukte zum Einsatz.
- Aktuell gibt es keine Probleme beim Rohstoff, alle Sägewerke sind lieferfähig.
- Ich glaube, es wird mehr Bürokratie geben. Aber schlussendlich wird sich auch dieses Problem einspielen. Die Frage ist nur, wer liest und verfolgt das alles, auch werden unsere Produkte damit teurer am Weltmarkt.
- Recycling wird uns zukünftig mehr beschäftigen. Wie können wir unsere Böden nach dem Gebrauch wieder in Form bringen, damit das CO2 länger in der Wohnung gespeichert bleibt. Dazu gibt es zwei Möglichkeiten: dickere Nutzschicht und nach einer gewissen Zeit vor Ort abschleifen und eine neue Oberfläche gestalten oder aber ausbauen und in einen holzverarbeitenden Betrieb bringen. Da erfolgt dann die weitere Veredelung. Eines muss uns aber bewusst sein, es wird teurer als ein neues Parkett.