Durch Umbauten, Modernisierungen und Sanierungen steht eine beträchtliche Menge an massivem Altholz als Sekundärrohstoff zur Verfügung. Obwohl dieser Rohstoff vielfach technisch noch nicht ausgedient hat, erfolgt die Verwertung im Wesentlichen thermisch oder in Span- und Faserwerkstoffen. Im Projekt Timber Loop werden Möglichkeiten der Verarbeitung als Massivholz erarbeitet und unterschiedliche Möglichkeiten für Holzkreisläufe aufgezeigt. Die Dimensionen und die Qualitäten der Bauteile können je nach ursprünglicher Nutzung sehr unterschiedlich sein. Im Forschungsprojekt werden großvolumiges Brettschichtholz, Kantholzabschnitte und Fensterholz als Ausgangsmaterialien für einen Re-Use verwendet.
Aktuell darf in Österreich Altholz aus Altfenstern wegen möglicher chemischer Belastungen nur thermisch verwertet werden. Um theoretische Verwertungswege zu erproben, wurden an der Holzforschung Austria alte Holzfenster zerlegt, die Materialien sorgfältig getrennt sowie Beschichtungen vom Holz entfernt.
Die Materialien von Fenstern wurden getrennt und aus dem Holz Mittellagen für Parkett hergestellt © Holzforschung Austria
Aus dem rückgewonnenen Holz wurden Mittellagenstäbe für Mehrschichtdielen hergestellt. Je nach Fensterdimension und Profil konnte eine Ausbeute an Stäben bis zu 9 % der Gesamtmasse der Fenster erzielt werden.
Im Kleinmaßstab wurden aus ein- und zweistieligen Kantholzabschnitten Mittellagenstäbe hergestellt. Dabei konnte in Abhängigkeit von Rissen und Krümmung eine Ausbeute von 30 bis 40 % erzielt werden. In der weiteren Folge wurde dieses Material für Verklebungsversuche eingesetzt.
Klebeversuche
Ob Sekundärrohstoffe allen Anforderungen von modernen Produkten genügen, lässt sich nur durch Versuche herausfinden. Daher wurde bei den Projektpartnern aus der Parkettindustrie die prozesstechnische Machbarkeit untersucht. Somit wurden Parkettdielen mit Mittellagen aus Altfenstern, Kantholz und Brettschichtholz hergestellt. Dazu wurden unterschiedliche Klebstofftypen eingesetzt. Die Analyse der erzielten Verklebungsqualität dieser Dielen läuft aktuell.
Erste Ergebnisse weisen eine gute Abhebefestigkeit für Dielen mit Mittellagen aus altem Holz nach. Die Untersuchungen zur Klima- und Wasserbeständigkeit ergaben ebenfalls positive Resultate. Altholz als Mittellage von Parkettdielen erscheint demnach bei entsprechender Sortierung und Rohstoffaufbereitung gleichwertig zu Frischholz.
Wiederverwendung von Parkett
Damit Holz aus dem Bestand in einer automatisierten Produktion verarbeitet werden kann, bedarf es im Vorfeld einer Bearbeitung und einer Konditionierung © Holzforschung Austria
Für einen Versuch zur direkten Wiederverwendung von Holzfußböden wurde im Projekt ein circa 30 Jahre altes Mehrschichtparkett aus einer Wohnung entnommen und für eine Neuverlegung vorbereitet. Durch die Klebung am Untergrund waren die Dielen nach dem Abbau in einem Zustand, der keine weitere Materialnutzung möglich machte. Bei einem schwimmend verlegten Fertigparkett konnte hingegen gezeigt werden, dass die Entnahme funktioniert. Das Parkett war über 40 Jahre alt, geölt und die Oberfläche wurde mindestens einmal saniert. Nach der Entnahme wurden die Schmalflächen überarbeitet sowie die Decklagenoberfläche geschliffen und neu behandelt. Somit konnten die Dielen an den neuen Einsatzort verlegt werden.
Wie die ersten Ergebnisse des Forschungsprojekts Timber Loop zeigen, können sich für Parkettherstellung beziehungsweise -verlegung neue Konzepte für eine Umsetzung der Zirkularität auftun.
Für die Durchführung von Versuchen in der Produktion danken wir der Scheucher Holzindustrie, Mettersdorf, und Tilo, Lohnsburg. Darüber hinaus danken wir allen Projektpartnern für die Unterstützung. Timber Loop wird vom Fachverband der Holzindustrie Österreichs unterstützt und läuft bis Februar 2025. Das Projekt wird aus Mitteln des Waldfonds, einer Initiative des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft, gefördert und im Rahmen des Programms Think.Wood der Österreichischen Holzinitiative durchgeführt.