„Wir haben gemeinsam mit unseren Partnern erkannt, dass es beim Brandschutz in der Holzbranche dringend eine 24/7-Überwachungslösung braucht, die es ermöglicht, noch vor dem Ausbruch eines potenziellen Brands reagieren zu können – einerseits aus großem Eigeninteresse der Unternehmen, andererseits, um wertvolle Argumente in puncto Versicherungsschutz liefern zu können“, erzählt Avian-Mitgründer und CEO Thomas Längle in Zürich, dem Sitz des jungen Tech-Unternehmens.
Avian, gegründet von den IT- und Robotikexperten Längle und seinem Partner und CTO, Drew Hanover, entwickelte ein Wärmebildkamerasystem, das mithilfe eines von Avian patentierten KI-Algorithmus Temperaturabweichungen zuverlässig und frühzeitig erkennt.
Das Potenzial der Lösung ist riesig: Neben der Brandfrüherkennung kann es Maschinenschäden vorbeugen, Wartungsarbeiten optimieren und darüber hinaus das heikle Versicherungsthema deutlich entspannen.
Durch Plug-and-play schnell und einfach loslegen
Alles, was es für die Installation der Wärmebildkameras braucht, ist ein Internetanschluss. „An strategischer Stelle im Werk platziert und an das Internet angeschlossen, ist unsere Lösung innerhalb weniger Minuten live und liefert bereits wertvolle Daten“, informiert Längle.
Die Kameras, ausgestattet mit einer Standard- und Infrarotlinse, baut Avian in der Schweiz selbst. Das größte Know-how der IT-Spezialisten steckt jedoch im intelligenten Algorithmus dahinter. Dieser verarbeitet und analysiert jedes Kamerapixel in Echtzeit und schickt die Daten unter Einhaltung aller GDPR Compliance-Richtlinien an einen in Europa gehosteten Cloud-Server. Diese Datenanalyse unterscheidet Avian auch von herkömmlichen thermischen Kameralösungen, denn sobald die KI eine Abweichung vom Normalzustand erkennt, respektive ein Schwellenwert überschritten wird, alarmiert sie die zuständigen Entscheidungsträger im betroffenen Unternehmen. Diese können entsprechend reagieren und der Ursache des Problems auf den Grund gehen.
Dabei muss es sich nicht immer um einen potenziellen Brandherd handeln. Die KI erkennt auch Abweichungen vom Sollwert noch weit unterhalb des gesetzten Schwellwerts und damit brandgefährlichen Bereichs. „Unser Algorithmus erkennt Abweichungen, da er auf Basis vergangener Daten den ,Normalzustand‘ erlernt. So können wir erkennen, wenn beispielsweise ein Förderband irgendwo schleift, da es sich durch die Reibung leicht erwärmt. In diesem konkreten Fall wurde somit bereits bei 25 °C weit unter dem Schwellwert ein Alarm ausgelöst. Greift man nicht ein, muss es nicht gleich zu einem Feuer kommen, das Förderband kann aber schwer beschädigt werden und folglich unnötig hohe Kosten verursachen“, klärt Längle über die Vorteile der Datenanalyse auf und fährt fort: „Das Besondere an unserer Lösung ist dabei, dass der Algorithmus und somit das ganze System laufend dazu lernt und intelligenter wird. Schwellwerte und Abweichungen davon werden dadurch immer präziser und vor allem auch individueller. Beispielsweise arbeiten wir gerade an einem Nachtmodus, der nochmals differenziert, wann sich eine Maschine im Einsatz befindet und wann sie stillsteht.“
Einbindung in Bestandssysteme
Avian-Kunden müssen jedoch nicht ausschließlich auf die Hardware der Schweizer vertrauen. „Unsere KI, die Rauch und Feuer zuverlässig erkennt, läuft nicht nur auf dem RGB-Sensor unserer thermischen Kameras, sondern kann auch die Bilddaten digitaler Sicherheits- und Überwachungskameras, die bereits bei vielen Unternehmen unzählig installiert sind, analysieren. Unsere KI bekommt die Daten über einen im Kameranetzwerk installierten Server. Somit können wir die Bilder analysieren und im Falle einer Erkennung von Feuer oder Rauch einen Alarm aussenden“, erklärt Längle und ergänzt: „Wir befinden uns hier noch in der finalen Testphase, können aber bereits mit Zuversicht sagen, dass es funktioniert.“
Schweizer Topreferenzen
Schilliger Holz ist ein Avian-Partner der ersten Stunde und brachte den Stein vor wenigen Jahren beim noch jungen Unternehmen so richtig ins Rollen: „Im engen Austausch mit Geschäftsführer Ernest Schilliger und seinem Team haben wir am Beginn der Produktentwicklung erarbeitet, worauf es beim Thema Brandfrüherkennung in einem Säge- und Leimholzwerk wirklich ankommt“, berichtet Längle.
„Avian hat eine Lösung für ein Problem entwickelt, das wohl jeden in der Branche unmittelbar betrifft – eine tolle Partnerschaft für uns, die dazu beiträgt, dass unser Betrieb heute wesentlich sicherer und besser überwacht ist“, erklärt Schilliger und fährt weiter fort: „Auf null wird man das Brandschutzrisiko nie minimieren können, aber man kann alles daran setzen, die Gefahr so weit wie möglich einzudämmen, und mit Avian kann man einfach und unkompliziert einen großen Beitrag dafür leisten.“
Ähnlich Positives weiß auch Blumer Lehmann zu berichten. Vier Avian-Kameras sind im Säge- und Pelletswerk seit Jahresbeginn in-stalliert. Nach dem fertigen Ausbau des neuen Leimholzwerks am Standort in Gossau/CH werden es in Zukunft wohl noch einige mehr. Zudem analysiert man seit einigen Monaten in einem Pilotprojekt die Bilddaten der über 40 vorhandenen Betriebs- und Maschinenkameras, die bis zum Eingreifen von Avian „lediglich“ zur Prozessüberwachung durch die Mitarbeitenden verwendet wurden. „Wir haben bei uns im Betrieb ein riesiges Eigeninteresse, dass nichts passiert. Avian gibt uns neue Sicherheit, sodass wir unsere Mitarbeitenden nach Schichtende beruhigt nach Hause schicken können, weil wir die kritischen Stellen in unserem Betrieb weiter zuverlässig überwacht wissen“, berichtet Valentin Niedermann, Leiter Technik, IT und Sicherheit bei Blumer Lehmann.
Versicherungen wieder verhandlungsbereit
Mehr als nur eine Begleiterscheinung zum Brandschutz ist das Thema Versicherungen. Avian ist seit der Gründung im engen Austausch mit großen Schweizer Versicherungsunternehmen. „Wir können mit Stolz sagen, dass erste Versicherungsunternehmen unsere Lösung zur Brandprävention und Risikominimierung akzeptieren. Auch in Deutschland und Österreich verlaufen die Gespräche sehr positiv. Zudem arbeiten wir daran, unsere Systeme VdS-zertifizieren zu lassen“, will Längle angesichts unmittelbar laufender Verhandlungen noch nicht zu viel verraten. Bei Schilliger stellen sich ebenfalls bereits erste positive Ergebnisse ein: „In Frankreich wurde das System voll durch unseren Versicherungsgeber abgenommen und auch in der Schweiz zeigt man sich wieder deutlich empfänglicher und steht neuen Verhandlungen offen“, berichtet Schilliger überzeugt.
Hier gehts zum Holzkurier-Artikel "Brandherde frühzeitig erkennen"