Auf der Holzmesse hatte der Holzkurier Gelegenheit, mit den Spitzen der europäischen Sägeindustrie, der österreichischen Holzindustrie und des Holzhandels zu sprechen. Das Resümee aus acht Videointerviews:
- Die Versorgung war heuer kein Problem.
- Die Absatzlage hat sich auf tieferem Niveau eingependelt und stabilisiert.
- Der Rückgang im Holzbau ist weniger ausgeprägt ausgefallen als jener der gesamten Bauwirtschaft. Entsprechend performt der Holzbau überproportional gut.
Eines einte alle Gesprächspartner: die Ablehnung der EUDR in der derzeitigen Form. Deren hehre Intention teilen nahezu alle, deren Vorbereitung wird aber als realitätsfern bis stümperhaft beurteilt.
Versorgung unterschiedlich, aber O. K.
Die Rundholzversorgung war heuer weniger ein Thema. Sehr wohl wurde aber von mehreren Gesprächspartnern die sich ändernde Versorgungslage angesprochen. Aus den Nachbarländern Tschechien und Deutschland kommt weniger Rundholz nach Österreich. Das war heuer kein Problem – kurzfristig wird das aber einen nicht zu unterschätzenden Einfluss haben.
Besonders vom Rundholzexport betroffen ist die europäische Laubholzsparte. Diese verliert Möglichkeiten im Einkauf und wird über Reimporte von Final- und Halbprodukten doppelt geschädigt. Maria Kiefer-Polz, Vizepräsidentin EOS und leitende Angestellte bei EHP, Frauental, wird nicht müde, das zu beklagen. Gleichzeitig kann sie sich die EUDR als Unterstützung vorstellen. „So sehr auch uns die EUDR das Leben kurzfristig erschweren wird. Langfristig könnte die Verordnung aber helfen, die Wettbewerbsverzerrung in Fernost mit subventionierten Rundholzströmen zu unterbinden.“
Rundholzpreis verlangt funktionierende Absatzmärkte
„Da die Rundholzpreise bis zum Jahresende eher steigen als fallen, müssen unsere Absatzmärkte gut funktionieren, damit die Preise unserer Produkte steigen“, forderte Michael Pfeifer, Delegationsleiter Österreich bei den bilateralen Gesprächen Comitato Misto und CEO Pfeifer Group, den Blick nach vorne zu richten.
„Wir haben zwar heuer keinen wirklich boomenden Markt gehabt. Aber zumindest bei Schnittholz war es möglich, die Mengen auch zu platzieren. Ein bisschen schwieriger war es dann bei der Weiterverarbeitung. Da merken wir einfach, dass speziell in Zentraleuropa die konjunkturelle Krise ausgeprägter ist als in anderen Regionen. Es ist aber ein Trostpflaster, dass der Holzbau eindeutig besser performt als der allgemeine Bau“, formulierte es Markus Schmölzer, Vorsitzender der österreichischen Sägeindustrie und Geschäftsführer von Hasslacher Norica Timber.
Holzbau funktioniert
Richard Stralz, Obmann proHolz Austria und CEO Mayr-Melnhof Holz, erkennt ebenfalls, dass „der Holzbau heuer massiv angezogen hat. Nach einem katastrophalen 1. Quartal hat die BSP-Nachfrage binnen zwei, drei Wochen komplett gedreht. Offenbar hat die Kundschaft sehr, sehr lange mit der Vergabe gewartet“.
„Aus meiner Sicht reden die meisten das Baugeschehen schlecht. Der Holzbau läuft doch gut im Inland“, analysierte Ferdinand Reisecker, Präsident MH Massivholz und Inhaber Holz Reisecker. „Im Holzbau geht es mehr in Richtung Sanierung und Modernisierung. Daher werden die Kommissionen kleiner, als sie im Neubau üblich sind.“
Für eine substanzielle Erholung brauche man noch Geduld – waren sich fast alle Gesprächspartner einig: Im kommenden Jahr wird es noch schwierig. Dazu Stralz: „Das nächste Jahr wird keine sehr großen Veränderungen bringen. Ich glaube aber, dass 2026 zumindest etwas Licht am Ende des Tunnels auftauchen wird.“
Talsohle erreicht
Ähnlich sieht es Schmölzer, der aber zumindest ein Ende der Talfahrt erkennt: „Die Sohle ist erreicht. Wir produzieren wieder etwas mehr und diese Ware findet ausreichend Abnehmer.“ Es wird noch dauern, bis sich der Bau wirklich erholt. Doch bereits bei der Verpackungsware erkennt Schmölzer, dass es „Industrien gibt, die schneller wieder anspringen als der Bau“.
EUDR: viele Fragen, wenige Antworten
Gefragt nach der größten Branchenherausforderung, gab es als Antwort vier Buchstaben: EUDR.
Stralz: „Die EUDR ist für die gesamte Branche eine wahnsinnige bürokratische Hürde. Ich empfinde es als Treppenwitz der Geschichte, dass man eine Regelung einführt, Gesetze macht, Strafen ausspricht, aber nicht sagt, wie diese durchzuführen ist.“
Monika Zechner, Vorsitzende Holzindustrie Steiermark: „Die EUDR ist ein bürokratischer Supergau – sie kann nicht so bald und so umfassend kommen, wie es derzeit prognostiziert ist.“
Maria Kiefer-Polz: „Die EUDR ist kurzfristig sehr negativ, da niemand weiß, was auf uns zukommt. Mittelfristig könnte sie der Laubholzbranche aber helfen, den Reimport von fernöstlichen Holzprodukten nach Europa zu verhindern.“
Franz Teuschler, Bundesgremium Holzhandel, Eigentümer Teuschler Holz: „Wir haben große Sorge, wenn wir wirklich die ganzen Daten weitergeben müssen. Es kann nicht sein, dass ich den Endkunden meine Vorlieferanten bekannt geben muss. Ich fürchte, die Tausenden österreichischen Holzhändler haben nicht ausreichende Informationen, um sich wirklich vorzubereiten. Es gibt noch kein System, es fehlen Direktiven – und es sind nur noch zwei Monate.“
Zitate von Herbert Jöbstl
holzkurier.tv-Interview mit Herbert Jöbstl, Obmann des Fachverbands der Holzindustrie Österreichs, Präsident der Europäischen Organisation der Sägeindustrie (EOS), Leiter von Stora Enso Wood Products: „Der Schadholzanfall hat sich heuer merklich verringert. Die regionalen Kalamitäten, die es gab, hatten keinen überregionalen Markteinfluss.“
„Grundsätzlich ist die gesamte europäische Sägeindustrie gut versorgt. Man muss aber sagen, dass kein Land in Europa an der Kapazitätsgrenze schneidet.“
„Eine markante Veränderung in Europa ist der stark gestiegene Rundholzpreis in Schweden und Finnland. Die Folge ist, dass sich die Rundholzpreise in ganz Europa angeglichen haben.“
„Zu Beginn des Jahres lief der Markt in Europa und im Export gut. Seither haben insbesondere aber die Überseemärkte nicht mehr die Erwartungen erfüllt. Positiv ist aber trotzdem, dass es eine Balance zwischen Verbrauch und Produktion gibt. Der Einschnitt hat einen Tiefststand erreicht, der zur Nachfrage passt. Nirgends haben sich große Lager aufgebaut. Die produzierte Ware fließt ab – und allen Unkenrufen zum Trotz insbesondere in den Bau.“
„Kurzfristig werden wir aber weiter am schwachen Baugeschehen leiden. In Kombination mit der Inflation führt das dazu, dass wir alle ein Kostenproblem haben. Nur mit Effizienzsteigerungen können wir das Problem lösen.“