Wenn Anton Ruhdorfer Besucher durch sein KVH-Werk führt, sind Geschäftspartner und Mitbewerber immer wieder erstaunt, wie leistungsstark und durchautomatisiert die 2022 in Betrieb gegangene Linie ist. Von der Rohwarenaufgabe bis hin zum fertig gehobelten Produkt verläuft der gesamte Prozess inklusive Qualitätsbeurteilung vollautomatisch. Zudem hat Ruhdorfer, der das Unternehmen gemeinsam mit seinem Vater Bruno und seinem Bruder Alexander führt, den Materialfluss durch das gesamte Werk digitalisiert. „Der intensive Datenaustausch von Leitrechner, Scanner und Arbeitsvorbereitungssystem ermöglicht uns eine detaillierte Analyse der Produktionskennzahlen und bei Bedarf auch ein Eingreifen aus der Ferne“, informiert Ruhdorfer. Hierfür bekommt die Rohware einen Paketzettel samt Strichcode zugewiesen, der bei der Aufgabe eingelesen wird. „Somit kann ich exakt rückverfolgen, welche Rohware in welchem Produkt ist, und damit auch die Qualität und Ausbeute einzelnen Lieferanten zuordnen“, erläutert der Geschäftsführer und fügt hinzu, dass dieser höchstmögliche Digitalisierungsgrad bereits bei der Ausschreibung der Anlagen ein zentrales Thema war: „Wir wollten keine Zettelwirtschaft, sondern ein durchgehendes System ohne Schnittstellen.“ Gesteuert wird die Anlage über das X-Lam-Managementsystem. Dieses entwickelte Ledinek speziell für Touchscreens als intuitives, benutzerfreundliches und anpassbares System für alle Anlagentypen.
Komplettpaket geliefert
Umgesetzt wurde die Anlage von Ledinek, wobei neben dem Gesamtkonzept inklusive aller Hauptmaschinen, der Mechanisierung sowie dem Leitrechner auch die geografische Nähe zu den Anlagenlieferanten eine Rolle spielte. „Wir wollten einen Partner, der jederzeit greifbar ist und uns eine Linie mit möglichst wenig Schnittstellen liefert“, begründet Ruhdorfer die Entscheidung zugunsten des slowenischen Maschinenbauspezialisten.
Die KVH-Rohwarenpakete – sie stammen in der Regel aus regionalen Sägewerken – werden mittels Barcode-Scanner erfasst, aufgegeben und via Vakuumheber vereinzelt. Daraufhin ermittelt ein Curvescan von Microtec die ersten Holzeigenschaften, woraufhin im Anschluss die Möglichkeit einer manuellen Beurteilung besteht.
Im nächsten Schritt fährt das Holz durch einen Goldeneye-Scanner von Microtec. „Rückblickend betrachtet war der Scanner eine ebenso mutige wie richtige Entscheidung“, betont Ruhdorfer und nennt dabei das laufende Optimierungspotenzial, aber auch das Personalthema sowie die allgemeine Entwicklung hin zur maschinellen Sortierung als wesentliche Faktoren.
Leistungskennzahlen erreicht
Nach dem Scanner kappt eine X-Cut S300 XL von Ledinek die Fehlstellen der Rohlamellen aus © Günther Jauk
Auf Basis der erhobenen Daten werden nicht passende Hölzer ausgeschleust beziehungsweise Fehlstellen ausgekappt. Dies erledigt eine Ledinek-Kappsäge des Typs X-Cut S300 XL. Über einen Puffertransport geht es für die Hölzer weiter zur Keilzinkenanlage des Typs Eurozink Compact 800. Das platzsparende Modell für kleine und mittelgroße Anlagen bezeichnet Ruhdorfer als ausgesprochen leistungsstark: „Je nach Dimension schaffen wir bis zu 7000 lfm pro Schicht, womit die von Ledinek versprochenen Zahlen locker erreicht werden.“ Pro 8,5-Stunden-Schicht ergibt das zwischen 50 und 70 m3 und das wiederum die angepeilten 15.000 m3 Jahresausstoß.
Unmittelbar hinter der Keilzinkenanlage realisierte Ledinek nachträglich einen Servoanschlag, der Ruhdorfer ein millimetergenaues Kappen der gezinkten Stangen ermöglicht. „Das wurde von einigen Kunden gewünscht und zeichnet uns ebenso aus wie die Vollmaßigkeit unserer Produkte, welche bei uns Standard ist“, verweist der Geschäftsführer auf die hohen Qualitätsstandards, die für ihn selbstverständlich sind und für die er auch seine Mitarbeiter laufend sensibilisiert.
Für die finale Oberfläche und das richtige Maß sorgt eine universelle Balkenhobelmaschine des Typs Europlan 300 / 4V+4F S40. Ausgestattet mit vier Spindeln und vier Faseinheiten kann die Anlage bis zu 300 mm breite und 300 mm hohe Elemente bearbeiten, womit Ruhdorfer den Hobel auch für besonders große Querschnitte nutzen kann, mit denen man im Hobelwerk bislang Schwierigkeiten hatte. Die maximale Vorschubgeschwindigkeit liegt bei 40 m/min.
Gute Zusammenarbeit
Vom Aushärtelager gelangt das KVH in die Balkenhobelmaschine des Typs Europlan 300 von Ledinek © Günther Jauk
Die mechanische Installation startete im Januar 2022 und wurde von Ledinek rascher als geplant fertiggestellt, woraufhin man im Sommer desselben Jahres die ersten Stangen produzierte. „Die Montage war ein Traum und neben Ledinek hat auch die Zusammenarbeit mit Microtec und Vecoplan super funktioniert“, erinnert sich Ruhdorfer und ergänzt, dass man sich für die Optimierung dann reichlich Zeit genommen habe. „Die komplette Anlage ist, wie jedes unserer Projekte, ein Unikat und genau auf die Anforderungen des Kunden zugeschnitten. Zudem steigt mit dem Grad der Automatisierung auch die Komplexität und damit auch die Dauer der Optimierungsphase“, erläutert Ledinek-Vertreter Bernhard Fandl.
Und obwohl die Anlage mittlerweile schon längst die gewünschte Leistung erzielt, ist die Optimierung selbiger für Ruhdorfer ein stetiger Prozess, den man gemeinsam mit Ledinek geht: „Die Zusammenarbeit mit Ledinek ist nach wie vor ausgesprochen partnerschaftlich und lösungsorientiert.“