Forst im Logistik-Netzwerk

Ein Artikel von Dipl.-Ing. Anton Sprenger | 28.08.2004 - 00:00
"Wir haben jetzt neue, durch Faktenwissen belegte Vorstellungen vom Netzwerk Holz", fasste Boku-Rektor Univ.-Prof. Dipl.-Fw. Dr. Hubert Dürrstein die Ergebnisse des 31. Internationalen Forst- und Holzsymposiums 2004 im Vergleich mit den Erkenntnissen des vergangenen Symposiums 2000 zusammen.Im Rahmen von Doppelreferaten wurden wichtige Einzelbausteine für neue Forst-Trends aber auch Standardisierungen ganzer Logistik-Systeme aufgezeigt:
Argumente, warum Netzwerke und nicht Einzelbetriebe die Zukunft gestalten werden fanden Univ.-Prof. Dr. Hans-Rudolf Heinimann, ETH-Zürich und Univ.-Prof. Dr. Karl Stampfer, Boku. Es gilt, die Transaktionskosten in den Griff zu bekommen und Wechselwirkungen zu standardisieren. Wertschöpfung findet im Marketing und Verkauf sowie bei der Nachbetreuung statt. Das wurde früher zu wenig beachtet. Karl Stampfer brachte konkrete Studienergebnisse zu Transaktionskosten - etwa bei den Verweilzeiten bei der Rundholzübernahme. Eine 10%-ige Verkürzung der durchschnittlichen Werte müsse möglich sein, so Stampfer. Ähnliches gilt auch für die Holzerntekosten.Prognose. Im Rahmen langfristiger wissenschaftlicher Projekte wurden neue Prognosemodelle entwickelt - auch neu entwickelte Entscheidungshilfemodelle für die Forsttechnik- und Waldbauplanung sind auf einem guten Weg. Fvw. Ing. Johannes Loschek, Forstbetrieb Franz Mayr-Melnhof-Saurau, und DI Barbara Limbeck-Lilienau, Boku zeigten die Trends bei der Seilrückung ausgehend von der negativen Entwicklung der Holzerntekosten. Innovationen wie der Raupenharvester "Snake" (Einsatz bis 60% Neigung - moderates Seilgelände) oder der neue Seil-Forwarder der ARGE Ing. Streif, Weilbach sind ebenso gefragt wie der Highlander von Konrad Forsttechnik, Preitenegg. Probleme bereitet jedoch immer mehr die geringe Wirtschaftlichkeit bei Erstdurchforstungen. Die Seilrückung ist immer aufwändiger als die Holzernte mittels Harvester/Forwarder. Deshalb sind Prognosemodelle erstellt worden, die aktuell auch die schwierig zu beurteilenden Schadenseinschätzungen umfassen.Entscheidung per Computer. Das Entscheidungshilfemodell CONES beleuchteten der Auftraggeber, die Österreichischen Bundesforste, vertreten durch DI Erwin Stampfer, sowie ao. Univ.-Prof. Dr. Manfred J. Lexer, für die Entwicklergruppe an der Boku. Der Prototyp CONES soll die Nutzungsplanung und waldbauliche Prognose bis 30 Jahre in die Zukunft in den komplexen Bergwaldbeständen der ÖBf erleichtern. Ausgehend vom Bestand und vom gewählten Holzernteverfahren sowie der waldbaulichen Ziele errechnet der Computer binnen 2 Sekunden umfangreiche Simulationen bis hin zur Verjüngungsentwicklung. CONES erlaubt auch Soll- und Benchmark-Vergleiche.Bläuepilze. Bei der Logistik gibt ein FPP-Projekt erstmals konkrete Vorstellungen zu den Durchlaufzeiten von Fichten-Rundholz vom Wald ins Werk und den daraus resultierenden Wertverlusten infolge Lagerschäden. FM DI Dominik Bancalari, FV Wittgenstein, und DI Klaus Friedl, Boku, dokumentierten, wie schnell die Verblauungsgeschwindigkeit mit Lagerdauer und Tagesmitteltemperatur fortschreitet. Um die wirtschaftlichen Verluste in den Griff zu bekommen seien vor allem das Forstpersonal, aber auch die Abnehmer gefordert. "Hier müssen die neuen Holzübernahme-Systeme endlich umgesetzt werden", forderte Bancalari.Container falten. Ansätze wurden auch zur Standardisierung des Rundholz-Transportes mittels neuem Falt-Container gezeigt. Der steirische Projekt "Log Rac" soll die auch heuer wieder teilweise extrem langen Verweil- und Übernahmezeiten von Rundholz zur Säge- und Papierindustrie bei billigeren Transportkosten (infolge verringerter Leerfahrten) verkürzen. Ing. Manfred Knittelfelder, HBG-Holzbeschaffungs- und Logistik GmbH, und DI Peter Daxner, Boku, rechneten die Vorteile des neuen Standards vor - jetzt sei etwa nur noch jede 4. Fahrt eine Leerfahrt. Das noch nicht abgeschlossene Projekt lässt aber noch viele Fragen offen, wie etwa die kritische Masse der erforderlichen Log Racs, um die Vorteile ausspiele zu können. Offen ist auch, wer wo die neuen nötigen Holz-Umschlagplätze (Vorlager) logistisch verwaltet - das sollte der Forst sein, waren sich die Referenten einig. Knittelfelder kündigt für den Herbst noch einen adaptierten Container für Hackgut an.Logistik per Bahn. Integrierte Logistikketten verbessern die Servicequalität der Logistikleistung. Der Log Rac sei nur ein Mittel für die zeitliche und räumliche Koordination beim Holztransport, berichtete Univ.-Prof. Dr. Manfred Gronalt, Boku und Mag. Willibald Schicho, Rail Cargo Austria. In die Untersuchungen über die komplexe, bedarfssynchrone Holztransporte müssen alle Partner der Kette eingebunden sein - dazu laufen mehrere solche Projekte. "Rail Cargo Austria bewältigt pro Jahr bis zu 12 Mio. t Holz im Inland und 2 Mio. t Holz im Ausland und ist damit der 4. größte Bahn-Frächter Europas", erklärte Schicho. Der Fokus richtet sich auf die Optimierung der Güterverkehrsdrehscheiben - es gäbe aber auch optimierte Transportsysteme wie den Mobiler sowie den vor kurzem vorgestellten Rnooss-uz-Wagon mit 64 t Lastgrenze.Neue Wege. Insgesamt hat die Forstwirtschaft in diesem Bereich eine gute Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Praxis gezeigt, wobei es nicht nur Grundlagen- sondern auch angewandte wissenschaftliche Zusammenarbeit sowie einen Wissenstransfer gegeben hat, zog Rektor Dürrstein seine Schlussfolgerung. Die Vorarbeit für das Symposium war wieder in bewährter Weise leitend von Forst-SC DI Gerhard Mannsberger leitend koordiniert worden.