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Alfred Prinz Liechtenstein © Sprenger

Neue Kraft

Ein Artikel von Dipl.-Ing. Anton Sprenger | 19.10.2004 - 00:00

Jeweils neue Obmänner wurden auf der Jahresvollversammlung des Verbandes steirischer Waldbesitzer und des Arbeitgeberverbandes der Land- und Forstwirtschaft in der Steiermark am 15. Oktober in Graz vorgestellt. Als Nachfolger des kürzlich verstorbenen Landtagspräsidenten Ök.-Rat Ing. Hans Kinsky wurden M. Sc. Philipp Freiherr zu Guttenberg (Waldbesitzer, sh. Persönliches S. 29) und Alfred Prinz Liechtenstein (Arbeitgeber) gewählt. Für Liechtenstein ist wichtig, dass den Betrieben gute Mitarbeiter zur Verfügung stehen - deren Erwartungen müssten aber auch zufrieden gestellt werden.
Guttenberg tritt dafür ein, die Wirtschaftlichkeit der Forstbetriebe zu fördern. Dazu rät er den Waldbesitzern, über die Landesgrenzen zu blicken sowie ihre Kräfte mit der Stärkung des Hauptverbandes der Land- und Forstwirtschaftsbetriebe Österreichs (HVLF) zu bündeln. Einer offenen Diskussion darüber steht er positiv gegenüber. Im März werde die Vollversammlung des Hauptverbandes dann die Ergebnisse präsentieren. Wie die Milchbauern. Die Urproduktion steht vor der Globalisierungsfalle, so HVLF-Präsident Ök.-Rat DI Stefan Schenker. In Ansätzen werden die Forstbetriebe als reine Zulieferanten der Holzindustrie gesehen, die fixe Kontingente zugewiesen bekommen. Hier sieht er die Aufgabe seines Verbandes, die Rahmenbedingungen zu gestalten und auszunützen. International nimmt er dazu im November als Delegierter an einem internationalen Forst-Dialog für Zertifizierungsfragen teil. Dabei steht er als einer von zwei Waldbesitzer-Vertretern 58 Teilnehmern aus Industrie und NGO gegenüber. Weiters stellte er bei einem Treffen mit der Ex-Außenministerin Dr. Benita Ferrero-Waldner klar, dass die Forstwirtschaft Teil der europäischen Außenpolitik ist. „Auch wenn es nicht gelungen ist, den Wald in der europäischen Verfassung zu verankern, so konnte dessen Wirtschaftsbedeutung kräftig untermauert werden“, so Schenker. Für den Präsidenten sind starke Landesverbände eine wichtige Unterstützung seiner Arbeit. Neue Kollektivverträge. „Von den etwa 50.000 steirischen land- und forstwirtschaftlichen Betrieben beschäftigen etwa 1200 Betriebe (2,5%) Arbeitnehmer“, eröffnete Dr. Franz Mayerhofer, Geschäftsführer des Arbeitgeberverbandes. Von den insgesamt 4600 Arbeitnehmern sind 1371 in Forstbetrieben beschäftigt, davon 537 Angestellte, 791 Forst- sowie 43 Sägearbeiter. Der neue Kollektivverband für die Forstarbeiter habe sich in den Betrieben bewährt und bringe eine Entlastung bei den Lohnnebenkosten.
Der steirische Arbeitgeberverband hat im Vorjahr mit der Gewerkschaft die Zusammenführung des Kollektivvertrages für Arbeiter in den bäuerlichen Betrieben mit jenem in den Gutsbetrieben geschafft. Die Einteilung der Lohnkategorien wurde vereinbart. Maßgeblich für die Einstufung ist die tatsächliche Verwendung im Betrieb.
Der schwierigste Bereich sei jedoch der neue Kollektivvertrag für Gutsangestellte. Eine Arbeitsgruppe, die vom Vorstand des Arbeitgeberverbandes Steiermark eingesetzt wurde, hat einen völlig neuen Kollektivvertrags-Entwurf erarbeitete und mit den Arbeitgeberverbänden der anderen Bundesländer abgestimmt, so Mayerhofer. Der neue Entwurf, der im Wesentlichen von Prok. Wolfgang Spari, Forstbetrieb Mayr-Melnhof-Saurau, OFM DI Franz Riegler, Stift Admont, FD Dr. Kurt Ramskogler, Stiftung Fürst Liechtenstein, Forst Kalwang, und zu Beginn auch von OFM DI Heinz Koidl, Fürstlich Schwarzenberg`sche Familienstiftung ausgearbeitet wurde, wird von den Arbeitgeber-Verbänden Niederösterreich, Burgenland, Wien, Kärnten und Salzburg voll unterstützt.
Diese Verbände werden demnächst mit der Gewerkschaft in Gespräche einsteigen. Als Verhandlungsleiter ist Spari nominiert. Für diese gute Vorarbeit dankte auch Dr. Alessandro Foscari-Widmann-Rezzonico, Paternion, Präsident der Obmännerkonferenz der Arbeitgeberverbände der Land- und Forstwirtschaft in Österreich. Unter seiner Leitung wurden die Löhne für die Forstarbeiter heuer um 1,7% angehoben (gleiche Steigerung wie bei Gutsangestellten). Die neuem Lohnansätze gelten bis 31. Dezember 2005.
Insgesamt genehmigte das Wirtschaftsministerium der steirischen Land- und Forstwirtschaft heuer 450 Beschäftigungsbewilligungen. Mit einer zweiten Verordnung wurden 2450 Kontingentplätze für Saisonarbeitskräfte und 2130 für ausländische Erntehelfer vorgesehen.
„Der eingeschlagene Weg des HVLF ist richtig. So hat sich der Anteil der Fremdleistung in der Forstwirtschaft binnen 15 Jahren verdreifacht. Der Anteil der Lohn- an den Gesamtkosten konnte im Forst im Schnitt von 31 auf 13% gesenkt werden. Der Ertrag der Forstbetriebe hat seit 1989 von 68 €/ha/J inflationsbereinigt auf 43 €/ha/J abgenommen (Kaufkraftverlust in 15 Jahren -63%) während sich der Zeitlohn in dieser Frist praktisch verdoppelt hat“, so DI Jerome Fürst Colloredo-Mannsfeld. Vom Wald in den Wohnbau. „Es gibt in Österreich einen großen Nachholbedarf beim Holzeinsatz im Wohnbau. Dieser soll in der Steiermark von 5% auf 20% angehoben werden, verriet LR Johann Seitinger seine Wohnbaupolitik. 400 Mio. € an Förderung stünden den Wohnbauträgern pro Jahr zur Verfügung, die 4000 Wohneinheiten jährlich neu errichten, 6000 Einheiten sanieren und 1000 Sozial- und Pflegeheim-Einheiten bauen. Ab 2005 will Seitinger, dass 20% der 1700 Großgeschossbauten in Holz gefertigt werden. Die bisherigen Ausschreibungen hätten Holzbauer benachteiligt. „Wir brauchen aber gute Referenzobjekte. Dazu muss die Zusammenarbeit mit dem Holztechnikwissen der TU-Graz und mit Architektur ausgebaut werden. Wir haben aber noch nicht die Lobbyisten unter den Architekten, die uns mittragen“, so Seitinger.
Am 27. November will der Landesrat in Graz für seine Vorhaben eine „Holz-Charta“ unterzeichnen.
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Dr. Alessandro Foscari-Widmann-Rezzonico © Sprenger

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DI Jerome Fürst Colloredo-Mannsfeld © Sprenger

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LR Johann Seitinger © Sprenger