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ÖBf-Vorstand Dr. Georg Erlacher - 2007 wird Schlüsseljahr für Versorgung der Biomasseheizkraftwerke © DI Gerd Ebner

Do swidanija

Ein Artikel von DI Gerd Ebner | 30.11.2006 - 16:39
"Heuer ist wirklich was passiert - und nicht alles war positiv”, so lautet der Rückblick von ÖBf-Vorstand DI Dr. Georg Erlacher am Ende eines ereignisreichen Jahres. „Selbst außerhalb der Branche war Holz in aller Munde, wurde vielfach aber mit Holznot und Holzmangel in Verbindung gebracht. Hier muss man mit einer Stimme Position beziehen - FHP ist eine Basis dafür, muss aber erst beweisen, dass es das umzusetzen vermag.”
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ÖBf-Vorstand Dr. Georg Erlacher – 2007 wird Schlüsseljahr für Versorgung der Biomasseheizkraftwerke © DI Gerd Ebner

„Auch in der Holzmobilisierung muss es Wettbewerb der Ideen geben. Es existiert keine Erbpacht auf eine bestimmte Klientel.”
Georg Erlacher
Enorme Dynamik. Positiv war aus Sicht Erlachers die enorme Dynamik, die die „Forstwirtschaft regelrecht überrascht hat”. Mit den österreichischen Investitionen in Süddeutschland drehte der Markt im Vorjahr auf einen Verkäufermarkt mit einer ungeheuren Nachfragen-Intensität.
Der Durchschnittspreis der ÖBf erhöhte sich im Jahresvergleich um 10%. Dass es nicht mehr war, sei vom starken Schadholz-Anteil (Käfer, Schneebruch), vielen Durchforstungs-Maßnahmen und einem großen Anteil an Laubholz-Ernte verhindert worden, analysiert Erlacher. Man habe noch nicht ganz das Vor-Lothar-Niveau aus 1999 erreicht, liege aber besser als vor der Windwurfkatastrophe vom November 2002 - umschreibt Erlacher vage. Beide Schadereignisse kosteten die ÖBf jeweils 6 €/fm im Durchschnittspreis.
Da auch 2007 keine wirkliche Entspannung der Käfersituation in den ÖBf-Wäldern erwartet wird, sagt Erlacher auch nicht das Erreichen des Vor-Lothar-Preises beim Fi-/Ta-Sägerundholz voraus.

Gutes Jahr.
In Summe sei 2006 für alle Marktpartner ein gutes Jahr gewesen. Für manche Sparten wie die Papier-, Zellstoffund Holzwerkstoffindustrie hätte es große Herausforderungen gegeben: „Es haben aber alle das Auslangen gefunden”, ist Erlacher überzeugt.
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ÖBf-Vorstand Dr. Georg Erlacher – 2007 wird Schlüsseljahr für Versorgung der Biomasseheizkraftwerke © DI Gerd Ebner

„Das Jammern mancher Sparten geht nun aber schon seit Jahren so - wenn es nie Konsequenzen gab, ist es schwierig, diese Ängste einzuschätzen.
Georg Erlacher
Bei Biomasse fordert Erlacher, dass das Prinzip „der kurzen Wege einzuhalten wäre”. Das Kraftwerk Simmering sieht er hierzu nicht im Widerspruch: „Wir geben die Wärme in ein dichtes Ballungsgebiet ab.”

Ökostrom-Gesetz berücksichtigte bisher Wärme zu wenig.
Dass im Ökostromgesetz bisher nur einseitig Strom und nicht zusätzlich Wärme vorkommt, hält Erlacher für nachbesserungswürdig. Strom-Erzeugung alleine hätte einen zu geringen Wirkungsgrad.
Sein Unternehmen konnte 2006 einen fallenden Hiebsatz durch Biomasse kompensieren: „Das sind Sortimente, die wir früher im Wald ließen: Wipfel, Äste und Ähnliches.” In Summe ergeben sich heuer 200.000 fm, die man für Biomasseheizwerke zur Verfügung stellt. Zu den eigenen 20 könnten noch einige dazukommen, verrät Erlacher. Er appelliert aber, „generell nur Heizwerke zu errichten, deren Versorgung auch gesichert sei”.
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ÖBf-Vorstand Dr. Georg Erlacher – 2007 wird Schlüsseljahr für Versorgung der Biomasseheizkraftwerke © DI Gerd Ebner

„2007 kommt versorgungsmäßig für die Heizwerke die Stunde der Wahrheit.”
Georg Erlacher
Ein Quartal Zwangspause, trotzdem Rekordeinschlag? Die milde Witterung lässt weiterhin eine Holzernte auf höchstem Niveau zu. Für bemerkenswert erachtet es der ÖBf-Vorstand, dass Österreich trotz viermonatigem Stillstand einen Rekordeinschlag schaffen könnte. Das geht. Was Erlacher aber für unrealistisch hält, ist eine Mehrernte, wie sie dem prognostizierten Mehrbedarf (5,5 Mio. fm/J bis 2010) entspräche. „Über alle Besitzarten sind vielleicht noch 20% drinnen, das wären bei 17,5 Mio. fm zusätzlich 3,5 Mio. fm.”
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ÖBf-Vorstand Dr. Georg Erlacher – 2007 wird Schlüsseljahr für Versorgung der Biomasseheizkraftwerke © DI Gerd Ebner

„Ohne eine echte Kalamität oder dramatischen Strukturwandel kann ich mir nicht vorstellen, dass der Rundholzmarkt von einem Verkäuferzu einem Käufermarkt drehen könnte.”
Georg Erlacher
Kunden halfen. Erlacher honoriert, dass die Kunden heuer „hinsichtlich der Aufnahmefähigkeit sehr flexibel waren. Da wurden kurzfristig zusätzliche Lager geschaffen, wenn es notwendig war. Vielfach war es aber das größte Problem, den Leuten zu erklären, dass sie nicht mehr Holz erhalten. Die Erzielung des gewünschten Preises ist mittlerweile das kleinste Problem.”

Service für Waldbesitzer.
Was in Österreich noch fehle wäre ein „Rund-um-Service-Paket” für Kleinwaldbesitzer. Sein Unternehmen sieht er mit dem Dienstleistungs-Angebot hier am richtigen Weg. „Wir investieren im kommenden Jahr 10 Mio. € in Forsttechnik”, erläutert er.
Bisher nutzen 16 Forstbetriebe das Dienstleistungsangebot der ÖBf (Größe: 70 bis 1800 ha). „Schon im Jänner kommen einige prominente neue Kunden dazu”, sagt Mag. Bernhard Schragl, Pressesprecher der ÖBf.

Alles wie gehabt
heißt es aus Purkersdorf beim Hartholz. Bei der Buche tut sich bei den guten Qualitäten wenig, bei C und C+ gibt es massiven Druck vom Energiesektor, der sich heuer in einer 20%igen Preissteigerung manifestierte. „In der Laubholzsaison 2007/08 geht es wohl nochmals rauf.”

Teil-Rückzug aus Russland.
Der Rückzug aus Russland ohne industrielle Abnehmer vor Ort ist für Erlacher endgültig. Das Abenteuer Russland wird sich in einer Wertberichtigung von 6 Mio. € am Gemeinschaftsunternehmen niederschlagen.
Bewegliche Güter wie Harvester, Waggon und Lkw sind in Russland sehr gefragt, und werden dort verkauft oder vermietet. Dass das Russland-Engagement so endete, ist laut Erlacher maßgeblich auf die geänderten Rahmenbedingungen zurückzuführen: Etwa Exportzölle, oder die neuen erschwerten Pacht-Richtlinien. Investoren, die man mit Holz beliefern wollte, erhielten von den russischen Behörden zu vage Zusagen, um starten zu können.

Weiter Potenzial im Osten.
Russland habe weiterhin großes Potenzial - die ÖBf werden sich aber nur noch mit Partnern wie MM Holz dort bewegen, sagt Erlacher. Weitere Osteuropa-Projekte sind noch „ungelegte Eier” (Erlacher) über die man noch nicht spricht. Bei den bisherigen laufen die letzten Lieferverpflichtungen aus, neue wird es vorerst keine geben.