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Ziviltechniker DI Rainer Russ © DI Martin Heidelbauer

Landschaftsangepasst

Ein Artikel von DI Martin Heidelbauer | 16.01.2007 - 00:00
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Ziviltechniker DI Rainer Russ © DI Martin Heidelbauer

Mit unterschiedlichen Projekten und Aufgabenstellungen im Siedlungs-, Schutzwas-serbau sowie bei der Schipistenplanung (Speicherteich, Beschneiungsanlagen) und Gewässer-Renaturierung ist man im Ziviltechnikerbüro Russ, Seewalchen/Attersee, vertraut.Anrainer in Planung einbinden. Für die Erarbeitung von natur- und landschaftsschonenden Lösungen werden viele Gespräche mit Anrainern geführt. Die umfassenden Dienstleistungen betreffen die gesamten Planungen und laufenden Beratungen bis zur Projekt-Fertigstellung. Bevor Ziviltechniker DI Rainer Russ vor zwei Jahren den Sprung in die Selbstständigkeit wagte, war er über fünf Jahre Geschäftsführer in einem großen Ziviltechnikerbüro. Hier konnte Russ vielfältige Erfahrungen sammeln
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Für die Wehrsanierung Gaflenz-Bach (Planung Russ) erhielt die Ge-meinde Weyer den Landespreis für Natur- und Umweltschutz 2006 © DI Rainer Russ

Prämierte Wehrsanierung mit Fischaufstieg und Mühle. Eine besondere Herausforderung stellte die Wehrsanierung Gaflenz-Bach bei Weyer dar. Die 30 Jahre alte Anlage mit vermorschten Fundamenthölzern musste erneuert werden und ein Fischaufstieg unter Berücksichtigung einer vorhandenen Schaumühle war zu planen. Die neue Wehr mit zwei Wehrfeldern sowie Steg ist 17,5 m breit und besteht aus Lärchenholz. Außerdem wurden U-Profilen zur Verstärkung eingebaut. Es gibt eine vollautomatische Steuerung, die bei Hochwassergefahr die Wehrstaffeln hochzieht, damit das Wasser frei abfließen kann. Huchenpassierbarer Fischaufstieg. Der Fischaufstieg verläuft harmonisch neben der Schaumühle und Wehranlage. Er ist für Forellen, Äschen und Huchen passierbar. Hintereinander wurden 17 Becken (Tümpel) errichtet, die 3,7 m lang und 1,8 m breit sind. Zwischen den Steinen ließ man enge Schlitze für eine durchgehende Benetzung, so dass auch Larven und Kleinlebewesen hindurch können. Beim 64 m langen Beckenpass musste auf eine entsprechend hohe Wassermenge und nicht zu hohe Absturzhöhe geachtet werden. Weiters wurden über den Fischaufstieg zwei Holzbrücken gebaut. Für die landschaftsangepasste Wehrerrichtung mit Fischaufstieg und integrierter Schaumühle bekam die Marktgemeinde Weyer den oberösterreichischen Umweltpreis 2006.Speicherteich mit hoher Böschungsneigung. Eine 1,5 km lange Talabfahrt mit Rollerbahn im Sommer, einen Speicherteich und eine Beschneiungsanlage plante der Zivilitechniker für die Schischaukel Mönichkirchen/Mariensee. Wasser-, naturschutz- und forstrechtliche Fragen waren zu klären. Da die alte Schitrasse durch eine mit günstigeren Geländeverlauf ersetzt wurde, gab es keine Genehmigungsprobleme. Wegen der engen Platz-Verhältnisse musste man beim Speicherteich mit 11.000 m³ Fassungsvermögen eine hohe Böschungsneigung (2:3) wählen. In Verbindung mit den schwierigen Bodenverhältnissen (Feuchtstellen, Glimmerschiefer, Sandeinschlüsse) war besondere Sorgfalt bei der Planung des Drainage-Systems und der Dammkonstruktion erforderlich.Retentionsbecken mit zwei Dichtschürzen. Für die burgenländische Ortschaft Kemeten projektierte Russ ein Retentionsbecken zum Hochwasserschutz. Auslöser waren die schweren Überschwemmungen 1998, die einen Großteil der Häuser unter Wasser setzten. Im 6,6 km² großen Einzugsgebiet wird bei einem 100-jährlichen Hochwasserereignis ein Abfluss von 25 m³/sec erwartet. Durch die Schutzmaßnahmen lässt sich dieser auf 5 m³/sec retentieren. Das Retentionsbecken besitzt ein Fassungsvermögen von 220.000 m³ und eine Dammhöhe von 12,9 m. Zudem wurde ein Wellblech-Durchlass eingebaut. Aufgrund des problematischen schluffigen, sandigen Untergrunds wurden neben den Drainagen auch zwei Dichtschürzen (Betonsuspension, Stahlelemente) errichtet. Zuerst wurde eine Stahlspundwand im luftseitigen Dammkörper errichtet und danach wurde die Kerndichtung des Dammbauwerkes in Form einer Schmalwand (Einpressen der Betonsuspension bis 18 m Tiefe) fertiggestellt. Zu beachten war, dass der Grundwasserstrom erhalten bleiben sollte.Gerinneausbau und Renaturierung an der Vöckla. Derzeit befasst sich Russ mit dem Hochwasserschutz und der gleichzeitigen Renaturierung der Vöckla, die durch Frankenmarkt fließt. Durch nachträglich eingebaute Sohlrampen wurde in großen Abschnitten der ursprüngliche Abflusscharakter des Flusses wesentlich verändert. Derartige Maßnahmen widersprechen der Wasserrahmenrichtlinie, die artgerechte Gerinne fordert. Zudem soll der Hochwasserschutz auf HQ 100 ausgebaut werden. Damit die Vöckla wieder die ursprüngliche Abflussdynamik erhält, plant Russ eine Reduzierung oder Auflösung der Rampen, eine Gerinne-Verbreiterung und Böschungserhöhungen an notwendigen Standorten. Mittels Buhnen, Bermen und Störsteinen erfolgt eine naturnahe Gewässerstrukturierung, die unterschiedliche Lebensräume schaffen soll. Im 3 km langen Planungsabschnitt sind über 50 Anrainer betroffen. Deshalb führt Russ viele Gespräche, leistet Überzeugungsarbeit und geht auf Grundbesitzer-Bedenken ein.