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Entwicklung der Anteile wichtiger Baumarten in Europa bis 2100 © Marc Hanewinkel, Dominik A. Cullmann, Mart-Jan Schelhaas, Gert-Jan Nabuurs & Niklaus E. Zimmermann

Großer Wertverlust für Europas Wald vorausgesagt

Ein Artikel von DI Anton Sprenger (für Timber-online bearbeitet) | 24.09.2012 - 10:37
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Entwicklung der Anteile wichtiger Baumarten in Europa bis 2100 © Marc Hanewinkel, Dominik A. Cullmann, Mart-Jan Schelhaas, Gert-Jan Nabuurs & Niklaus E. Zimmermann

Der Klimawandel könnte den wirtschaftlichen Wert der europäischen Wälder bis 2100 halbieren. Je nach Klimaszenario könnte der europäische Wald zwischen 14 und 50% an Wert verlieren. Europaweit bedeutet das Verluste von 59,5 bis 677,1 Mrd. €, berichtet ein internationales Forscherteam unter Schweizer Leitung in „Nature Climate Change".
Die Veränderungen von Temperatur und Niederschlag durch den Klimawandel werden die Wälder Europas immer stärker südländisch prägen. Die Baumartenverschiebung hat auch Auswirkungen auf die Forstwirtschaft. „Auf bis zu 60% der Waldfläche Europas könnten nur noch mediterran geprägte Eichenwälder mit niedrigem Ertragswert vorkommen", sagte Studienleiter Marc Hanewinkel, Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) der Nachrichtenagentur sda.
Das Forscherteam aus der Schweiz, Deutschland, Holland und Finnland hat nun erstmals anhand von wirtschaftlichen Kennzahlen für ganz Europa berechnet, wie hoch die zu erwartenden Verluste sein könnten. Sie modellierten hierfür die zukünftige Verteilung von 32 Baumarten auf der gesamten Waldfläche Europas – etwa 2 Mio. km². Als Rechenbasis dienten drei der offiziellen Szenarien zum Klimawandel des internationalen Klimarats IPCC – ein mildes, ein gemäßigtes und ein extremes.

Fichte zieht sich zurück

Der Befund war deutlich: An Kälte und mäßig feuchte Böden angepasste Baumarten wie die Fichte, die heute einen großen Teil des wirtschaftlichen Werts der Wälder in Europa ausmacht, werden sich vor allem nach Nordeuropa und in die höheren Lagen der Alpen zurückziehen, schreiben die Forscher. Dafür rücken langsam wachsende, an Trockenheit angepasste mediterrane Arten wie die Kork- und Steineiche nach Norden vor. Sie könnten langfristig im Schnitt ein Drittel der Waldfläche ausmachen statt wie heute 11% – beim stärksten Klimawandel-Szenario sogar 66%.