Forstfacharbeiter gesucht

Ein Artikel von DI Martin Heidelbauer | 30.01.2013 - 00:00

Aufgrund des schlechten Berufsimages der Forstfacharbeiter haben Forstbetriebe und Schlägerungsunternehmen Probleme, genügend Arbeitskräfte zu bekommen. „Eine Befragung von Forstfacharbeitern ergab, dass die Hälfte forstlich oder als Forstfacharbeiter tätig ist. Ein weiterer, nicht geringer Teil, arbeitet in verwandten Holzberufen, beispielsweise in der Sägeindustrie, als Zimmerer oder Tischler. Der Trend zum Zweitberuf ist sehr hoch. Forstfacharbeiter sind aufgrund ihrer oft land- und forstwirtschaftlichen Herkunft sowie Ausbildung auch von der Industrie und Wirtschaft gefragt“, erklärte Geschäftsführer Mag. Franz Grießer, Lehrlings- und Fachausbildungsstelle bei der Landwirtschaftskammer Steiermark.

Ausbildungsverbund geplant

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Georg Royer, Royer Holzernte, Forstunternehmer © DI Martin Heidelbauer

Die Forstwirtschaft unterliegt einen stetigen Wandel mit zunehmender Mechanisierung, Technikspezialisierung (Harvester) und Inanspruchnahme forstlicher Dienstleistungen. Es gibt vermehrt Anfragen von Holzernteunternehmern, Forstfacharbeiterlehrlinge selbst auszubilden. Dies ist derzeit aus formalen Gründen gesetzlich nicht erlaubt. Forstunternehmer sind nicht Landwirtschaftskammer-, sondern Wirtschaftskammermitglieder und haben ein örtlich weitläufiges Einsatzgebiet. „Wir arbeiten an der Schaffung eines Ausbildungsverbundes, wo Forstbetriebe und Forstunternehmer in der Lehrlingsausbildung zusammenarbeiten können. Ein entsprechendes Gesetz soll noch heuer verfasst werden“, berichtete Grießer.
Bei der Forstfacharbeiterausbildung kommt dem zweiten Bildungsweg beziehungsweise der Erwachsenenbildung mit 70 %igem Anteil eine große Bedeutung zu. „Von 1990 bis 2012 wurden 1150 Forstfacharbeiterprüfungen mit 90 %iger Erfolgsquote abgelegt. Weiters gab es von 1995 bis zum Vorjahr 156 Forstmeisterabschlüsse. Der Bedarf an Forstfacharbeitern ist in der Praxis subjektiv gegeben“, informierte Grießer.
„Wir bilden Mitarbeiter mittels ‚learning by doing’ aus. Es wird aber immer schwieriger, österreichische Arbeitnehmer zu finden. Wir stellen daher auch ausländische Forstarbeiter aus Rumänien, Bosnien-Herzegowina oder aus der Slowakei ein. Eine Weiterbildung dieser Mitarbeiter ist pro­blematisch, da sie meist nur kurz im Einsatz sind. Dies erschwert eine terminliche Abstimmung mit den forstlichen Ausbildungsstätten. Zudem bleiben die ausländischen Dienstnehmer zu Hause, sobald sie 70 % des Gehalts in ihrem Heimatland bekommen“, berichtete der Forstunternehmer Georg Royer, Royer Holzernte, Schladming, aus der Praxis. Als größtes Problem bezeichnete er das schlechte Image der Forstfacharbeiter. „Alle Partner in der Wertschöpfungskette Holz sollten Geld in die Hand nehmen oder EU-Förderunen lukrieren, um eine Imagekampagne in Österreich zu starten“, appellierte Royer.

Gebt den 15-Jährigen eine Motorsäge

„Wir würden sofort entsprechend ausgebildete Forstfacharbeiter aufnehmen. Die geringe Wertschätzung für die Waldarbeit hält aber viele davon ab, als Forstfacharbeiter tätig zu sein. Noch immer haben viele das Bild des Holzknechts im Kopf. Wir müssen die Vorzüge unseres grünen Arbeitsplatzes aufzeigen und kommunizieren. Waldarbeiter sind viel zufriedener mit ihrer Tätigkeit als andere Berufsgruppen. Sie lieben die selbstständige Arbeit in der Natur“, erläuterte Ing. Norbert Weber, stellvertretender Leiter der FV Göß, Forstbetrieb Franz Mayr-Melnhof-Saurau. Derzeit sind 25 Forstfacharbeiter im größten Forstbetrieb der Steiermark beschäftigt. Auf 32.000 ha werden 180.000 fm/J eingeschlagen. Im Gegensatz zur Starkholzernte ist man bei den Durchforstungen aber nicht in der Lage, mit den Forstunternehmern zu konkurrenzieren. „Unsere Philosophie ist es, auf allen Gebieten im Einsatz zu sein. Die eigenen Waldarbeiter erledigen 30% des Einschlages, der Rest geht an Forstunternehmer. Um die Wege kurz zu halten, versuchen wir, regionale Unternehmer zu binden. Weiters setzen wir eigene Lkw ein, die 90 % der Holzabfuhr erledigen“, berichtete Weber. Als Hindernis bei der Lehrlingsausbildung bezeichnet er, dass ein 15-Jähriger keine Motorsäge in die Hand nehmen darf. Hier wäre eine flexiblere Arbeitsregelung hilfreich.

Entsprechende Entlohnung nötig

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Ing. Christian Mandl, Präsident der Landarbeiterkammer Steiermark © DI Martin Heidelbauer

„Durch die Modernisierung und den Technikeinsatz nahm die Zahl der Beschäftigten in der Land- und Forstwirtschaft stark ab. 1923 gab es noch über 1 Million Arbeitnehmer in diesen Sektor. Seither erfolgte eine starke Abwanderung aus dem ländlichen Raum“, erklärte Präsident Ing. Christian Mandl, Landarbeiterkammer (LAK) Steiermark. Auch die Entwicklung der steirischen LAK-Mitgliederzahl bei den Forstarbeitern ging mit 7990 im Jahr 1950 auf 829 im Jahr 2007 deutlich zurück. Ähnliches dokumentieren auch die Forstarbeiterlehrlingszahlen mit 417 (1950) auf 7 (2010) in der Steiermark.
Weiters machte Mandl auf die geringen Mindestlöhne aufmerksam. Laut Mantelvertrag für Forstarbeiter in der Privatwirtschaft steht den Forstarbeitern (mit Prüfung) ein Mindestlohn von 10,09 €/h zu. Dagegen erhält ein Arbeiter im Eisen und Metall verarbeitenden Gewerbe gemäß Kollektivvertrag (KV) 12,83 €/h. Dies ergibt eine deutliche Lohndifferenz von 27,2 % oder 2,74 €/h. Bei den Österreichischen Bundesforsten bekommen Forstfacharbeiter 13,43 €/Stunde.
Die Ausbildung der Forstfacharbeiter ist im land- und forstwirtschaftlichen Berufsausbildungsgesetz (LFBAG) geregelt. Es gibt ein Grundsatzgesetz und neun Ausführungsgesetze der Bundesländer. „Um das Image des Forstfacharbeiters zu verbessern, sind alle in der Forstbranche gefordert. So könnten beispielsweise Schnupperlehren oder -kurse in landwirtschaftlichen oder polytechnischen Schulen angeboten werden“, schlug Mandl vor. „In der Metallindustrie oder im Friseurgewerbe werden Schnupperplätze schon angeboten. Dies sollten auch Forstbetriebe durchführen, um Lehrlinge zu gewinnen“, meinte Christian Rinnhofer, Obmann der WWG Mürztal.
„Ein erfolgreiches Bild der österreichischen Forstwirtschaft vermitteln die Wettkämpfer bei Forstarbeiter-Weltmeisterschaften. Im Vorjahr konnte die Nationalmannschaft in Weißrussland vier Bronzemedaillen in den Einzeldisziplinen gewinnen“, lobte Mandl.