Österreichische Bundesforste

Bilanz zu Schad- und Käferholz

Ein Artikel von Martina Nöstler (für holzkurier.com bearbeitet) | 29.01.2019 - 12:55

„Windwürfe und der Borkenkäfer haben erneut das Waldjahr 2018 bestimmt“, bringt es Rudolf Freidhager, Vorstand der Österreichischen Bundesforste, auf den Punkt. „Hinzu kamen überdurchschnittlich hohe Temperaturen und außergewöhnliche Trockenperioden.“ Mit 66% beziehungsweise rund 920.000 Efm ist das Schadholz abermals angestiegen (2017: 700.000 Efm) und bleibt auf dem bereits hohen Niveau der Vorjahre. Ein positiver Trend zeichne sich beim Käferholz ab. „Zwei Drittel des Schadholzes stammen aus Windwürfen, nur etwa ein Drittel ist Käferholz“, erläutert Freidhager.

Entgegen dem österreichweiten Trend, demzufolge für 2018 mit rund 4 Mio. Efm ein neues Allzeithoch erwartet wird (s. Beitrag „Waldbilanz Österreich“), ist das Käferholz um 16% von 300.000 Efm (2017) auf 250.000 Efm gesunken. „Wir hatten im vergangenen Jahr den Käfer gut im Griff“, erklärt Freidhager und verweist auf die konsequente Waldpflege. 2018 wurden darin 12 Mio. € investiert und die Mittel für die Borkenkäferprävention auf 4,4 Mio. € aufgestockt (2017: 3,2 Mio. €). 2019 sind ähnlich hohe Ausgaben geplant. „Doch jeder in die Waldpflege investierte Euro kommt doppelt und dreifach zurück, denn der Käfer schläft nicht“, betont Freidhager.

Die außergewöhnlichen Schneemengen der vergangenen Wochen stellten neuerliche Belastungsproben für den Wald dar. „2019 gehen wir von erhöhtem Schneebruch aus. Das endgültige Ausmaß wird jedoch erst im Frühjahr sichtbar sein, wenn die Flächen ausgeapert sind“, so der Vorstand. Doch kein Nachteil ohne Vorteil: „Die dicke Schneedecke wird bis in das Frühjahr hinein den Waldboden mit Feuchtigkeit versorgen, was sich wiederum sehr positiv auf das Waldwachstum auswirkt“, erklärt Freidhager.

Wetterkapriolen im vergangenen Jahr


Mit einem Mittelwert von 1,8° C lag die Lufttemperatur 2018 deutlich über dem Jahresdurchschnitt. Am wärmsten war es im nördlichen Oberösterreich, aber auch in höheren Lagen lag die Temperatur um 0,6° C über dem Durchschnitt. „Überdurchschnittliche Wärme und Trockenheit im April haben zu Ausfällen bei den Jungpflanzen geführt, insbesondere an Standorten mit wenig Winterfeuchte im Boden, wie dem Waldviertel, das bereits im Vorjahr unter extremer Trockenheit litt“, erklärt Freidhager. Im außeralpinen Raum war auch der Großteil des Käferholzes zu verzeichnen, während dessen Aufkommen in den inneralpinen Lagen vergleichsweise gering war. Der Niederschlag lag nicht ganz so stark unter dem jährlichen Schnitt, jedoch mit großen Schwankungsbreiten zwischen Nord und Süd. „Während in den Lagen nördlich der Donau ein merkliches Defizit zu verzeichnen war, hat die Wärme in Kombination mit viel Niederschlag das Wachstum in den alpinen Regionen begünstigt. Die Pflanzen sind gut angewachsen“, erklärt der Vorstand.

„Das Sturmtief Vaia Ende Oktober 2018 zog vor allem die Wälder in der Steiermark und in Kärnten in Mitleidenschaft.“ Davon abgesehen, waren jedoch das ganze Jahr über Wetterkapriolen zu verzeichnen – beginnend im Mai mit heftigen Windstürmen und Unwettern im Wienerwald über lokale Gewitterzellen, die im Juni durch ganz Österreich zogen, bis hin zu starken Windböen, begleitet von heftigen Niederschlägen im September.

Waldumbau: Es wird bunter



„Der Wald der Zukunft wird ein bunter und vielfältiger sein“, betont Freidhager. „Die Auswirkungen des Klimawandels zwingen uns zum Umdenken. Unser Ziel ist es, die Wälder zu klimafitten Mischwäldern umzubauen, die neben Laubbaumarten auch für die Holzindustrie notwendige Arten, wie Tanne, Douglasie, Lärche und Kiefer, enthalten.“ In niederen Lagen und an trockenen Standorten wird die Fichte als bestandesbildende Art langfristig ausfallen. In höheren Lagen gilt es, die Wälder vor Witterungsextremen, wie Windwürfen und Käferbefall, zu schützen. Als forstliche Alternative pflanzen die Bundesforste im sommerwarmen Osten bereits jetzt die Douglasie an geeigneten Standorten. Diese Tannenart kommt mit Trockenheit und Wärme gut zurecht. Feldahorn, Linde oder Eichen sind ebenso Alternativen in tiefen Lagen. Entlang des Alpenhauptkammes will man Lärchen und Weißtannen forcieren, beides Tiefwurzler, die Windwürfen besser standhalten können. In hochalpinen Lagen, wie Salzburg und Tirol, setzt man zudem auf die Zirbe.

„Wesentlich dabei ist es, die Wildschäden zu minimieren, da gerade Jungpflanzen besonders gern vom Wild verbissen werden. Die Wildschäden sind unverändert hoch, gerade bei der Tanne, die für den Klimaschutz besonders wichtig wäre“, erläutert Freidhager. „Generell gilt: Je artenreicher und naturnäher die Wälder bewirtschaftet werden, umso besser ist es für das Ökosystem, die Umwelt und den Menschen. Nur so können wir sicherstellen, dass der Wald auch in hundert Jahren noch sein wird, was er heute für uns ist: ein einzigartiger und unersetzlicher Lebens- und Erholungsraum für Menschen, Tiere und Pflanzen“, meint der ÖBf-Vorstand abschließend.