LESERBRIEF 

Notfallplan Wald – zum Schutz unserer Wälder

Ein Artikel von Johannes Zwickl, Zwickl Holz | 19.08.2019 - 10:53

Originalartikel: Säge oder Forst, wer gewinnt? Ein Dilemma!

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Archivbild © Martina Nöstler

Dauernder Angebotsüberschuss, steigender Nadelrundholz-Import und Verkaufsdruck aufgrund der „Verderblichkeit“ unserer Ware „Rundholz“ führen dazu, dass seit April selbst frisches Fichten-Sägerundholz für Preise unter 65 €/fm frei Forststraße „verramscht“ werden muss. Die jüngsten Betriebsergebnisse der Säge- und Holzindustrie beweisen, dass vor allem der Forst mit zu billigen Rohstoffpreisen die beispiellosen Gewinne ermöglicht. Mehr lesen ...

In meiner Betriebsgröße brauche ich derzeit nur aufzeigen und ich bekomme meine Jahreseinschnitt-Menge in drei Wochen vor die Haustür gelegt. Der Preis spielt dabei keine Rolle. Ihre Behauptung, wonach der Rundholzmarkt in einem Jahrzehnt ein Käufermarkt gewesen sei, ist falsch. Seit 2005 liegt der Rundholzindex immer über dem Schnittholzindex, insbesondere zwischen 2009 und 2017. Die Holzindustrie hat in diesen Jahren extrem schwache Einkommen und herbe Verluste überwinden müssen, wovon die Zeitungen voll waren. Wo war da Ihre Empathie? 

Wie viel haben Sie in Forschung und Entwicklung gesteckt? Im Prinzip gar nichts. Die großen, seit etwa 2000 beschriebenen Probleme wurden lediglich beleuchtet, es wurde aber nichts dagegen unternommen!

Die Borkenkäferseuche zieht sich seit 1990 durch Mitteleuropa und wird durch NGOs und die Laxheit in der Bekämpfung meist stetig vermehrt. WER forscht nach einem Ende der Brut? Ich kenne da nichts, geschweige denn Ansätze einer ausreichend bioziden Bekämpfung. Die Fichte als Brotbaum wird nur in Skandinavien ausreichend beforscht und sortiert. Dort hat die Sortenbildung 40 Jahre Vorsprung. In Österreich kennen wir 2000 Weinsorten (auch nur eine Art!), aber keine einzige der Fichte oder Tanne. Die Aufzucht von Alternativen fehlt bisher gänzlich und ist nicht mit einem Prozentpunkt nachweisbar.

Wo ist das Logistikkonzept der Forstwirtschaft für den Holzanfall 2019? Seit 2018 weiß man, dass es allein in Niederösterreich mindestens 3 Mio. fm Käferholz geben wird. Aber wo wurden Lagerplätze gebildet, Nasslager genehmigt, notwendige Schlägerungen koordiniert, Wiederaufforstungen koordiniert geplant? Nichts davon. Lesen Sie die Ausschreibung der Heeresforste, die auf einer Fläche von157 km2 angeblich keine Lagermöglichkeit haben.

Die einzig augenscheinliche Änderung ist die im Forstgesetz 2002, quasi zur Halbierung der Beförsterung (§113-116 Forstgesetz BGBl. I Nr. 59/2002). Ich kenne keinen Zweig des Wirtschaftens, der mit Verringerung der Produktpflege zu mehr Erfolg gekommen ist. Bisher hat die Holzindustrie die Probleme der Forstwirtschaft stets aufgenommen und parallel dazu hervorragende Entwicklungen in die dritte Dimension des Holzbaus geschafft, um einen zu Recht teuren Rohstoff bestmöglich nutzbar zu verwenden, ohne Abfall, in jeder Faser verwertbar.

Wir sehen Ihre Ohnmacht nur zu deutlich und bangen um die ganze Wertschöpfungskette Nadelholz, an der Zigtausende Arbeitsplätze und Milliarden Umsätze hängen. Nadelholz ist unersetzbar! Doch wo sind Ihre Konzepte? Sind Dr. Freidhagers Drohungen des Warenentzugs und der Kartellbildung die einzigen Dinge, die Ihnen einfallen? Wir sind von Ihrer Lösungskompetenz voll abhängig, die mangels beherzten Eingreifens auf sich warten lässt. Die Ursachen nicht richtig zu benennen, führt auch die Lösungen in falsche Richtungen.

Ich fordere einen regionalen (auf Landesebene), nationalen (auf Bundesebene) und europäischen (EU-Kommission) Notfallplan Wald zum Schutz unserer Wälder, weil es auch der Schutz unseres Lebensraumes ist, um den es geht. Viel ist nicht mehr zu retten, aber das, was noch geht, sollte unbedingt erhalten werden. Wenn es Äthiopien schafft, an einem Tag 365 Mio. Bäume zu pflanzen, was schaffen wir im Holzland Österreich dann nicht?

Johannes Zwickl, Zwickl Holz, Schrems