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Quelle: China Customs Statistics © holzkurier.com

CHINA   

Wie geht das?

Ein Artikel von Gerd Ebner | 24.11.2022 - 10:43

Fichte teurer, weil beliebt und knapp

Das Rundholzangebot aus Europa ist rückläufig. Da Fichte aber unverändert gefragt ist, stabilisiert das den Preis. Der Preis für Kiefernrundholz aus Neuseeland, das Hauptprodukt in China, ist aufgrund des schwachen Verbrauchsmarktes allerdings stark gefallen.

Vielfach ist der Verwendungszweck des importierten Rund- und Schnittholzes ein anderer. Aus deutschem Schnittholz werden hauptsächlich Schalungsteile, aus skandinavischem Schnittholz vielfach Dekorationsgegenstände und Möbel erzeugt. Beides sind insofern Massenmärkte, als sie überwiegend standardisierte Dimensionen verarbeiten. Bei diesen Commodities, die weltweit fast jeder erzeugen kann, ist der Preisdruck höher.

Zur Verwendung dieser 2-by-X-Dimensionen („Dimensional Lumber“) kam es, weil die Kanadier und US-Amerikaner lange Zeit China nötigten, Dimensional Lumber und nichts anderes zu kaufen.

Markt will nicht nur US-Dimensionen

Zwar hofften die europäischen Säger, diese Markttradition fortsetzen zu können – aber in Wirklichkeit sind diese Normen und Spezifikationen nicht überall für den chinesischen Bedarf geeignet.

Mitunter geht das so weit, dass von den Lieferanten gekauftes Schnittholz nicht direkt geeignet ist, sondern bearbeitet werden muss. Das erhöht die Kosten und senkt die Ausbeute. In den beiden Vorjahren hatten sich russische Sägewerke bemüht, maßgeschneidertes Schnittholz für Chinesen zu produzieren.

Bei 115€/fm BCD ab Waldstraße kostet das Rundholz mit Logistikkosten und Begasung genau den selben Preis wie das aus Deutschland importierte Schnittholz, jeweils frei geliefert Hafen Shanghai. Irgendwas stimmt hier nicht!


Ein mitteleuropäischer Säger

Ein Land, viele Dimensionen

Das für den Bau eingesetzte Schnittholz ist nicht landesweit einheitlich. Es gibt dutzend verschiedene Größen und die einzelnen Regionen haben ihre eigenen Anforderungen an die Schnittholzspezifikationen. Diese Sortimente stellt der Importhandel nicht zur Verfügung.

Außerdem sollen die Holzdimensionen mitunter sogar je nach Bauprojekt variieren. Das überfordert den Importhandel erneut. Es ist schwierig, Schnittholz in bestimmten Dimensionen und in großen Mengen direkt einzuführen.

Der Import von Rundholz ist aus chinesischer Sicht eine Notwendigkeit, um „geeignete Ware“ dem Heimmarkt anbieten zu können.

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Quelle: China Customs Statistics © holzkurier.com

Schnittholz zu teuer

Als 2020 und 2021 die Preise in den USA und in Europa Rekordniveaus erreichten, war es für China schwieriger, Schnittholz am Weltmarkt zu erhalten. Parallel war der Rundholzpreis in Europa aufgrund der Käferkalamität sehr tief. Zu diesem Zeitpunkt gab es außerdem viele, relativ neue Sägewerke in China – mit entsprechendem Rohstoffbedarf.

Diese Werke müssen schneiden, auch wenn es nicht immer sehr rentabel ist. Der Rundholzhunger war dann weiter gegeben, als sich auch das Preisniveau in Mitteleuropa bei Rundholz deutlich veränderte. Die chinesischen Sägewerke sollen wirtschaftlich mittlerweile auch sehr angeschlagen sein, heißt es.

Zweierlei Maß

Verdienen lasse sich auch „bei Maß und Trocknung“, wie es ein Marktkenner höflich ausdrückte. Die Maße, die ausländische Anbieter für 2-by-4 erfüllen müssen, sind im metrischen System nicht immer das, was chinesische Produzenten herstellen … Die Verwendung von Rundholz wird vom chinesischen Steuersystem unterstützt. Zwar gibt es weder auf Rund- noch Schnittholz eine Einfuhrsteuer. Auf Rundholz gibt es allerdings nur 9 % Mehrwertsteuer, 13 % sind es auf Schnittholz.

Transport- und Ansiedelungzuschüsse

Was es an chinesischen Zuschüssen sehr wohl gibt, sind Gütersubventionen für Züge zwischen China und Europa (Stichwort: Neue Seidenstraße).

Die Subventionen gelten nicht speziell für Rundholz, sondern für die von den Zügen beförderten Rückfrachten, unabhängig davon, ob es sich um Rund- oder Schnittholz handelt.

Subventionierte Sägewerke soll es dort geben, wo die Industrieparks dies regional entscheiden. Das wäre etwas Ähnliches wie eine Ansiedelungsprämie. Aber: Die Sägeindustrie ist für China eine Low-end-Industrie, der die Regierung nicht viel Aufmerksamkeit schenkt. Viele entwickelte Städte würden vielmehr versuchen, diese Sparte zu verdrängen.

Hohe Ausbeute dank hohen Personaleinsatzes

Last but not least, warum auf Rundholz gesetzt wird: Die Rundholzausbeute in den einfachen Bandsägewerken mit enormem Personaleinsatz ist höher als in hoch technisierten, europäischen Werken: 55 % sind in Europa Standard, eher 65 % bis 72 % gelten für China.