ICIJ

Stellungnahmen zu den ICIJ-Veröffentlichungen

Ein Artikel von Raphael Kerschbaumer | 16.03.2023 - 09:01

Nachfolgend finden Sie die Statements der jeweiligen Unternehmen, zusammengefasst und leicht gekürzt:

J. U. A. Frischeis

Die Frischeis-Gruppe bestätigt auf Anfrage die Verdachtsäußerungen und dass die direkt mit den Vorwürfen konfrontierte Unternehmenstochter in Polen, JAF Polska, derzeit behördlich kontrolliert werde. Der Sachverhalt behandelt konkret einen Geschäftsfall aus dem Frühjahr 2022, bei welchem über einen estnischen Importeur rund 20 m3 Teak importiert wurden. Das Holz wurde zwischen März und Mai 2022 an insgesamt acht Kunden in Ost- und Nordeuropa weiterverkauft.

Frischeis bedauert den Vorfall und betont die hohe Priorität von Due Diligence und die Einhaltung strenger Beschaffungsrichtlinien. 

Hierbei handelt es sich um einen Einzelfall, der letztlich auf einen menschlichen Fehler zurückzuführen ist


Statement Frischeis

Da in diesem Fall Kontrollmechanismen nicht entsprechend gegriffen hätten, verabschiedete das Unternehmen einen Maßnahmenkatalog und verschärfte die internen Kontrollen. „Teak wird ausschließlich aus anderen, weniger risikoreichen Ländern bezogen und hat gesamtwirtschaftlich auch nur geringe Bedeutung“, heißt es. 2022 entfielen nur 0,02 % des Beschaffungsvolumens auf Teak. Wurde in der Vergangenheit noch gelegentlich mit Restbeständen aus Myanmar gehandelt (vor Inkrafttreten der Sanktionen gegen die Myanmar Timber Enterprise), so wurde dies nun gänzlich eingestellt und beschränkt sich auf geringe Handelsvolumina mit Plantagen-Teak. Allgemein spielt der Tropenholzhandel für Frischeis nur eine untergeordnete Rolle. „Nichtsdestotrotz möchten wir aber die entsprechende Nachfrage unserer Kunden weiterhin bedienen“, antwortet das Unternehmen.

„In Europa stehen aktuell das Lieferkettengesetz und die European Union Deforestation Regulation vor der Umsetzung. Frischeis gestaltet die Compliance-Praxis als großes europäisches Handelsunternehmen zentral mit und möchte so aktiv einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung des internationalen Holzhandels leisten“, gibt das Unternehmen an.

„Bei der Überprüfung von Geschäftsfällen im Zusammenhang mit Myanmar-Teak der vergangenen Jahre wurden keine weiteren Verstöße festgestellt“, betont das Unternehmen. Darüber hinaus wurde die interne Kommunikation, bezogen auf Vorgaben, Richtlinien, Einfuhrbeschränkungen und Verbote, intensiviert und beim Kauf von tropischen Holzarten ein Vier-Augen-Prinzip eingeführt.

Forest Stewardship Council (FSC)

In einem umfangreichen Statement gegenüber dem Holzkurier, bezogen auf die genannten Fälle in Rumänien, räumte FSC ein, dass man sich dem komplexen Umfeld im Land vollumfänglich bewusst sei. Themen, wie Korruption oder Fehler in der Strafverfolgung, seien in Rumänien wesentlich für den illegalen Holzeinschlag mitverantwortlich. Während FSC zwar keine staatlichen Aufsichtspflichten ersetzen kann, möchte man sich aktiv der Probleme annehmen und eigene Maßnahmen tätigen. Während einige davon laut FSC sofort zu greifen beginnen, seien andere dazu da, „Bewusstsein zu schaffen und Diskussionen auszulösen. Dabei kann es länger dauern, bis tatsächlich auch sichtbare Veränderungen eintreten“.

Bei getätigten Maßnahmen kann es oft länger dauern, bis auch tatsächlich sichtbare Veränderungen eintreten


Statement FSC

Konkretes Ergebnis der aufgedeckten Unstimmigkeiten in Rumänien ist ein seit 1. Februar im Land stationiertes Repräsentativteam von FSC. Die Teammitglieder sind laut der Non-Profit-Organisation mit den lokalen Gegebenheiten und Gesetzen bestens vertraut und haben darüber hinaus die Entwicklung einer nationalen FSC-Strategie für Rumänien zur Aufgabe.

Vorwürfe betreffend nachlässiger Zertifizierungsverfahren weist FSC auf Nachfrage strikt zurück. Dies sei Aufgabe und Angelegenheit beauftragter Zertifizierungsstellen. Diese sind unabhängige Organisationen, die zwar vom FSC und von den Assurance Services International (ASI) akkreditiert wurden, jedoch eigenständig arbeiten. Fragen zu konkreten Fällen kann somit auch nur die jeweilige zuständige Zertifizierungsstelle direkt beantworten. Auf Nachfrage heißt es, dass sich sowohl FSC als auch ASI den genannten Vorwürfen und Fällen bewusst seien und, sobald die Rechtslage eindeutig sei, auch gezielt Maßnahmen setzen würden.

Auch zu den Themen Arbeitsweise und genauer Durchführung der einzelnen Audits kann sich FSC nicht direkt äußern. Es sei ebenfalls „Aufgabe von ASI, die Gesamtleistung der Zertifizierungsstellen und ihrer Auditoren zu überwachen und etwaige Fälle zu prüfen“.

Die Doppelrolle eines Auditors und Beraters ist nach Rückfrage bei FSC gegen die eigenen Richtlinien. Da jedoch auch hier die Zertifizierungsstellen direkt betroffen sind, übernimmt die Untersuchung des Sachverhalts erneut ASI. Die Akkreditierungsstelle gehe bei Verstößen gegen die Richtlinien jedoch rigoros vor und habe erst kürzlich eine Zusammenarbeit beendet, da die Unparteilichkeit nicht gewährleistet war.

Wir haben in den vergangenen fünf Jahren 88 Unternehmen das Zertifikat aufgrund betrügerischer Aktivitäten entzogen


Statement FSC

Sobald von FSC oder ASI betrügerische Aktivitäten eines zertifizierten Betriebs festgestellt würden, würden sofort strenge Maßnahmen ergriffen und die beteiligten Unternehmen gesperrt, heißt es. Allein in den vergangenen fünf Jahren verloren auf diesem Weg laut FSC-Angaben weltweit 88 Unternehmen ihre Zertifikate. Demgegenüber bekamen im selben Zeitraum nur zwei Unternehmen ihre Zertifikate retourniert, nachdem sie die umfangreichen FSC-Auflagen erneut nachweislich erfüllt hatten.

Zudem führt man gemeinsam mit ASI seit Jahren Überprüfungsschleifen bei Transaktionen durch. Dabei konnten laut FSC-Stellungnahme bereits Tausende Zertifikatsinhaber erfasst werden, die als Teile einer besonders risikoreichen Lieferkette identifiziert wurden. Speziell im Fall von Rumänien habe man daher unlängst einen Risikobewertungsbericht erstellt, der zusätzlich auch Empfehlungen zu entsprechenden Maßnahmen enthält.

Auf die Frage, ob man rückblickend besonders in Rumänien strenger hätte durchgreifen müssen und welche Schritte man bei solchen Hochrisikofällen in Zukunft unternehmen möchte, antwortete FSC, dass man bereits eine Reihe unterschiedlicher Pilotprojekte gestartet habe, die sich mit der Stärkung von Chain-of-Custody-Systemen und einer verbesserten Rückverfolgbarkeit von Lieferketten beschäftigen. Viele Entwicklungen rund um die wissenschaftliche Herkunftsidentifizierung sowie auf Blockchain basierten Transaktionsüberwachungssysteme befänden sich derzeit aber noch in der Entwicklungsphase, gibt FSC an. Darüber hinaus ernannte FSC einen eigenen Rumänienvertreter, der in Zukunft enger mit den Partnern vor Ort zusammenarbeiten und so die Integrität des Systems weiter verbessern soll.

Egger-Gruppe

In der Stellungnahme zu den ICIJ-Berichten betont Egger seine „Null-Toleranz-Politik“ beim Thema illegaler Holzeinschlag. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben strenge Compliance-Prozesse implementiert und kontrolliert deren Einhaltung engmaschig. Allfällige Verstöße werden den zuständigen Behörden ausnahmslos gemeldet. Egger ist es wichtig zu betonen, dass man selbst gegen keine rumänischen Gesetze verstoßen habe und kein Beschuldigter in rumänischen Behördenverfahren sei. Gegenstand der behördlichen Überprüfung seit September 2022 seien unter anderem Lieferanten und Zulieferbetriebe.

Zusätzlich zu der Kontrolle durch Dritte (FSC und PEFC) hat Egger selbst umfangreiche Kontrollmaßnahmen ergriffen, die über „die gesetzlichen Anforderungen und jene der Zertifizierungssysteme hinausgehen“, heißt es auf Anfrage.

Dazu zählt, dass Egger sein angewandtes Due Diligence System (DDS) und die Lieferketten aus Risikoländern einem externen EUTR-Überwachungsabkommen mit der Société Générale de Surveillance (SGS) SA unterworfen habe. Zusätzlich ist das Unternehmen nach dem ISO 38200 Chain of Custody-Standard für die Lieferketten von Holz und Holzprodukten zertifiziert.

Wir unterstützen ausnahmslos die Forderungen nach einer strengen Gesetzgebung sowie regulatorischer Maßnahmen, die notwenidg sind, um speziell in Rumänien Rechtssicherheit und Transparenz zu schaffen


Statement Egger-Gruppe

Das in Rumänien gehaltene FSC-Zertifikat wurde zudem entsprechend von der SGS auditiert.

„Den zugrundeliegenden Prozess kann Egger ebenso wenig kommentieren wie die Kritik an der Funktionsweise von freiwilligen Zertifizierungssystemen“, heißt es in der Stellungnahme.

Die jeweiligen Mindestanforderungen und Richtlinien unterscheiden sich dabei laut dem Unternehmen an den einzelnen Standorten nicht. „Auf Länder und Lieferketten bezogen, werden zusätzlich in jedem Land spezifische Maßnahmen ergriffen, um den dort gegebenen Umständen möglichst treffsicher gerecht zu werden“, antwortet Egger auf Holzkurier-Anfrage.

Speziell bezogen auf den Fall Rumänien, betont Egger, dass man die Forderungen nach einer strengen Gesetzgebung und allen regulatorischen Maßnahmen, die notwendig sind, um Rechtssicherheit und Transparenz zu schaffen, ausnahmslos unterstütze.

Über Fortschritte und das Erreichen gesetzter Ziele berichte Egger zudem in seinem jährlich veröffentlichten Nachhaltigkeitsbericht, schreibt das Unternehmen in seiner Stellungnahme.

Hier geht's zum Holzkurier-Beitrag über die Berichterstattung des International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ).