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Symbolbild © Martina Nöstler

Salzburger Wald und Holz Gespräche

Spannend und schwierig

Ein Artikel von Birgit Fingerlos | 27.11.2023 - 10:29

Im 3. Quartal notierte der vom Fachverband erhobene Fi/Ta-Sägerundholz-Preisindex in Österreich bei 136 %, beim Schnittholz lag er bei 140,2 %. „Damit liegen wir in Österreich über dem europäischen Durchschnitt“, sagte Rainer Handl vom Fachverband der Holzindustrie Österreichs bei den Salzburger Wald und Holz Gesprächen am 23. November in Kuchl. Er fügte hinzu: „Wir haben in Summe darüber hinaus noch höhere Kosten.“ Handl verwies auf den Großhandelspreisindex der Statistik Austria: Die Werte der Kategorien Eisen und Stahl sind um einiges höher als jene bei Schnittholz sowie Rohholz und Hobelwaren. „Wir sind also sicher keine Kostentreiber auf der Baustelle“, betonte er. Das österreichische Produktionsniveau von Laub- und Nadelschnittholz befindet sich auf einem Zehn-Jahre-Tief. 2022 wurden 10,3 Mio. m³ produziert, 2023 waren es 8,8 Mio. m³. „Die Mengen wurden massiv reduziert“, bestätigte Handl. Er ging auch auf die Exportzahlen von Nadelschnittholz sowie den einzelnen Sortimenten ein. Die Schnittholzliefermengen zum Hauptabnehmer Italien reduzierten sich um 12 % (Januar bis Juli 2022: 1,7 Mio. m³, Januar bis Juli 2023: 1,5 Mio. m³). Mit Verweis auf die Holzkurier-Erhebung über die Warenströme von Nadelschnittholz (s. Holzkurier Heft 38, S. 6) merkte Handl an, dass sich die von Österreich nach Italien gelieferten Mengen weltweit an vierter Stelle der größten Nadelschnittholz-Ströme der Welt befinden. 

2023 war und ist noch spannend, 2024 wird noch spannender.

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Wolfgang Hutter, Obmann der Salzburger Holzindustrie
© Birgit Fingerlos

Enttäuschender Inlandsmarkt

„2023 war und ist noch spannend, 2024 wird noch spannender“, sagte Wolfgang Hutter, Obmann der Salzburger Holzindustrie und Geschäftsführer des Sägewerks Hutter in Sankt Michael im Lungau. Prognosen für das kommende Jahr sind laut Hutter „unmöglich“. Als überraschend für die Salzburger Sägeindustrie beurteilte er die Monate Oktober und November, in denen vor allem nach Italien große Mengen geliefert wurden. Enttäuschender entwickle sich der Inlandsmarkt. „Die Baumeister bei uns im Lungau machen ein immer längeres Gesicht, es wird immer weniger gebaut, das macht mich nachdenklich“, merkte Hutter an. 

Als spannend beurteilte auch Dr. Erich Kastner, Leitung des Holzeinkaufs bei Smurfit Kappa in Nettingsdorf, den Holzmarkt in diesem Jahr. Er erklärte: „2023 wird für die österreichischen Sägewerke eine um 15% geringere Produktion prognostiziert. Für uns in der Papierindustrie bedeutet das ein geringeres Rundholzaufkommen. In der Forstwirtschaft liegt das Ernteminus bei 13 %. Die Papierbranche insgesamt hat ein Produktionsminus von 22%. Somit reduzierte sich deren Bedarf, wodurch sich der Holzmarkt wieder in Balance hielt.“ Kastner informierte darüber, dass Smurfit Kappa 2024 mit dem Westrock-Konzern fusionieren möchte und betonte: „Für unseren Standort ist es wichtig, dass wir der Konzernebene positive Botschaften vermitteln, dabei ist es von wesentlicher Bedeutung, die Versorgung langfristig gesichert zu haben.“

Einige Schwierigkeiten

Wolfgang Holzer, Leiter Holz Technik Einkauf bei den Österreichischen Bundesforsten, verwies auf die zunehmende Internationalisierung des Holzmarktes. Es gelten die Marktmechanismen von Angebot und Nachfrage. Die preislichen Schwankungen werden auch unterjährig stärker. „Für ein Produkt, das hundert Jahre Produktionszeit benötigt, sind diese Schwankungen eigentlich inakzeptabel und das Ergebnis auf Zufälligkeiten aufgebaut“, meinte Holzer. Seiner Einschätzung nach wird es bis Mai 2024 weiterhin deutliche Preisunterschiede auch innerhalb Österreichs geben. Er geht davon aus, dass die Nachfrage nach Biomasse, Industrie- und Brennholz weiterhin hoch bleibt. Beim Sägerundholz rechnet Holzer mit einer Nachfragezunahme aus. Um die Versorgungssicherheit der Werke zu gewährleisten, forderte Holzer eine deutliche Steigerung der Sägerundholz-Preise. 

„Die Nachfrage nach frischem Rundholz war von Januar bis April sehr hoch“, bestätigte Gerald Putz, Wirtschaftsführer der Forstverwaltung Weyer. „Es wird immer schwieriger, verfügbare Holzernteunternehmen zu bekommen“, berichtete er aus seinem Berufsalltag. „Im 2. Quartal hatten wir eine Spitze des Holzpreises jenseits von 130 €/fm. Das konnte aufgrund fehlender Holzerntekapazitäten nicht genutzt werden. Ab Juli kam es wieder zu einem Absinken des Preises und Stabilisierung um 95 €/fm. Das Jahr ist gut, aber die allgemeinen Kostensteigerungen schmelzen den Deckungsbeitrag weg“, informierte er. 

Daniel Müller, Leiter Forstbetrieb Berchtesgaden der Bayerischen Staatsforsten, ging auf die Borkenkäfersituation in Deutschland ein. Zudem zeigte er die Holzkurier-Grafik über die für 2023 prognostizierten Produktionsmengen der Sägeindustrie in Österreich und Deutschland (s. Holzkurier Heft 46, S. 4). Demnach reduzieren sich 2023 die Mengen in Österreich um 15% auf 8,6 Mio. m³ und in Deutschland um 12% auf 21,5 Mio. m³. „In Deutschland haben wir zwar einen Rückgang, wir bewegen uns aber immer noch auf einem sehr hohen Niveau“, kommentierte er. 2024 erwartet er als „ein schwieriges, aber noch zufriedenstellendes Holzjahr“. 

Franz Lanschützer von der Landwirtschaftskammer Salzburg verwies darauf, dass die Liefermengen der oberösterreichischen und Salzburger Forstwirtschaft im März Rekordwerte erreichten. Jedoch sind sie seit Mai stark eingebrochen. „Wir erwarten in Salzburg für dieses Jahr eine Einschlagsreduktion um –10 bis –15%“, bestätigte Lanschützer.