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Der großzügige Rundholzplatz täuscht - die Holzindustrie liegt nahe dem Stadtzentrum von Bulle © Ebner

Weiterverarbeitung total -

Ein Artikel von Administrator | 03.05.2001 - 00:00
Despond-Facts
Geschäftsführer/Besitzer: Jean-François Rime
Betriebsleiter: Fernand Feiereisen
Mitarbeiter: 100
Umsatz: 28 Mio. sfr (2000), 30 Mio. sfr (2001)
Zertifikate: ISO 9002 (1998), ISO 14001 (2002), Q-Label (erster in CH)
Einschnitt: 120.000 fm/J(2001); 150.000 fm/J (2002)
Leimholz: 8000 m³/J
Schnittholzverwertung: 80% in eigene Weiterverarbeitung
Umsatzverteilung: Leimholz 40% (keilgezinkte Kanteln, Lamellenholz, Platten); Profilholz 20% (Oberfäche für innen/außen; Täfer, Leisten), Handelsprodukte 15%, Schnittholz 15%
Kunden: Holzhandel
Auslieferung: 7 eigene LKW für die gesamte Schweiz
Handelspartner: Pinus, Karlsruhe/D; Paloheimo, Vantaa/Fin; Pfeifer, Imst
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Der großzügige Rundholzplatz täuscht – die Holzindustrie liegt nahe dem Stadtzentrum von Bulle © Ebner

Wer einen Betrieb sehen will, in dem Rundholz mit höchster Wertschöpfung verarbeitet wird, könnte in die französische Schweiz fahren. In Bulle findet man die Holzindustrie Despond, die das zweitgrößte Sägewerk des Landes betreibt, welches mit einer Weiterverarbeitungsquote von 80% wohl auch international im absoluten Spitzenfeld liegt.Sägen in der Stadt. Das Verwaltungsgebäude befindet sich direkt an der Hauptstraße von Bulle. Sieht man es, erahnt man nicht, dass sich auf der der Straße abgewandten Seite ein 10 ha großer Industriebetrieb erstreckt, an dessen anderem Ende der 15.000 fm fassende Rundholzplatz liegt.
Dazwischen befinden sich mehrere Produktionshallen, in denen die Schweizer Paradeholzindustrie eine breite Palette an Holzprodukten erzeugt.Neue Besitzer, ehrgeizige Zielsetzung. Ausgangspunkt des Unternehmens war das Gatter-Sägewerk Despond in Bulle, das die Familie Rime 1978 erwarb. Mit der Geschäftsführung von Jean-François Rime begann die Sägewerkserneuerung. Den gezielten Ausbau der Weiterverarbeitung startete man mit Eintritt von Fernand Feiereisen in das Unternehmen.
Den Einschnitt modernisierte man mit einer Gatter-Spaner-Einheit von Linck, Oberkirch/D. Mit dieser Kombination schnitt man zuerst 30.000 fm/J. Eine Blockbandsäge erledigt den Spezialeinschnitt von Holz stärker 55 cm.
Nach Einbau einer modernen Doppelwellen-Nachschnitt-Kreissäge (MKV), einer vollautomatischen Besäumeranlage und einer Schnittholzsortieranlage schuf man den Grundstein für weiteres Wachstum.
Im Vorjahr verarbeitete Rime bereits 120.000 fm, doch sind sämtliche Anlagen schon auf die nächste Ausbaustufe ausgerichtet: den Einbau der Doppelwellenkreissäge CSMK, die im August anlaufen wird. Produktionsziel für 2002: 150.000 fm.
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Gatter mit Spaner, Nachschnittsäge im Hintergrund – so arbeitet man noch bis Juli, dann kommt eine CSMK-Doppelwellenkreisäge © Ebner

Einschnitt um 30 DM/fm. Mit dieser Anlage erwartet sich Rime, dass man bei den Einschnittkosten nahe der viel zitierten 30 sfr/fm zu liegen kommt. Die Leistung wird auf 800 fm/Tag steigen. Dann kann man Stämme bis 65 cm Zopf auf der Hauptlinie verarbeiten. Nur ausgesprochenes Wertholz gelangt auf die Bandsäge, die unverändert erhalten bleibt.
Mit der CSMK als flexible Hauptmaschine wird man sich rascher auf die Aufträge einstellen können. „Die Änderung der Kundenansprüche - immer kurzfristiger, immer kleinere Lose - war der Hauptbeweggrund für die Umstellung”, erläutert Rime.Breite Produktpalette. Treu bleibt man der Produktbreite: Klotzbretter in höchster Qualität von der Bandsäge, Rohhobler, Kanthölzer, Rift-Kanteln von der Hauptlinie. Diese Ware benötigt Despond für Weiterverarbeitung, BSH-Lamellen erzeugt man für den Weiterverkauf.
An der Schnittholzsortierung (25 Boxen) wird eine erste Qualitätsentscheidung getroffen. Oberste Prämisse: hobelfähig oder nicht. Diese kann sich im weiteren Produktionsfluss aber noch mehrmals ändern.
Das ist schnell erklärt: bei Despond sind insgesamt sechs Weinig-Hobelautomaten installiert. Jedem ist ein gewisses Produkt zugeteilt: einer etwa für Leisten, der nächste für Profil- bretter. Diesen Maschinen ist vielfach eine Bearbeitungsmaschine vorgelagert - etwa eine Aufteilsäge. An all diesen Stationen erfolgt jeweils noch eine Nachsortierung, so dass Verwendungszweck oder Qualität immer angepasst werden können.
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Despond ist ein reines Linck-Sägewerk – Einschnittmaschinen, Mechanisierung (Bild), Besäumautomat sowie Schnittholzsortierung © Ebner

Bis zu vier Sortiervorgänge. „Bei manchen Produkten wird drei bis viermal sortiert”, erläutert Schichtleiter Bernard Gremion. Wie detailliert man vorgeht, zeigen die hauseigenen Sortierkriterien: A ist astfrei, B gesundastig, C der Rest. Doch gibt es jeweils noch Zwischenstufen, AA, A/B, B/C, die man Produkten zuordnet oder auch Kunden. „Auf Anfrage machen wir entsprechende Wunschsortierungen”, so Gremion.
Die detaillierte Einteilung hebt die Wertausbeute und gibt Sicherheit. Rime: „Gegenwärtig verarbeiten wir viel Sturmholz. In unserem Kanton wurden sieben Jahreseinschläge geworfen. Mit unserem Sortiersystem können wir Holz ohne Risiko für die Kunden nutzen. Sollte im Sommer Käferholz anfallen, lässt sich dieses - etwa an der Trennbandsäge - so aufteilen, dass man die nicht befallenen Holzbereiche noch nutzen kann.”
Sturmholz wird Despond bis zum Herbst bekommen. Dazu wird ein Nasslager am Firmengelände errichtet. Daneben baut man ein neues Schnittholzlager.
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Leimholz mit Iroko auf der Außenseite © Ebner

Millionen-Investition. Mit der Erneuerung des Rundholzplatzes 2002 wird das ein 3 Mio. sfr-Investitionsprogramm abgeschlossen, neue Möglichkeiten die neue 3,3 MW-Heizanlage bringen, die man von Mawera, Hard, vor 4 Monaten bekommen hat. In ihr wird das unverkäufliche Restholz inklusive Rinde verheizt. Die Wärme benötigt man für die Trockenkammern, der Rest geht ins Fernwärmenetz. Derzeit kann man knapp 43.000 m³ pro Jahr auf Endfeuchte bringen, nach einer Erweiterung mit Kammern von Nardi, Soave/I, sollen es 60.000 m³/J sein.
Hand in Hand mit dem Wachstum des Einschnitts stieg zwangsweise auch die Menge der Anfallsortimente. Um diese nutzen zu können, baute man 1986 ein Leimholzwerk. Einschichtige Massivholzplatten und Leimhölzer bis 6 m Länge werden produziert.
Im Laufe der Zeit hat sich produktseitig manches geändert. Beliebt sind derzeit etwa lamellierte Fensterhölzer mit dauerhaften Holzarten wie Iroko an der bewitterten Seite.
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Jede Region hat ihr eigenes Profil – Despond macht alle © Ebner

Spezialzuschnitt. Ein anderes Spezialprodukt liefert man an einen großen eidgenössischen Parketterzeuger: auf 7% Holzfeuchte getrocknete und auf ±0,5 mm zugeschnittene Hölzer. Diese erzeugt man auf einer automatischen Mehrfachabläng-Säge, die von Balz, Langau/CH, geliefert wurde.
Eine Hauptproduktgruppe von Despond sind die Profilhölzer. Vierseitig bearbeitet bietet man diese in insgesamt 80 Profilen an, auf Wunsch Oberflächen behandelt.
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Leisten sind in allen Formaten erzeugbar und werden größtenteils auch auf Lager gehalten – im Bild der stolze Schichtleiter Gremion © Ebner

Eigene Lackierstraße. In einer vom Unternehmen mitentwickelten Maschine werden in vier Durchläufen die Bretter lackiert. Die Leistung ist mit 400 m² vergleichsweise hoch, wenn man bedenkt, dass die Kommissionen oft nur wenige Bretter umfassen.
„Der Handel ist leider nur noch selten bereit, größere Mengen auf Lager zu legen, so kommen Minilieferungen zustande”, ist Rime unzufrieden.
Profilleisten werden in Bulle ebenfalls erzeugt. Hier reicht das eigene Schnittholz nur zum Teil, der Rest muss zugekauft werden. Auch bei den Leisten gilt: es gibt nichts, was es nicht gibt - sogar Minileisten mit 1 mal 1 cm werden gefertigt.
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Mit sieben LKW und Spediteuren versorgt man die gesamte Schweiz © Ebner