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Im Nachschnitt können Model bis 230 mm Höhe verarbeitet werden © Nöstler

Holz-Nahversorger

Ein Artikel von Dipl.-Ing. (FH) Martina Nöstler | 15.12.2004 - 00:00
Als Nahversorger in Sachen Holz sieht man sich im Säge- und Hobelwerk Ortner, Tragwein: vom Listenbauholz bis 14 m Länge über Hobel- und Tischlerware bis hin zum Rindenmulch setzt man die gesamte Produktionskette am regionalen Markt ab.
„Für Bastler und Häuslbauer haben wir außerdem einen kleinen Holzfachmarkt angeschlossen”, erläutert Inhaber Rudolf Ortner sen. „Es ist unsere Philosophie, dass wir die Rohware im Inland beziehen und auch hier absetzen”, so Ortner weiter. Darum wurde auch im vergangen Jahr die PEFC-Zertifizerung durchgeführt.
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Im Nachschnitt können Model bis 230 mm Höhe verarbeitet werden © Nöstler

Ortner-FactsInhaber: Rudolf Ortner sen., Sägewerk seit 180 Jahren
im Besitz der Familie Ortner
Mitarbeiter: 6
Areal: 5 ha
Einschnitt: 15.000 fm/J
Produkte: Listenbauholz bis 14 m, Kantholz, Latten,
Staffeln, Tischlerware, Hobelware, Profilbretter, Rindenmulch,
Tauchimprägnierung, auch Lohn-Schnitt, -Hobelung
und -Trocknung
Holzarten: Fichte, Kiefer, Lärche
Absatz: ausschließlich regional
Erbe über Generationen. Im 14. Jahrhundert wurde die Sägemühle das erste Mal urkundlich erwähnt. „Im Besitz unserer Familie ist der Betrieb seit über 180 Jahren“, erzählt Ortner nicht ohne Stolz.
Und auch die nächste Generation ist schon am Ruder: Rudolf Ortner jun. ist seit seinem Abschluss der Fachschule in Kuchl 2000 im elterlichen Sägewerk tätig. Die Übergabe an die junge Generation ist im Juli 2005 geplant.
Ortner sen. sieht seine Aufgabe am Rundholzplatz: Bis zu 18 m lange Stämme bezieht man von Forstbetrieben bis ins niederösterreichische Waldviertel. „Langholz macht etwa 50% unseres Einschnittes aus“, erklärt er. Das Rundholz wird je nach Auftrag abgelängt und per Radlader zum Sägewerk transportiert. Große Wurzelanläufe oder Stämme, deren Durchmesser für das Gatter zu groß sind, werden mit einem Reduzierer passend gefräst.
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Flexibler Zuschnitt mit der BNK dank sechs verstellbarer Sägen und zusätzlich vier bis sechs fix montierter Sägeblätter © Nöstler

Genug Rohstoff vorhanden. „In der Umgebung sind wir die Einzigen, die innerhalb von ein bis zwei Tagen langes Bauholz etwa für Dachstühle bereitstellen können“, freut sich Ortner jun. Das führt der Jung-Säger auf die großen Rundholz-Mengen zurück, die man in Tragwein ständig auf Lager hält.Alles aus einer Hand. Der Einschnitt wird mit einem Gatter von EWD, Reutlingen/DE und Altötting/DE, bewältigt. Stämme mit einem Durchmesser von maximal 70 cm können damit geschnitten werden. Da man die Mengen mit Gatter und Besäumer – ebenfalls von EWD – nicht mehr rationell verarbeiten konnte, wurde im September in eine neue Nachschnitt-Kreissäge investiert. Aufgrund der guten Erfahrungen setzt man auch hier auf die Technik von EWD. „Wir haben uns einige gute Referenz-Projekte angesehen, wie etwa bei Kirnbauer in Gloggnitz“, begründet der Säger. „Außerdem hat man einen Vorteil bei Service und Ersatzteil-Beschaffung, wenn alle Maschinen aus einer Hand kommen“, weiß Ortner.
Ein weiteres Plus ist der Anschluss der BNK an ein Modem. So können bei Problemen die EWD-Techniker die Fehlerbehebungen von Deutschland aus durchführen. Die Bedienung erfolgt über PC, der via SPS-Steuerung mit der Maschine kommuniziert.
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Gesamtausrüster EWD: Gatter, automatischer Besäumer sowie die neue BNK-Nachschnittsäge stammen aus Altötting/DE © Nöstler

Bediener notwendig. Die Schnittlinie wird per Laser auf die Oberfläche der zu bearbeitenden Ware projiziert. Die Optimierung schlägt eine Dimension vor, die geschnitten werden kann. Der Bediener bestätigt dies oder kann bei Bedarf die Daten auch abändern.
„Wir setzen auf manuelle Bedienung der Anlage“, so Ortner jun. „Die Ausbeute und Wertschöpfung ist höher, wenn ein Mensch dahinter steht. So erkennt eine Maschine etwa nicht, wenn man aus der Ware hochwertige Qualität wie zum Beispiel Fensterkantel schneiden kann. Hier ist ein Bediener effizienter“, ist er überzeugt.
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Sägewerk Ortner ist Nahversorger in Sachen Holz: von Bauholz über Tischlerware bis hin zu Rindenmulch © Nöstler

Nächste Ausbaustufe. Die Sortierung der Schnittware erfolgt händisch. „Das ist eine mögliche, nächste Investition, die wir tätigen werden“, blickt Ortner in die Zukunft.
Ebenso soll die Hobelung forciert werden. Derzeit bewältigt man etwa ein Drittel der Schnittware, die gehobelt wird, mit zwei Hobelanlagen von Weinig, Tauberbischofsheim/DE. Die Aufgabe erfolgt noch händisch. „Die Hobelhalle müsste ausgebaut und die Anlage automatisiert werden“, so Ortner.Von Abbund bis Rinden-Verwertung. Die Oberösterreicher engagieren sich auch stark für die Holzbau-Betriebe der Umgebung. Für diese hat man einen überdachten Platz eingerichtet, wo lange Teile abgebunden werden. Mit dem eigenen Lkw samt dazugehörigem Kran transportiert man die fertige Ware zur Baustelle und versetzt die Teile vor Ort.
Bei Ortner wird alles zur Gänze verarbeitet: Rindenmulch verkauft man an Private, Gemeinden und Gärtnereien – „eine höhere Wertschöpfung, als wenn man die Rinde verheizt“ (Ortner). So schließt sich der Kreis und die Philosophie wird Wirklichkeit –Nahversorger in Sachen Holz zu sein.