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Detlef Bieber, Heike Rötger, Ulrich Bruning und Sven Kohl (v. li.) © Tuthill

Effiziente Energie

Ein Artikel von Dr. Johanna Kanzian | 29.04.2005 - 00:00
Der energetischen Nutzung von Biomasse zur Strom- und Wärmeerzeugung kommt eine nicht zu unterschätzende Bedeutung zu. Wir stehen erst am Anfang unserer Möglichkeiten“, berichtet Geschäftsführer Detlef U. Bieber, Tuthill Nadrowski Turbinen, Bielefeld/DE.Impulse für Investitionen. Mit der Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) in Deutschland sowie dem Ökostromgesetz in Österreich wurden Impulse für Investitionen gesetzt.
„Generell ist in Europa ein klarer Trend zur Nutzung von Biomasse für die Sektoren Wärme, Strom und Treibstoff erkennbar. Unterstützt durch das EEG und Ökostromgesetz liegt der Fokus in Deutschland und Österreich auf der Stromerzeugung“, berichtet der Geschäftsführer.
Seit 1966 baut Nadrowski Turbinen-Generator-Sätze (TG-Sets) am Standort Bielefeld im Leistungsbereich von wenigen hundert kW bis zu 7 MW. Seit 1997 werden in Kombination mit Murray-Turbinen TG-Sets angeboten bis zu 20 MW. Erste TG-Sets wurden bereits in den späten 1970er-Jahren nach Malaysia und Indonesien in den sogenannten Palmoil-Markt ausgeliefert. „Weit über 800 TG-Sets sind zur Stromerzeugung aus Palmfasern im Einsatz“, erläutert Heike Rötger, Bereichsleitung Auftragsmanagement. Die Plantagen sind weit ab von jeglicher Infrastruktur. Ausschlaggebend für die Entscheidung in Asien zu NadrowskiTG-Sets ist deren zuverlässige und einfache Fahrweise sowie dem geringen Wartungsaufwand.Hoher Exportanteil. „Von Anbeginn bewegt sich unser Export-Anteil zwischen 70% und 80%. Es gibt kaum ein Land, in dem nicht eine Nadrowski Turbine ihren Dienst verrichtet“, erläutert Rötger.
In Österreich und Deutschland findet man Nadrowski-Turbinen vorwiegend in der Holz- und Holz verarbeitenden Industrie, Papierindustrie, in Heizkraftwerken sowie in der Chemie- und Lebensmittelindustrie.
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Detlef Bieber, Heike Rötger, Ulrich Bruning und Sven Kohl (v. li.) © Tuthill

Speziell konzipiert. Jede Turbinen-Anlage ist speziell für den Kunden ausgelegt und konzipiert. „Während in Österreich und Deutschland die Stromversorgung im Vordergrund steht, liegt das Augenmerk in Skandinavien auf der Nutzung von Wärme“, erläutert Ulrich Bruning, Bereichsleitung Konstruktion und Produktion.
Als ein typisches Anwender-Beispiel nennt man bei Tuthill Nadrowski Ekokem Oy Ab, Riihimäki/FI, wo insgesamt drei TG-sets den Nutzungsgrad und die Effizienz der Anlage steigern. Ekokem wurde 1979 als Aktiengesellschaft mit Beteiligung der finnischen Regierung, Gemeinden und einigen Industrieunternehmen gegründet. In der Müllverbrennungsanlage werden Abfälle aus Haushalt- und Industrie entsorgt. Bei dem Prozess wird mit heißen Rauchgasen Dampf zur Strom- und Wärmenutzung erzeugt. Im Winter und auch in den Übergangszeiten Herbst und Frühjahr steht dieFernwärmeerzeugung für die benachbarten Gemeinden und Industrieunternehmen im Vordergrund. Die Energie des Dampfes wird hierbei in den Turbinen in Strom umgewandelt. Mit dem Ab- und Entnahmedampf wird über Heizwärmekondensatoren Wärme erzeugt. Im Sommerbetrieb wechseln die Prioritäten, das heißt, die Stromerzeugung steht im Vordergrund.
Der Lieferumfang von Tuthill Nadrowski bestand bei der Anlage Ekokem aus dem Turbinen-Geneneratorsatz inklusive sämtlicher Schalt- und Regelungstechnik, der nachgeschalteten Kondensationsanlage, Verrohrung sowie die Einbringung ins Kraftwerk und die Inbetriebsetzung.Maßgeschneiderte Lösungen. Projekte dieser Art haben laut Sven Kohl, Teamleiter Angebotswesen/Projektabwicklung, eine lange Entwicklungs- und Genehmigungszeit vor Ort. „Unsere Aufgabe ist es, dem Kunden maßgeschneiderte Lösungen anzubieten, die den Anlagenprozess optimieren. Frühzeitig werden bei uns im Haus die Konstruktion sowie der Einkauf und Aftermarket eingebunden. Das zusätzlich der lokale Tuthill Repräsentant vor Ort ebenfalls stark mit eingebunden ist, versteht sich von selber“, so Kohl.Der Markt boomt. Weitere Anlagen dieser Art werden noch in diesem Jahr nach Finnland ausgeliefert. Beispielsweise an Koskisen Oy, Järvelä/FI, an Vapo Oy, Ilomantsi/FI und Vapo Oy, Haapavesi/FI. Auch in Schweden werden in diesem Jahr drei weitere Anlagen in Betrieb genommen.Funktionstests vor der Auslieferung. Jede Turbine wird im Werk vor Auslieferung einem Funktionstest mit Dampf unterzogen. Beteiligt am Werkstestlauf sind neben dem Montageteam der zuständige Projekt-Engineer sowie ein Service-Engineer. „Wir legen hierbei großen Wert auf umfangreiche Prüfung der Funktion und Qualität der Anlage. Alles was sich hier einstellen und prüfen lässt, bringt uns hinterher Zeitersparnis bei der Inbetriebnahme vor Ort“, erläutert Detlef Gent, Projekt-Engineer.Schulung, Wartung, Ersatzteile. Mit Übergabe der Turbine an den Kunden geht die Anlagen-Betreuung vom Projektleiter an das Aftermarket-Team über. Detlef Perschke, Bereichsleiter Aftermarket, steht mit Rat und Tat zur Verfügung, sobald die Kunden Unterstützung in Form von Ersatzteilen, Schulung von Betriebspersonal, Wartung und Reparatur benötigen.
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Endmontage eines Zwischenboden in ein mehrstufiges Turbinengehäuse © Dr. Johanna Kanzian

Trend zu Fernüberwachung und Visualisierung. „Der Trend zur Fernüberwachung und Visualisierung der TG-Sets ist eindeutig erkennbar und wird bereits bei einigen Anlagen praktiziert. Hierzu werden die Prozessdaten über Datentransfer ins Werk übertragen, so dass die Anlagen von den Turbinenexperten überwacht und beurteilt werden können“, erklärt Perschke.
Schnelle Unterstützung der Kunden hat hohe Priorität im Aftermarket. Um einen schnellen Service zu gewährleisten, arbeitet Tuthill Nadrowski auch mit Service-Centern in Schweden, Spanien, Indien und Singapore zusammen. Die Mitarbeiter vor Ort wurden im Werk Bielefeld geschult. Eine reibungslose Projekt-Abwicklung und Nachbetreuung sind von immenser Bedeutung, ist sich Rötger sicher. „Hohe Qualitätsstandards gepaart mit Kundennähe, Zuverlässigkeit und Flexibilität sind die Anforderungen. Wir tragen dem mit gut ausgebildeten und engagierten Mitarbeitern Rechnung“, freut sich Rötger.

Tuthill Nadrowski-Facts

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Qualitätssicherung durch Zwischenkontrolle auf Vollständigkeit und Maßgenauigkeit © Dr. Johanna Kanzian

Gegründet: 1906 in DresdenStandort Bielefeld: seit 1966
Zugehörig zur Tuthill Corporation: 1997
Geschäftsführer: Detlef U. Bieber
Mitarbeiter in Bielefeld: 78
Umatz : 20 Mio. €/J
Vertriebsbüro Essen:Julian Matthews für TG-Set
Österreich-Repräsentation:Ing. Franz Schmachtl, Büro: Wien, Graz, Linz
Finnland-Repräsentation:
Oy Tapiro Ab, Helsinki/FI
Schweden-Repräsentation:
Weckman AB, Solna/SE
Tuthill Energy Systems:Coppus Turbinen, Millbury/USA: Einstufige Turbinen bis 1 MW
Murray Turbinen, Burlington/US: Mehrstufige Turbinen bis 20 MW
Nadrowski Turbinen, Bielefeld/DE: Ein- und mehrstufige Turbinen bis 7 MW

Referenzanlagen

in Österreich und Deutschland: Edler, Köflach, Tretter, Mistelbach, Stora Enso, Bad St. Leonard, Pfeifer, Kundl, Klenk, Oberroth/DE, Prüm, Weinheim/DE, Klaus Borne, Sirzenich/DE, Schie der Möbel, Schwalenberg/DE, DREWAG, Dresden/DE