Ebenso kritisch sieht Bemmann den rasanten Anstieg des Schnittholzexports von 21% 1990 auf 56% 2003 bei stagnierender Gesamtproduktion. Besonders stark entwickelten sich in jüngster Zeit die Exporte nach China und Japan, stellte der in Dresden lehrende Professor fest. Verlängerung der Wertschöpfungskette. Die beginnende Etablierung von Produktionsstätten über einer Kapazität von 50.000 fm/J mit ausländischer Beteiligung insbesondere im waldreichen Föderalbezirke Nordwest und Sibirien würde mittelfristig eine Marktbereinigung unter den Kleinsägewerken herbeiführen, so Bemmann sinngemäß. Gleichzeitig sieht er das Anwachsen von Exporten höherwertiger Holzprodukte wie Leim- und Sperrholz voraus.
Der Aufbau von Holzverarbeitungs-Kapazitäten durch westliche Konzerne sowie die nur langsame Erholung des Produktionsvolumens nach dem Kollaps in den frühen 1990er-Jahren machen Rundholz-Importe aus Russland unumgänglich.
„Der Rohstoff im Baltikum wird knapp”, warnte auch Dr. Carsten Merforth, Geschäftsführer der Rettenmeier-Tochter Baltic Timber. Durch die Vielzahl neuer Sägewerke hätten Rundholzpreise bereits deutsches Niveau erreicht. Holz aus dem Staatswald werde versteigert, die Preisbildung für jenes aus Privatforsten erfolge „über Zeitungsanzeigen”. In den nächsten drei Jahren ortet Merforth im Baltikum ein massives Versorgungsproblem.Diener zweier Herren. In die Marktlücke des Bindeglieds zwischen lokalem Forst und ausländischen Investoren war der austro-finnische Forst-Dienstleister Foria vor drei Jahren vorgestoßen. „Ersteren bieten wir neben Straßenbau, Durchforstung und Holzernte unsere Kontakte zu internationalen Holzkonzernen. Den Verarbeitern gewährleisten wir eine Versorgung genau nach Lieferprofil. Auch die gemeinsame Abwicklung ganzer Investitionsprojekte in Russland ist möglich”, erklärte Foria-Geschäftsführer DI Josef Buerg. Osten braucht keine Karlssons. Mit der Pacht eines 176.000 ha-Waldgebietes nordöstlich von Moskau/RU auf 49 Jahre - wie es die jüngste Novelle des russischen Forstgesetzes zulässt - will Foria einen Modell-Forstbetrieb etablieren. Linkische Selbstbediener-Mentalität stünde westlichen Holzkonzernen in Osteuropa schlecht an, so ein Teilnehmer. Es komme vielmehr darauf an, dass diese ihre wichtige Rolle beim strukturellen Auf- und Umbau wahrnehmen.