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Wurm, Lex, Staud, Teischinger, Schöpf, Sieder, Neuschmied (v. li.) beim 1. Branchentag Holz in Tirol © Dr. Johanna Kanzian

Mutig in die Zukunft

Ein Artikel von Dr. Johanna Kanzian | 24.04.2005 - 00:00
Mut zur Kooperation – so lautet das erklärte Ziel des Holzclusters Tirol, erläuterte DI Rüdiger Lex, Geschäftsführer des Holzclusters Tirol, am 22. April in Igls am 1. Branchentag Holz.
„Ein Tätigkeitsbereich des Holzclusters Tirol ist der Kooperationsaufbau, Erschließung neuer Märkte, Förderberatung, Unterstützung beim Marktauftritt, Abwicklung von Schulungen und Fachexkursionen. Der Holzcluster ist innerhalb des Vereins proHolz Tirol angesiedelt“, so Lex.Überzeugungsarbeit leisten. „Holz ist genial, wir wissen es, aber wir müssen noch den Rest der Welt davon überzeugen“, so der Vorstandssprecher des Holzclusters Tirol, Hansjörg Neuschmied, Hopfgarten.
„Cluster ist ein oft ge- und auch missbrauchtes Wort. Für manche ist es mittlerweile ein Unwort. Wir wollen den Begriff positiv besetzen“, erläuterte Lex. „Das Holz auf die Ebene heben, die ihm zusteht, ist das Anliegen von Landeshauptmannstellvertreter Ferdinand Eberle.“ Holz-Marketing ist professionell geworden. „Das Marketing für Holz ist ungeheuer professionell geworden“. Dieses Lob stellte der Marktforscher Prof. Dr. Rudolf Bretschneider, Fessel GFK, Wien, den Hölzernen aus. „Die Holzwirtschaft in Österreich hat imponierende Fortschritte gemacht, man schlägt sich aber manchmal unter dem Wert“, so Bretschneider weiter.
Untersuchungen haben ergeben, dass die Österreicher den Wald und das Holz lieben. Es fehle aber teilweise Anwendungswissen und die Bereitschaft zur Anwendung.
Die Liebe zum Wald ist vorhanden, nur mehr ein Fünftel ist davon überzeugt, dass der Wald stirbt. „Das ist Dank der Aufklärungsarbeit unter anderem von proHolz Austria gelungen. Nur diese kontinuierlichen Infokampagnen haben Erfolg“, ist Bretschneider überzeugt. 1990 gaben 4% der Bevölkerung an, dass sie über Wald gut informiert seinen, heute sind es bereits 15%.
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Rudolf Bretschneider © Dr. Johanna Kanzian

Hightech bleibt auf der Strecke. In einer Studie, die 2000 durchgeführt wurde, gab die Mehrheit der Bevölkerung an, Holz besitze die Merkmale natürlich und behaglich. Weniger verbindet man Holz mit Hightech und Sicherheit. „Es gibt aber Bemühungen das zu ändern“, erklärte Bretschneider.
2003 gaben 41% bei einer Befragung an, dass sie sich ein Gütesiegel wünschen. Weiters hätte man gerne eine unabhängige Prüfstelle dafür.
„Die Holzwirtschaft ist in Summe in der Bevölkerung geschätzt, diese Reputation ist wichtig und eine gute Voraussetzung für die Ökonomie.“
Rudolf Bretschneider
Zimmermeister Karl Schafferer, berichtete als Kooperationsbeispiel von Htt 15 - Holzbau Team Tirol. Derzeit gibt es 17 Mitgliedsbetriebe, 500 Mitarbeiter werden beschäftigt. „Unser Ziel war es, Erfolg durch Kooperation zu haben“, so Schafferer.Gemeinsames Training für den Wettbewerb. Wir haben uns gefragt: „Wie kann es funktionieren trotz Wettbewerb Kooperationspartner zu sein. Es ist wie im Sport, es wird gemeinsam trainiert, um dann im Wettbewerb stärker zu sein. Unsere horizontale Kooperation hat sich bewährt. Ich wünsche mir einen Ausbau der vertikalen Kooperation, dann können wir ruhig in die Zukunft blicken“, erklärt Schafferer.
Die Tischlerkooperation COOP Holz in Osttirol stellte der Tischlermeister Alois Gomig vor. „Wenn einer der sechs Partner Arbeitsspitzen hat, dann tritt die Kooperation in Kraft und wir arbeiten zusammen“, so Gomig. „Unser Ziel ist es weiters, neue Produkte mit erkennbarem Kundennutzen zu entwickeln und die Wertschöpfung in der Region zu halten. Eine Entwicklung ist das COOP-Zirbenbett. Ein wichtiger Grundsatz ist: Man muss Zeit investieren und bereit sein etwas zu geben“, erläutert der Tischlermeister.Erfolgreich nur dann, wenn es sich rechnet. „Eine Kooperation bringt nur dann was, wenn sie sich rechnet“, erläuterte Univ.-Prof. Mag. Dr. Josef Scheff. Er berichtete über die Untersuchung der Kennzahlen der Forst- und Holzwirtschaft und kommt zum Schluss: Kennzahlen sind ein Gebot für Kooperationen.
Quer über alle Branchen seien Preisrückgänge zu beobachten. Ein weiteres Merkmal sind der stärkere Wettbewerb und die Überproduktion. Die Frage, wie schaffe ich es trotzdem, einen Markt zu finden, stellt sich daher.
Die Untersuchung hat ergeben, dass größere Betriebe tendenziell bessere Kennzahlen haben als Kleinere. Die Unternehmen, die Kooperationen mit Universitäten und Forschungseinrichtungen eingehen, haben ebenfalls tendenziell bessere Kennzahlen.Zeit- ist Kostenvorsprung, bringt Kundenzufriedenheit. „Die Logistikkosten werden immer stärker wettbewerbsbestimmend, denn hohe Logistikkosten sind nicht mehr am Markt unterzubringen. In diesem Zusammenhang bieten integrierte Standortlösungen auch den KMU Chancen. Positive Kennzahlen finden sich vor allem bei jenen Unternehmen, die neue Produkte und Märkte entwickeln. Innovation ist aber eine Frage, ob man sich das leisten kann“, so Scheff.Mentale Barrieren verhindern Zusammenarbeit. „Ein Fakt ist, dass wir teilweise nicht in der Lage sind, Kooperationen einzugehen, weil wir kulturelle Barrieren haben“, erläuterte Scheff.
„Wenn man sich gerade in einer wirtschaftlich schwachen Situation befindet, braucht man keine Kooperation mehr einzugehen.“
Josef ScheffForstkooperation in Kärnten. „44 WWG mit 3200 Mitgliedern bilden den Waldverband Kärnten”, berichtete Obmann Mag. Karl Kurath. Vermarktet werden alle Sortimente vom Bloch- bis zum Energieholz. Dabei stehen 15 Abnehmer zur Auswahl. Für die Aufarbeitung sind bis zu drei Harvester im Einsatz. „Wir versorgen Kunden jeder Größenordnung”, so Kurath.
Es gibt langfristige Lieferverträge mit Einjahreslaufzeit. Kurath stellt sich eine Änderung auf Zwei- bis Dreijahresverträge vor. Als Vorteil nennt er eine Abrechnungsstelle für den Kunden. „Mehrmengen sind nur aus dem Kleinwald möglich. Unser Ziel ist eine Nutzungssteigerung bis zu 80% des Zuwachses bis 2010 und 50% Marktanteil zu erreichen, also rund 600.000 fm/J”, so der Obmann. Zimmerer und Säger gemeinsam seit 12 Jahren. Das Sägewerk Hechenblaickner, Wiesing, und die Zimmerei Wurm, Stumm, stehen seit 12 Jahren in einer Kooperation. „Jeder von uns weiß, was er am anderen hat”, so Ing. Hermann Wurm. „Es muss sich jeder auf den anderen verlassen können.”
„Wir müssen unbedingt Kooperationen eingehen, sonst überleben kleine Betriebe die nächsten 20 Jahre nicht.”
Hermann Wurm.
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Wurm, Lex, Staud, Teischinger, Schöpf, Sieder, Neuschmied (v. li.) beim 1. Branchentag Holz in Tirol © Dr. Johanna Kanzian

Eine gute Idee ist eben keine Forschung. „Wenn sich eine Branche die Grundlagenforschung nicht mehr leistet, dann sage ich gute Nacht”, so Univ.-Prof. Dr. Alfred Teischinger.
„Innovation braucht sehr lange. Der Innovationszyklus bei der Festigkeitssortierung hat beispielsweise 40 Jahre gedauert. Bei der Spanplattentwicklung sind 25 Jahre vergangen. Bei den lamellierten Fensterkantel 10. Mit dieser Vorlaufzeit muss man sich auseinandersetzen und man kann sie fast nicht beschleunigen”, erläuterte Teischinger. Kaum im Alleingang. „Eine Innovation ist die Durchsetzung einer Neuerung, nicht alleine die Erfindung. Erfindungen von heute sind kaum mehr im Alleingang zu machen. Viele Betriebe erzielen einen Großteil des Umsatzes mit Produkten, die nicht älter als 5 Jahre sind”, erklärte Teischinger.
Innovationspotenziale sieht Teischinger entlang der Prozesskette Forst-Holz. „Durch falsche Systeme wird Holzqualität preislich vernichtet. Wir schleusen zu viel Holz falsch in die Kette und erst ganz hinten kommen wir drauf.” KMU keine Personalkapazität für Produktentwicklung. „750.000 fm Einschnitt und insgesamt 360 Mitarbeiter bündeln sich in der ARGE Starkholz Salzburg”, berichtete Exportmanager Erhard Sieder. „Beispielsweise wird Klotz- oder Zentimeterware immer weniger ge-braucht und daher wollen wir mit Nischenpolitik Ersatzprodukte und Ersatzmärkte finden. Das Problem bei den KMU ist, dass die Personalkapazität nicht vorhanden ist und es für Produktentwicklung wenig Zeit gibt”, erläuterte Sieder. Interner Erfahrungsaustausch. Das Baumstark Tischler Team Tirol besteht seit 2004. Ziel ist der interne Erfahrungsaustausch und mit bis zu 12 Mitgliedsbetrieben England zu beliefern, berichtete Tischlermeister Horst Schöpf. Speziell der Raum London soll bearbeitet werden.