Die Einstellung der Konsumenten und Fachleute zu Wald und Holz in Tschechien haben proHolz Austria und die Stiftung Holz fürs Leben abgefragt. Das Ergebnis zeigt, dass mangelndes Wissen über den Wald als Rohstoffquelle und über die Möglichkeiten des modernen Einsatzes von Holz am Bau die größte Barriere für eine höhere Holzverwendung darstellen. Die Umfrage begleitete GfK Prag, sie dient als Ausgangsmessung für künftige Informationsarbeit in Tschechien. Befragt wurden 500 Konsumenten sowie 300 Fachleute im Alter zwischen 25 und 40 Jahren.
Holznutzung schadet dem Wald
Zum Thema Wald und dessen wirtschaftliche Nutzung haben beim Endverbraucher mehrheitlich negative Assoziationen. 56% der Tschechen meinen, dass der Wald flächenmäßig weniger wird und knapp 40% fürchten, dass die Holznutzung dem Wald schadet. Gerade die jungen Tschechen zwischen 25 und 30 Jahren - 50% dieser Gruppe - meinen, dass Holznutzung dem Wald schadet. Vor allem die Frauen (64 %) gehen davon aus, dass die Waldfläche werde kleiner und haben somit eine negative Einstellung zur Nutzung des Waldes.Diese Ergebnisse erinnern uns Österreicher ein wenig an den Anfang der 1990er-Jahre, als auch bei uns sehr große Imagedefizite bei Wald und Nutzung vorlagen.
Mit zunehmendem Ausbildungsniveau wird das Wissensdefizit geringer und daher der Zustand des Waldes und die Holznutzung im richtigen Licht gesehen, aber immerhin noch 48% der Tschechen mit Hochschulabschluss sehen die Waldfläche schwinden.
Geringes Wissen als Hürde
Haupthindernisse für Holzabsatz: die geringe Nachfrage und mangelndes Fachwissen als Hindernisse für mehr Holzeinsatz in Tschechien © proHolz Austria
Die positiven Eigenschaften von Holz sind vor allem bei älteren Personen im ländlichen Raum verankert. Holz ist - wenig überraschend - sympathisch, angenehm, sieht gut aus, ist umweltfreundlich und erneuerbar.
Holz in Städten wenig modern
Bei den Eigenschaften modern, qualitativ hochwertig, haltbar, verfügbar und tragfähig gehen die Assoziationen zu Holz stark zurück. Vor allem bei den Tschechen zwischen 25 und 30 Jahren aus den Städten mit mehr als 50.000 Einwohnern hat Holz in diesen Eigenschaften ein wenig attraktives Image.Ziegel für den Bau, Holz für Möbel oder Spielzeug
Bei der Frage nach den bevorzugten Einsatzbereichen von Holz sehen 91% bei Möbel und Innenausstattung, 74% die Spielzeugindustrie, 42% den Bau und 36% das Feld Heizen und Energie. Das Baumaterial Nummer 1 ist der Ziegel, 72% der befragten Tschechen bevorzugen dieses Material beim Hausbau. Immerhin beurteilen 54% Holz als geeignetes Material für den Hausbau an. 53% sehen sich zum Thema Holz als Baumaterial gut informiert. Für 69% gilt Internet als erste Informationsquelle.Geringe Nachfrage nach Holzbau
Die Fachleute, also Planer und Behörden, fühlen sich gut über das Baumaterial Holz informiert (72%). Dies scheint ein subjektives Gefühl zu sein, denn nur 33% nennen Motive wie kurze Baugeschwindigkeit, lange Haltbarkeit, gute Dämmeigenschaften oder hohe Tragfähigkeit als Argumente für den Einsatz von Holz. Als wesentlichstes Argument gegen den Einsatz von Holz nennen 40% der Planer die mangelnde Nachfrage nach Holzbauten von Seiten der Bauherren. Knapp dahinter folgen die geringe Haltbarkeit (30%) und der "Umgang" mit Holz wäre zu spezifisch - das heißt, es ist besser sich auf modernere Materialien zu konzentrieren (28%).Auch die Fachleute, die sich viel besser über den Wald und Holznutzung informiert zeigten als die Endverbraucher, meinen zu 54%, dass im mangelnden Wissen, die größte Hürde für mehr Holzeinsatz in Tschechien besteht.
Plattform erweitert
Um diesen Mangel an allen Fronten langsam abzubauen, haben proholz Austria und der tschechische Verband der Holzunternehmer, CAPLH, mit der Stiftung Holz fürs Leben (drevo pro zivot, Staatsforste und einige wesentliche Holzindustrien) im Herbst einen Kooperationsvertrag unterzeichnet. Dieter Kainz, Obmann proholz Austria, Jiri Pohloudek und Thomas Parik Vorsitzende des Verwaltungsrates "drevo pro zivot" sowie Pavel Jindra, Präsident CAPLH, sehen im gemeinsamen Vorgehen eine Stärkung der Informationsarbeit.Fachinformationen und Wettbewerb
Unter der Marke proLignum werden weiter Informationen für den Holzbau in Form von Seminaren, Broschüren und im Internet für Fachleute angeboten. Die nächsten Seminare finden am 15. Mai in Ostrava und am 15. Oktober in Slin statt. Beim Seminar in Slin wird erstmals optional eine Exkursion zu den Holzbaupreisen in Niederösterreich und Wien angeboten.Ausgelotet werden derzeit die Möglichkeiten, eine Online-Beratung, wie sie in Österreich und Italien angeboten wird, in Tschechien einzurichten. Die Stiftung wird als großes Projekt heuer einen Wettbewerb für Studenten "Häuser aus Holz" abhalten, der gemeinsam mit der tschechischen Architektenkammer geführt wird.