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EWD-Universaleinschnittzentrum bestehend aus einer Dreh- und Zentriereinheit sowie einem Spaner-Kreissägenaggregat © EWD

Aus zwei mach eins

Ein Artikel von Dr. Johanna Kanzian | 23.04.2008 - 10:40
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EWD-Universaleinschnittzentrum bestehend aus einer Dreh- und Zentriereinheit sowie einem Spaner-Kreissägenaggregat © EWD

Die EWD-Spaner-Kreissägenlinie DWK ZE ist im Sägewerk Scharnhorst, Borstel/DE, seit Mitte Dezember in Betrieb. Durchmesser von 100 bis 700 mm sowie Längen von 2,5 bis 12 m können verarbeitet werden. „Wir haben sogar schon Einzelstücke bis 14 m Länge produziert”, berichtet der Geschäftsführer. Für das Unternehmen war es wichtig, ein großes Durchmesserspektrum bis 700 mm verarbeiten und bis zu siebenstielig variabel im Vor- und Nachschnitt einschneiden zu können. Vorschubgeschwindigkeiten von 18 bis 70 m/min sind möglich.
„Die Anlage zeichnet sich besonders durch das große Anwendungsspektrum und die hohe Flexibilität auf kleinstem Raum aus”, erklärt EWD-Marketingleiter Marcus Kanis.
„Wir können schon im Vorschnitt bis zu sechs Seitenbretter mit variablen Stärken produzieren”, berichtet Mehring.

Rundlauf-Konzept

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Uwe Seeger hat die Rundlaufanlage im Überblick: Eindrehung und Positionierung des Stammes werden manuell vorgenommen © EWD

„Von EWD sind wir gut beraten worden. Auch die Zusammenarbeit mit Leiße, Winterberg-Siedlinghausen/DE, hat optimal funktioniert und so hatten wir lediglich zwei Ansprechpartner”, erläutert der Geschäftsführer.
Die beiden Unternehmen haben ein gutes Konzept im Rundlauf realisiert. EWD lieferte die Messung, die Spaner-Kreissägeeinheit mit Ein- und Auszug sowie die Steuerung. Die Mechanisierung, Entsorgung sowie die Schaltschränke stammen von Leiße. „Für mich war von Anfang an klar, dass ein Spaner in die Anlage eingebaut werden muss, weil wir sehr abholzige Stämme verarbeiten. Der Schwartenanfall wäre sonst problematisch geworden”, weiß Mehring.

Schnell gute Ergebnisse

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Auszugsseite der Spaner-Kreissägen-Anlage: geringer Platzbedarf hinter der DWK ZE durch eine Spaltkeilvorrichtung mit Auszugswalzensystem © EWD

„Es erfolgte ein zügiger mechanischer Umbau”, berichtet Mehring. Innerhalb kurzer Zeit konnten gute Ergebnisse erzielt werden. „Bereits Ende Jänner haben wir 100 fm pro Tag verarbeitet. Jetzt produzieren wir 150 fm und bei Bedarf können wir die Einschnittkapazität entsprechend erhöhen”, zeigt sich Mehring zufrieden. „Unsere Erwartungen an die Anlage sind absolut erfüllt worden”, fasst er zusammen. Jetzt sei man wesentlich flexibler und könne innerhalb kurzer Zeit die Aufträge abwickeln. Somit wurde auch ein neuer Kundenkreis erschlossen. Vor allem die Oberflächengüte sei entscheidend, da könne man gegenüber dem Gatterschnitt klar punkten. Zur Anwendung kommen AKE-Sägeblätter. Ein weiterer positiver Punkt sei, dass man beim Seitenwareneinschnitt flexibler ist und in 18, 20 und 24 mm Stärke produzieren kann.

Geringer Platzbedarf

Die Linie ist mit einer Kappsäge für Langholz ausgestattet und Spanersprünge sind möglich. Die neue Anlage zeichnet sich vor allem durch den geringen Platzbedarf aus. „Diese konnte mit wenigen Umbaumaßnahmen und geringem Mechanisierungsaufwand direkt auf die Position des alten Gatters gestellt werden”, ergänzt Mehring. Aus Platzgründen entschied man sich für die Spaltkeiltechnik bei der Brettabscheidung.

Personal- und Stromkosteneinsparung

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Spanerscheiben mit einer Antriebsleistung von je 90 kW sorgen für hohe Gesamtverfügbarkeit der Anlage durch Beseitigung von Störschwarten © EWD

Mit der Investition konnte man die Personalkosten reduzieren. Hatte man früher im Gatterwerk vier Mitarbeiter und im Zerspanerwerk drei, benötigt die heutige Produktion nur mehr vier Mitarbeiter. Im gesamten Sägewerk inklusive Verwaltung und Vertrieb werden zwölf, im Rundholzhandel acht Mitarbeiter beschäftigt. „Auch unsere Stromkosten haben sich nicht erhöht, da ja vorher zwei Anlagen betrieben wurden.”
Im Landkreis Hannover ist Scharnhorst mit einem Einschnitt von 30.000 fm/J eines der größten Sägewerke. Zu 70% werden Verpackungsware und Holz für den Garten produziert, der Rest ist Bauholz. „Beim Bauholz rechnen wir weiter mit abnehmender Tendenz”, befürchtet Mehring. Das Sägewerk wurde 1965 vom Vater des jetzigen Besitzers gegründet. Bereits der Großvater betrieb einen Grubenholzhandel. Ende der 1980er-Jahre lag der Einschnitt bei 3000 fm/J. Dieser wurde dann kontinuierlich ausgebaut. Das 2000 installierte Gatter brachte nicht die gewünschten Erfolge hinsichtlich Schnittbild-Varianten und Effizienz, erläutert Mehring. Weiters steht ein BFB-Besäumer, der 2003 installiert wurde, zur Verfügung.

Auf Nadelholz spezialisiert

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Sind zufrieden: Seniorchef Wilhelm mit Schwiegertochter Margrit und Geschäftsführer Friedhelm Mehring sowie EWD-Marketingleiter Marcus Kanis (v. li.) © Dr. Johanna Kanzian

Die Hauptholzarten sind Fichte, Kiefer und Lärche. Am Rundholzplatz kann Lang- und Kurzholz manipuliert werden. Die Entrindung ist auf Stämme von 2,5 bis 6 m ausgelegt.
Eingekauft wird in einem Umkreis von 100 km. Die Rundholzpreise werden in Zukunft überregional bestimmt, bei der Versorgung könnte es zu Engpässen kommen, meint Mehring.
„Für uns sehe ich die Zukunft positiv, weil wir von der Technik und den Produkten her sehr flexibel sind. Wir werden keine Versorgungsprobleme haben, da wir sowohl starke Partien als auch Langhölzer verarbeiten können.” Weiters besteht eine gute Zusammenarbeit mit einigen Sägewerken in der näheren Umgebung.
Auch die Betriebsnachfolge scheint gesichert zu sein: Eine der beiden Töchter macht derzeit eine Bankkauffrau-Ausbildung und wird wahrscheinlich in die Fußstapfen der Eltern treten, erfährt man in Borstel.

Scharnhorst

Gründung: 1965 durch Wilhelm Mehring, dem Vater des jetzigen Geschäftsführers
Geschäftsführer: Friedhelm Mehring
Standort: Borstel/DE
Mitarbeiter: 12 im Sägewerk, 8 im Rundholzhandel
Produktion: 30.000 fm/J (Verpackungsware, Bauholz und Holz für den Garten)
Technologie: Spaner-Kreissägenanlage im Rundlauf