Die Parallelen von Sebes und Radauti sind augenscheinlich: moderne Greenfield-Sägewerke mit eigenem Gleisanschluss, Weiterverarbeitung und Tubulator-Anbindung zur jeweils benachbarten Holzwerkstoffindustrie. Versorgt man in Sebes Kronospan mit Hackgut und Späne, so baute Schweighofer nun parallel zum Spanplattenwerk der Egger-Gruppe (Kapazität: 600.000 m3/J). Auch die Kernausrüster sind dieselben wie am ersten rumänischen Standort (s. Kasten 2).
Bahnanschluss russisch/europäisch
Rundholz erhält man per Lkw (Inland) oder mit der Bahn (Ukraine). Die Gleise sind auf russische und europäische Spurbreite ausgelegt. Eingekauft wird Kurzholz (im Wesentlichen 3- und 4-metrig, bis 5 m möglich). Die Bloche werden am Springer-Rundholzplatz in 100 Boxen eingeteilt. Erstmalig in Rumänien hat man hier die Möglichkeit, die Stämme zu fotografieren und so den Lieferanten zu dokumentieren. Für die Einteilung wird das Holz zweimal 3D-vermessen (Microtec). Für die Entrindung sorgt ein A8 von Nicholson, Bruks lieferte den Reduzierer. Der Entrinder kann mit 140 m/min durchfahren werden. Da der Anteil der Kiefer künftig höher sein wird, ist die Installation eines zweiten Rundholzplatzes vorgesehen.Schweighofer Radauti
Gründung: 2008Investition: 115 Mio. €
Mitarbeiter: 600
Gelände: 50 ha
Einschnitt: bis 1,2 Mio. fm/J (2009: 800.000 fm)
Einkauf-Rundholz: Rumänien (80 %), Ukraine (20 %) Holzarten: 85 % Fichte, 15 % Kiefer
Hobelware: 450.000 m3/J
Trocknungskapazität: 500.000 m3/J
Leimholz: 60.000 m3/J
KWK-Anlage: 17 MW therm, 4,9 MW el
Absatzmärkte: 35 % Asien; 30 % Naher/ Mittlerer Osten; 20 % Europa; 15 % Rumänien Schweighofer-Gruppe
Zentrale: Wien
Produktionen: 3 in Rumänien
Einschnitt: 2,3 Mio. fm/J
Hobelkapazität: 870.000 m3/J
Trocknungskapazität: 1,04 Mio. m3/J
Leimholzkapazität: 150.000 m3/J
Pelletskapazität: 70.000 m3/J
Schönes Holz, aber
Seine fünf Jahre Erfahrung mit rumänischem Holz fasst Eigentümer Gerald Schweighofer so zusammen: „Es hat weniger Durchfalläste und die Faser ist milder, als ich dies in Österreich und Tschechien gewohnt war. Da auch weniger Buchs vorkommt, ist der A-Anteil höher.“ Der Ausschuss ist im Vergleich trotzdem höher, da die Holzqualität durch den langsameren Transport aus dem Wald leidet.Zulieferung verlangt großes Lager
Auch mache die nicht kontinuierliche Anlieferung und strengere Winter eine größere Rundholzbevorratung nötig. „150.000 fm können wir schon lagern“, erläutert Schweighofer. Für die Manipulation am Rundholzplatz und zur Rundholzaufgabe der Sägelinie sorgen fünf Volvo-Highlifter sowie vier Liebherr-Bagger.Derzeit ist eine „herkömmliche“ Springer-Rundholzaufgabe installiert, doch ist vertraglich fixiert, dass man auf den neuartigen Screw Feeder hochrüstet (s. Link2).
Stärkere Dimensionen möglich
Verarbeitbar sind Bloche von 12 bis 55 cm Zopf – der maximale Stammdurchmesser liegt bei 65 cm. Diese werden mit Vorschüben von 50 bis 170 m/min eingeschnitten. Eine Microtec-3D-Messung am Eingang der Sägehalle ermittelt die wahre Stammform – daraus werden von der Linck-Software die Einschnittparameter für den folgenden VM 50-Spaner berechnet.„Wir haben uns für ein Profilieraggregat VPK mit stehenden und liegenden Fräsern entschieden“, erläutert Otmar Mittermüller, der erneut federführend die Standortsplanung für die Holzindustrie Schweighofer machte. Mit dieser Maschinenkombination können zwei Seitenbretter auf jeder Seite profiliert werden – in Summe also acht optimierte Seitenbretter. Wie auch in Sebes setzte man nach den zwei Spaner-/Profilierkombinationen auf die Doppelwellen-Kreissäge MKV sowie eine nachfolgende Horizontalsäge HK. Große Dimensionen werden in der Linie fertiggeschnitten.
Den so erzeugten enormen Stückanfall muss die Springer-Etagensortierung bewältigen. Für Haupt- und Seitenware wurden jeweils 20 Fächer vorgesehen. Beurteilt wird die Schnittware an zwei Stationen für die Hauptware (oben und unten), drei sind es für die Seitenware.
Restholz-Pipeline zum Nachbarn
Im Sägewerk gibt es eine weitere Parallele zum Standort in Sebes: Die Entsorgung übernehmen Anlagen von Bruks-Klöckner, Arbra/SE. Deren Tubulator-Förderband ermöglicht die Basis-Versorgung des Egger-Spanplattenwerkes.Dem Produktionsfluss folgend schließen in Radauti noch 20 Mühlböck-Trockenkammern an. Diese besitzen jeweils 270 m3 Fassungsvermögen und setzen sich aus den Systemen Classic und 606 zusammen. Für den geplanten Vollbetrieb in Radauti werden diese noch um vier weitere Kammern ergänzt. Dann soll auch zur bestehenden 17 MW therm und 5 MW el KWK-Anlage von Urbas noch ein weiteres Heizwerk hinzukommen. „Bei Vollbetrieb würden wir sonst im Winter eventuell zu wenig Wärme haben“, erläutert Mittermüller.
Ausrüster Schweighofer Radauti (A-Z)
AKE, Balingen/DE: KreissägeblätterBruks, Arbra/SE: Restholz-Entsorgung, Reduzierer
Dimter, Illertissen/DE: Plattenpresse
Grecon, Alfeld/DE: Flachkeilzinkung
Infodata, Lichtenberg: Rund-, Schnittholz-, Lagerverwaltung
Kalmar, Klagenfurt: Schnittholz-Transport
Liebherr, Bischofshofen: Rundholz-Transport
Linck, Oberkirch/DE: Spanerprofilierlinie
Microtec, Brixen/IT: Steuerung, Vermessung in der Sägehalle
Mühlböck, Eberschwang: Trockenkammern
Nicholson, Ternat/BE: Entrindung
Springer, Friesach: Rund-, und Schnittholz-Sortierung
Urbas, Völkermarkt: Kraftwärmekopplung
Waco, Halmstadt/SE: Hobelautomat
Weinig, TBB/DE: gesamte Mechanisierung
Vollmer, Biberach/DE: Schärfmaschinen
Volvo, Salzburg: Rundholz-Transport
Drei einzelne Hobellinien
Unmittelbar neben dem Trocknungskomplex lässt sich das Hobelwerk beschicken. Mittermüller setzt hier auf eine Weinig-Komplettlösung: Mechanisierung und drei Waco 5000-Hobelautomaten. Der Letzte wurde in der Vorwoche in Betrieb genommen. „Dieses System hat sich in Sebes schon bewährt. Wir entkoppeln die drei Linien – sind damit flexibler und weniger störungsanfällig“, lautet seine Begründung. Die Trockenpakete werden lagenweise abgezogen, die Ware eingetaktet, bei Bedarf gekappt. Nach der Feuchtemessung kann nicht geeignete Ware aussortiert werden, ehe mit 200 m/min gehobelt wird. Die Personalkosten in Rumänien erlauben auch hier die Möglichkeit der manuellen Abstapelung.Mit dem Hobelwerk in Radauti, in dem man bis zu 450.000 m3/J verarbeiten kann, steigt die Gesamthobelproduktion der Holzindustrie Schweighofer auf 870.000 m3/J.
Auch für die Hobelware wird der Heimmarkt immer wichtiger – bereits 20 % der Schnittholz-, Hobelwaren- und Leimholz-Produktion beider Standorte bleibt schon jetzt in Rumänien. Verkauft werden etwa Profilhölzer an Baumarktketten und lokale Baustoffhändler. „Auch die großen
Weitervearbeiter in Rumänien gehören zu unseren Kunden“, erläutert Schweighofer.
Drei Leimholz-Standorte
60.000 m3/J (Fertigmaß) Leimholz wird man künftig im Vollbetrieb produzieren können. Installiert ist eine HS 120 Flachkeilzinkung von Grecon mit einer Massivholz-Plattenverleimanlage DFU von Dimter. Diese Produktion wird künftig synchron mit dem jüngsten Zukauf betrieben: 12 km von Radauti entfernt hat die Holzindustrie Schweighofer von Swedwood die Leimholzfertigung in Siret erworben.Sobald man von der rumänischen Kartellbehörde grünes Licht erhalten hat, wird die ehemalige Möbelkomponenten-Fertigung für die Schweighofer-Bedürfnisse umgebaut. „Künftig ist geplant, in Sebes eher mittlere Leimholzdimensionen zu erzeugen – rund 30.000 m3/J. Schwächere und astfreie Ware kommt dann aus Siret. Alles andere bis hin zu stärkeren Posts machen wir in Radauti“, definiert Schweighofer die Aufgabenverteilung. Derzeit fährt man in der Leimholzproduktion in Radauti zweischichtig. Bis April ist aber geplant, auf 24-Stunden-Betrieb umzustellen. Planproduktion: 60.000 m3/J. An den drei rumänischen Standorten wird die Holzindustrie Schweighofer dann 150.000 m3/J verleimte Fertigprodukte anbieten können.
Den lokalen Verkauf und den Absatz in den Nachbarländern erledigen die rumänischen Standorte eigenständig. Die Weltmärkte werden von der Unternehmenszentrale in Wien aus bedient.