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Holz-Kopfnuss

Ein Artikel von Univ.-Prof. Dr. Rupert Wimmer, Universität für Bodenkultur, Wien | 05.01.2009 - 11:22
Ein Freund hat sich Lärche für seinen Balkon gekauft. Stolz zeigt er mir das Holz, aber sieht das auch wie Lärche aus? Das Kernholz war nur schwach rötlich, fast gelblich gefärbt. Gar nicht so, wie Lärchenholz aus alpinen Hochlagen eigentlich sein sollte. Nein, nein, ganz sicher, heimische Lärche, es sei auch günstig gewesen und soll wirklich dauerhaft sein, ganz ohne Chemie. Nun, hoffen wir das Beste …Es sind ja die phenolischen Inhaltsstoffe, die bei der Lärche die natürliche Dauerhaftigkeit im Kernholz ausmachen, in Verbindung mit anderen Mechanismen. Bei der Lärche ist hier konkret das Taxifolin ausschlaggebend, ein Stoff, der zu den natürlich vorkommenden Flavonoiden zählt. Die Gesamtheit an phenolischen Inhaltsstoffen geht über 3 bis 4 % nur selten hinaus und dieser relativ geringe Gehalt bestimmt auch die Farbe des Kernholzes. Die Intensität der Absorption bestimmter Wellenlängen des Lichtes durch solche Inhaltsstoffe führt zur Kernholzfarbe, bei mehr phenolischen Inhaltsstoffen tendiert das Kernholz der Lärche ins Rötliche.
Umfangreiche Messungen an Lärchenholz aus ganz Europa stammend haben bestätigt, was vielleicht Praktiker immer schon gewusst oder zumindest stets geahnt haben: Je röter das Kernholz der Lärche, desto dauerhafter ist es auch! Natürlich sind hier verschiedene Verfärbungen, verursacht durch Bläue, Schimmelpilze oder Moder, auszuschließen - es geht um die reine Färbung des Kernholzes. Aber wie variabel ist Kernholzfarbe?
Es hat sich ein radialer Trend vom Mark bis zur Splint-/Kernholzgrenze bestätigt, der Gehalt an phenolischen Inhaltsstoffen nimmt dabei bis zur Splint-/Kernholzgrenze annähernd linear zu, parallel dazu auch die Intensität der Rotfärbung. Konkret konnte in radialer Richtung alle 10 cm eine Verdopplung des Gehaltes an phenolischen Extrakten festgestellt werden, das entspricht im Schnitt 100 Jahrringen. Unterschiede in der Rotfärbung lassen sich auch an verschiedenen genetischen Herkünften der Lärche beobachten, ja auch der Wuchsstandort zeigt einen Einfluss. Das dauerhafteste Holz ist somit knapp an der Kern-/Splintholzgrenze platziert. Solches Holz darf aber dann keine Anteile von Splintholz beinhalten, denn im völlig nicht-dauerhaften Splintholz würden sich sofort Pilze ansiedeln.
Ist die ganze Geschichte eine Chance für das viel diskutierte Starkholz? Bei Lärche ganz sicherlich und zwar, wenn gezielt Schnittware aus bestimmten Bereichen des Stammes - hier knapp an der Splintholzgrenze - erzeugt werden kann. Solches Schnittholz hätte klar einen „added value” hinsichtlich Dauerhaftigkeit. Durch die schmaleren Jahresringe, die tendenziell eine höhere Dichte haben, werden diese Eigenschaften noch zusätzlich verbessert.