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Körperliche Schwerstarbeit ist die Lkw-Entladung in Indien © DI Gerd Ebner

Indien - die Möglichkeiten …

Ein Artikel von DI Gerd Ebner | 03.03.2009 - 11:45
Anzusprechen sind als mögliche Abnehmer, neben den traditionell in den Importhandel involvierten Sägern, auch sämtliche andere Sparten des Holzhandels. So könnte es gelingen, den aus Absatzsicht größten Pluspunkt des Absatzmarktes Indien anzuführen: die Bevölkerungszahl. Die immer größer werdende Mittelklasse soll je nach Definition zwischen 200 und 500 Millionen Menschen umfassen. Und es ist eine sehr junge Bevölkerung, die im Schnitt mit 27 Jahren ihr eigenes Haus haben will. Genannt werden 1000 square feet (93 m2) als Idealgröße. Die Objekte wollen mit Möbeln bestückt werden. Die Türen sind vielfach aus Vollholz, während bei den Fenstern oft nur der Fensterstock aus Holz ist.
Nach Jahren mit einem BIP-Wachstum von 8 bis 9% sollen es heuer „nur” 5,1% sein. Doch schon für 2010 sagt man wieder 7,7% voraus. Ob damit die Mittel vorhanden sind, etwa das ehrgeizige Projekt „shelter for all” voranzutreiben, wird sich weisen. Dieses soll Impulse für den sozialen Wohnbau setzen.

Es wird gebaut

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Körperliche Schwerstarbeit ist die Lkw-Entladung in Indien © DI Gerd Ebner

Wo bereits enorm gebaut wird, ist im Großraum New Delhi. 2010 wird man Gastgeber der Commonwealth Games sein. Bis zum Oktober 2010 soll das U-Bahnnetz stärker ausgebaut sein. Zwar gibt es im Tiefbau weniger Verwendungszwecke für Holz – europäische Schalungsproduzenten sind aber schon vor Ort. Während Schalungstafeln aus Kostengründen überwiegend aus China kommen, verkaufen die Europäer die anspruchsvoller zu produzierenden Schalungsträger.
Wie die Reisegruppe am eigenen Leib erfuhr, ist das Transportwesen in Indien nicht mit dem anderer Schwellenländer – etwa China – vergleichbar. Innerstädtisch ist der Kollaps schon passiert. Entsprechend wird wohl mittelfristig ein Umdenken stattfinden müssen:
statt feuchte Rohware zu transportieren, könnte ein Umstieg auf leichtere Endprodukte erfolgen
oder anstatt im Container Rundholz zu importieren, könnte es volumsoptimiert genauso gut Schnittholz sein.
Das indische Einschlagverbot hat dazugeführt, dass Holz in Indien nur aus Plantagen geerntet werden darf. Doch das alleine reicht nicht – ein Angebotsvakuum tut sich auf.
Weil die Plantagen nicht das verminderte Binnenangebot kompensieren können.
Weil bevorzugte Hartholzarten wie Teak oder Mahagoni auch bei Importquellen immer weniger verfügbar sein werden.
Weil der Holzbedarf Indiens beständig steigt. Von 58 Mio. m3 2000 auf bis zu 150 Mio. m3 2020.

Bedarf an Möbeln

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Handarbeit und Hightech: Tischler erhalten 60 € monatlich – ein Handy (re. hinten) kann man sich da schon leisten © DI Gerd Ebner

Durch das Ansteigen der Nachfrage der Mittelschicht an Möbeln und sonstiger Inneneinrichtung kann der Mehrbedarf nur über vermehrte Importe gedeckt werden. „Das haben noch die wenigsten erkannt. Indiens Holzverarbeiter werden band von der Wirklichkeit überholt“, meinte ein Mitreisender. Sehr aktiv ist das American Hardwood Export Council (AHEC). Auf der Delhiwood Mitte Februar war man mit einem großen Stand vertreten. Aber auch europäische Laub-Rundholzhändler sind schon am Subkontinent.

Europäer sind schon da

Mit europäischem Nadelschnittholz waren wohl erst wenige Unternehmen mit größeren Mengen in Indien präsent: Stora Enso Timber, Vida (laut eigenen Angaben 2007: 20.000 m3) oder die Holzindustrie Schweighofer mag man hier erwähnen. Darüber, ob man weiterhin den Markt mit Ausschuss-Ware bedienen oder höherwertige Ware offerieren sollte, war man sich in der EWI-Reisegruppe unschlüssig.

Indien

Einwohner: 1,15 Milliarden
(EU: 500 Millionen)
BIP: 978 US-$/J/Kopf. Nummer 132 weltweit (EU 25.000 €)
Fläche: 3,3 Mio. km² (EU: 4,3 Mio. km²)
Wald: 64 Mio. ha (EU: 177 Mio. ha)
Monatslohn: 120 € (Sägewerk), 60 € (Möbelfertigung)
Holzbedarf: 74 Mio. m³ (2005); 95 Mio. m⊃3 (2010); 123 Mio. m³ (2015); 153 Mio. m³ (2020)
Schnittholzbedarf: 29 Mio. m³ (2008 geschätzt)
Holzimport: 2,45 Mio. m³ (2001); 16,7 Mio. m³ (2008)