Die Vehemenz der Wirtschaftskrise wurde von unserer Branche unterschätzt”, analysierte Fachgruppenobmann-Stellvertreter DI Friedrich Rumplmayr auf der Fachgruppentagung der oberösterreichischen Sägeindustrie am 6. November in Frankenmarkt. 80 % der Nadelschnittholzproduktion gehen in den Bau, wo es heuer zu starken Rückgängen gekommen ist. Lag der globale Nadelschnittholz-Bedarf 2006/07 noch bei 230 Mio. m3/J, so werden es heuer nur 150 Mio. m3/J sein. Der weltweite Rückgang bei den Hausbau-Beginnen liegt 2009 bei rund 20 %, bei der Renovierung aber nur bei 3,5 %.
Österreich mit roter Laterne
„In Europa haben Österreich mit -25 % und Finnland mit -30 % die rote Laterne mit den stärksten Produktionsrückgängen”, bedauerte Rumplmayr, der für Finnland die eingeschränkte Verfügbarkeit an russischem Rundholz als Erklärung fand. Österreich fiel auf das Produktionsniveau von 1997 zurück, während etwa Deutschland mit -20 % gegenüber dem Vorjahr immer noch mehr produziert als 2005. Österreich verlor also im internationalen Vergleich. „Seit unsere Einschnittkonzepte europaweit eingesetzt werden, ist der technologische Vorsprung, den die heimische Sägeindustrie lange Zeit hatte, nicht mehr vorhanden. Die Konkurrenz hat nachgerüstet”, bemerkte Rumplmayr. „Wir müssen künftig über die Verfügbarkeit punkten. Unsere Kunden müssen wissen: Wir versorgen sie am verlässlichsten.”„Der Nadelschnittholz-Export Österreichs wird heuer um 24% auf 5,3 Mio. m3 zurückgehen. Wir werden nur noch 3,1 Mio. m3 - also 22 % weniger - nach Italien liefern”, rechnete DI (FH) Rainer Handl, Fachverband Holzindustrie, vor. Er zeigte den gut 125 Besuchern die Entwicklung der Rundholzversorgung in Österreich. Reserven für drei Monate seien in den Vorjahren üblich gewesen. Im Juli erreichte die Versorgung mit 1,7 Monaten einen „historischen Tiefststand”. Die Rundholz-Übernahme der acht größten heimischen Sägewerke wird heuer auf 7 Mio. fm (-33 %) zurückgehen.
Wenigstens Lager leer
Rumplmayr und Handl gingen davon aus, dass eine echte Erholung am Nadelschnittholz-Markt noch länger auf sich warten lassen wird. 2010 wird die Nachfrage auf den Weltmärkten verhalten bleiben. Mut mache, dass die Lager – im Unterschied zum Vorjahr – sehr leer seien.Gemeinsamer Verband
Die Fachgruppentagung am 6. November war die letzte der oberösterreichischen Sägeindustrie. Die nächste Zusammenkunft wird als Fachgruppe Holzindustrie ausgetragen, da es im März zur Fusion der Säge- und Holzindustrie kommen wird. Zu den 290 Sägern kommen noch 80 Holz-Weiterverarbeiter. „Die Sägewerke in Oberösterreich werden heuer nur 2,5 Mio. fm einschneiden. Vor zwei Jahren waren es noch 3,5 Mio. fm. Die Insolvenz der Holzindustrie Häupl und die allgemeine Einschnittreduktion sind hierin ablesbar”, erläuterte Geschäftsführer Mag. Heinrich Reinthaler.Fokus Kindergärten
Ein markantes Wissens-Defizit über den Baustoff Holz bei oberösterreichischen Häuslbauern machte eine proHolz-Studie deutlich, erläuterte DI (FH) Stefan Leitner, Holzfachberater proHolz Oberösterreich. Zwar bauten bereits 25 % der befragten 1000 Häuslbauer ihr Heim „überwiegend aus Holz”. Von den anderen drei Viertel haben 30 % nie über Holzbau nachgedacht, 15 % fühlten sich nicht ausreichend informiert. 2010 wird der Schwerpunkt in Oberösterreich im Kindergartenbau liegen. Hintergrund: Vom Land stehen bis 2015 185 Mio. € zur Verfügung. Mit dem Geld werden Kindergärten neu-, um- oder zugebaut werden. Durch das verpflichtende Kindergartenjahr steigt der Bedarf stark an. „Einen Gemeindewald hat jeder Bürgermeister, Schottergruben und Zementwerke aber nicht”, fand Obmann DI (FH) Johannes Hanger ein weiteres Argument für die Gemeinden, in Holz zu bauen.Holzhandel 2009 stabil
„Die Programme für die Thermische Sanierung haben den Holzhandel heuer herausgerissen”, erläuterte Johann Eisl, Holzhandels-Obmann in Oberösterreich. Die Sparte Fenster/Türen/Bauelemente sei um 30 % gewachsen, Fassaden 15 bis 20 %. Eisl ging davon aus, dass der Handel die gesamten Umsätze heuer halten konnte. Er sei optimistisch, dass sich bis Mitte 2010 daran nichts ändern werde. In die zweite Jahreshälfte 2010 könne aber noch niemand blicken, erzählte er.Gastgeber DI Josef Kothbauer, Geschäftsführer Mayr-Melnhof Holz Frankenmarkt, stellte die Veränderungen des Unternehmens am Standort vor. Entsprechend der MM-Produktionsmaxime werde man nun mit einem Rundholzlagerplatz auskommen. Verarbeitet werden nur noch 4 m-Bloche in den Stärken 1a bis 3b. Selbst bei normaler Marktlage wird man sich dann auf einen technisch optimierten Zwei-Schichtbetrieb beschränken, erläuterte er seinen oberösterreichischen Branchenkollegen. Beim Verkauf gibt es in Frankenmarkt zwei Orientierungspunkte: die eigene Weiterverarbeitung sowie die Exportmärkte Italien und die Levante.
Auf die Frage aus dem Publikum, ob die Mayr-Melnhof Holz-Gruppe das Wachstumstempo der vergangenen Jahre beibehalten wird, antwortete Kothbauer vorsichtig. Es gebe die Konzernvision einer Weiterentwicklung in Mitteleuropa, vorerst stünde aber die Konsolidierung an.
Mut machen sollten die Schlussworte von Obmann Hanger: „Jede Krise ist immer auch eine Trendwende. Es wird zu einem Wertewandel kommen, der dem lokalen Baustoff Holz helfen wird. Holz steht für Vertrautheit, Gesundheit, Verfügbarkeit. Wir müssen die Chance nutzen.