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HBHK_damals02.gif © Holzkurier

Spanlos sägen nicht praxisreif – damals wie heute

Ein Artikel von KG | 23.11.2011 - 00:03
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Wie lange werden wir noch sägen?“, war der Zwischentitel eines Berichtes über das Betriebsführerseminar der Sägewerker in der Holzfachschule Kuchl 1961 im Holzkurier. Direktor Weißberger vom damaligen Schwarzenberg‘schen Sägewerk im steirischen Unzmarkt warf unter anderem die Frage auf, „ob wir in zehn bis fünfzehn Jahren die spanlose Zerlegung des Holzes durch Messerung über den Holzschnitt mittels Ultraschall und durch gelenkte Elektronenstrahlen“ erreichen werden. Französischen Forschungsarbeiten sei zu entnehmen, dass diese Verfahren im angegebenen Zeitraum praxisreif sein können. „Diese sehr kostspieligen Verfahren würden ungeahnte wirtschaftliche Möglichkeiten eröffnen, aber zwangsläufig zum Absterben kleinerer Werke führen.“ 50 Jahre später ist dieses Verfahren auch nicht praxisreif – so wie damals aus Kostengründen!
„Tendenzen des Holzverbrauches bis zum Jahre 2000“ titelte der Holzkurier seinen Bericht über die „Großkundgebung der Forst- und Holzwirtschaft auf der Deutschen Holzmesse im Herbst 1961 in Düsseldorf“. Der gebürtige Österreicher Dr. Egon Glesinger, Direktor der Forstabteilung der FAO in Rom, kündigte den Holzmangel als Flaschenhals des Fortschrittes an. „Fortschritt und Holzverbrauch sind untrennbar miteinander verbunden. Der Anstieg des Nationaleinkommens und des Holzverbrauches läuft parallel. Der Holzverbrauch eines Landes hänge jedoch nicht vom lokalen Waldreichtum ab. Allerdings beeinflusse der Waldreichtum, beispielsweise in den USA, Kanada oder Skandinavien, zu einem gewissen Grade den hohen Lebensstandard dieser Länder. Die Umformung der UdSSR vom Agrar- zum Industriestaat sei von einem ungeheuren Holzverbrauchsanstieg begleitet. Die Wurzeln des steigenden Holzverbrauches liegen im Wohnungsbau, in den Druckwerken und der Verpackung. In zehn Jahren werden die Entwicklungsländer im Holzmangel einen Flaschenhals entdecken, der ihren Fortschritt hemmen wird. Sie werden für Holz- und Papierimporte mehr Devisen ausgeben müssen, als es ihre Wirtschaft verträgt. Und das nur, weil sie heute zu wenig für die Forstwirtschaft investieren“, argumentierte Glesinger vor einem halben Jahrhundert.
„Mit einem Jahreseinschlag von 300 Mio. fm werde heute in Europa etwa gleich viel genutzt wie 1900. Entscheidend ist jedoch die gewaltige Umschichtung von Brennholz zu Nutzholz, dessen Anteil von 70 % auf 30 % gesunken ist. Allein 2,5 Mio. t/J Bauplatten werden heute in Europa verwendet, was mengenmäßig 10 Mio. m3 Schnittholz entspricht“, fügte Glesinger hinzu.
„Der Forst darf den Bogen nicht überspannen“, warnte der Holzkurier-Leitartikel vom 23. November 1961. Dies zu einem Zeitpunkt, in der Rundholzpreise in nie erreichter Höhe bezahlt werden und Salzburgs Sägevorsteher Sepp Neumayr in spontan vereinbarten Bezirksversammlungen seinen Berufskollegen dringend nahelegte, die äußerste Grenze ihrer Kalkulation beim Rundholzeinkauf keinesfalls zu überschreiten. Damit sollen unvermeidlich schwerste Erschütterungen der Branche in letzter Minute verhindert werden. Der Forst solle nicht durch preistreibende „Käuferkreiserweiterung“ und unsaubere Offertlizitierung den Bogen überspannen und zum Ruin seiner regelmäßigen Abnehmer beitragen. Der Import von russischem Sägerundholz habe mit einem Spitzenpreis von 632 ÖS/fm frei Säge die Inlandsspitze von 700 ÖS nicht erreicht. Die relativ kleine Menge von 18.000 fm (I-IX) Russenholz für ganz Österreich habe offenbar preisbremsend gewirkt.