VDS-Vorsitzender Reinhard Hagenah wünscht sich stärkere Partnerschaften – zwischen den Verbänden sowie zwischen Forst- und Holzwirtschaft. Sägewerke sollen von Forstbetrieben endlich als Kunden, nicht als Gegner gesehen werden. Der Holzkurier besuchte Hagenah in seinem Sägewerk in Bülkau. Dort erklärte er: „Das Angebot zu einem verstärkten Miteinander von BSHD und VDS steht.“ Von einem vereinten Verband will er aber noch nicht sprechen. An einem Strang zu ziehen, wird notwendig sein. Die Herausforderungen an die deutsche Sägeindustrie sind gewaltig. Hohe Rundholzpreise und teure Fracht machen den Export unattraktiv. „Darunter leiden vor allem die Erzeuger von Massensortimenten“, erklärt Hagenah. Er rechnet mit weiteren Insolvenzen, wenn es nicht gelingt, die Einschnittkapazität mit der Schnittholznachfrage in Einklang zu bringen.
Rundholzpreis nach unten
Reinhard Hagenah, seit 1. März VDS-Vorsitzender, ist Eigentümer des tiefsten Sägewerkes Deutschlands: Auf Höhe der rechten Hand liegt der Meeresspiegel © DI Johannes Plackner
Heftig kritisiert wird im Gespräch in Bülkau das Verhalten einiger Landesforstbetriebe, insbesondere im mittleren und südlichen Teil Deutschlands. „Die müssen endlich kapieren, dass die Sägewerke ihre Kunden sind, nicht ihre Gegner.“ Wenn 500.000 fm-Verträge über mehrere Jahre mit „Zielkunden“ abgeschlossen werden, stelle das kleine und mittlere Betriebe vor erhebliche Versorgungsprobleme. Jeder Verkäufer sollte aber ein Interesse daran haben, dass er eine breite Abnehmerstruktur besitzt. Das Geschäftsmodell der Großsägewerke könne gegenwärtig nicht funktionieren, glaubt Hagenah. Das liege daran, weil sie in Zeiten des vermeintlichen Holzüberflusses gebaut wurden. Da verdiene keiner Geld, der die gegenwärtigen Rundholzpreise zahlen muss. Potenzial für Preissenkungen gebe es genug, glaubt er. „Selbst, wenn der Rundholzpreis um 10 €/fm sinkt, ist das Einkommen der Forstbetriebe mehr als auskömmlich.“ Immerhin seien die Bringungskosten ständig im Sinken.
Umschneiden und weg
„Die Forstbetriebe bevorzugen Großkunden mit Werksvermessung. Da gilt: umschneiden und weg mit dem Holz – egal, wohin.“ Damit gehe aber viel Geld verloren. Lokal ein- und verkaufende Sägewerke hielten die Wertschöpfung in der Region. Auf völliges Unverständnis stößt daher die Buchen-Schutzaktion von Greenpeace. „Das ist lächerlich! Die wollen tatsächlich eine Baumart schützen, die zu 70 % in den Ofen geht. Dafür reißen sie mit der Douglasie jene Baumart aus, die eine der besten CO2-Bilanzen aufweist“, moniert Hagenah, der in seinem Sägewerk Laub- und Nadelholz verarbeitet. Ebenso unsinnig seien die Unterschutzstellungen. „Wir haben genügend Standorte, die ohnehin nicht bewirtschaftbar sind, etwa aufgrund von Nässe. Ein nachhaltig bewirtschafteter Wald ist ökologischer als von Borkenkäfern zerfressene Nationalparks.“Ein Symptom für aktuelle Fehlentwicklungen sei der steigende Rundholzexport. „Nicht nur Buchen werden zu Tausenden nach Asien verschifft. Der Forst steckt 11 m lange Kiefernbloche in Container und schickt sie nach Indien! Wir machen aus einem hochwertigen Rohstoff ein billiges Exportgut.“ In der deutschen Nadelrundholz-Exportstatistik liegt Indien mit 18.000 fm von Januar bis Februar schon auf Rang 3 der größten Abnehmer.
Einfache Lösung gibt es nicht
Eine Einfache Lösung für die Bredouille weiß er aber auch keine. Die Holzverwendung kann aber durch geschickte Interessenvertretung gesteigert werden. Österreich zeigt insbesondere bei der Finanzierung vor, wie es geht. Über einen verpflichtenden Holzwerbebeitrag von 60 Cent/fm steht proHolz Austria heuer 2,5 Mio. € zur Verfügung.Zunächst liegt Hagenahs Fokus auf der Ordnung der deutschen Holz-Interessenvertretung. Eigenem Bekunden nach liegen die Stärken des VDS in Betriebs- und Rechtsberatung. Der BSHD konzentriere sich dagegen auf Lobbying und Öffentlichkeitsarbeit. Eine Vereinigung würde also auch thematisch Sinn machen. Die Branche könnte dann auch endlich mit einer Stimme gegenüber Politik, Verwaltung und Gremien auftreten. Ein Gremium führender Holzberarbeitungsunternehmen könnte den Prozess eines neuen Verbundes in Gang bringen, denkt Hagenah laut nach. Die Führung sollte eine integrative Persönlichkeit oder eine Doppelspitze übernehmen. Parallel müsse aber auch die Verbandsarbeit in Brüssel gestärkt werden, betont der VDS-Chef zum Abschluss die Bedeutung europaweiter Interessenvertretung.