1348577314561.jpg

Zufriedene Gesichter: Über den Erfolg dank der K2i freuen sich Zimmermeister Helmut Reichart (re.) und Robert Bachlberger von Hundegger © DI Johannes Plackner

Turbo für den Zimmermeister

Ein Artikel von DI Johannes Plackner | 25.09.2012 - 15:39
Es ist eine Postkartenlandschaft, in welche die Zimmerei Reichart eingebettet ist. Oberstaufen im Oberallgäu gehört zu den malerischsten alpinen Gemeinden Deutschlands. Vorarlbergs Bregenzerwald liegt in Sichtweite. In so einem Tourismusort legt man Wert auf schöne Gebäude, oft im traditionellen Stil. Hier kann der Holzbau seine Stärken voll ausspielen. Das ist ein Grund, warum sich Zimmermeister Reichart über volle Auftragsbücher freuen kann. Ein weiterer ist ohne Zweifel die Hundegger K2i. 2009 wurde die am weitesten verbreitete Abbundanlage der Welt in Oberstaufen montiert. Seitdem sorgt sie für millimetergenauen CNC-Abbund. Mit der Investition hat sich die Leistungsfähigkeit vervielfacht. Die Zimmerei wuchs von vier Mitarbeitern auf neun. Mit der Belegschaft errichtet Reichart jährlich 40 Objekte und verarbeitet 400 m³ im Lohnabbund. In Summe laufen 1200 m³/J über die K2i.

Mit Entscheidung zufrieden

13485773190423.jpg

Enge Angelegenheit: Um Platz für die Hundegger-K2i zu schaffen, wurde die Halle auf einer Seite erweitert © DI Johannes Plackner

Im Holzkurier-Interview erklärt Reichart, warum sich die Investition als Turbo erwiesen hat, warum aus heutiger Sicht ein Fünfachsaggregat praktisch gewesen wäre und was das alles mit Schneelasten zu tun hat.

Holzkurier (DI Hannes Plackner): Sehr geehrter Herr Reichart, wie sieht ein typisches Projekt bei Ihnen aus?
Helmut Reichart: Das sind etwa halbe-/halbe Einfamilienhäuser und Dachstühle. Dazu kommen landwirtschaftliche und gewerbliche Objekte. Die Einfamilienhäuser werden elementiert vorgefertigt. Die Wände kommen verputzt und teilweise auch mit Fenstereinbau auf die Baustelle.

HK: Gibt es außergewöhnliche Anforderungen an die Holzbauten in dieser Region?
Reichart: Die Schneelasten sind hier sehr hoch – rund 400 kg/m2, je nach Lage geht das bis auf 600 kg/m2. Mit Vollholz lässt sich das kaum mehr umsetzen. Im Dachstuhl kommt daher hauptsächlich Brettschichtholz zum Einsatz. Das beziehen wir von einem Händler. Das KVH kommt von Weihele Holz aus dem Ostallgäu.

HK: Wie hat sich Ihr Unternehmen entwickelt, nachdem Sie im Juni 2009 die Hundegger-K2i installiert haben?
Reichart: Seit ich die Anlage habe, bin ich nur mehr am Wachsen und Ausbauen. Das war am Anfang so nicht absehbar. Seit 2009 gibt es ständig neue Mitarbeiter, Werkzeuge und Betriebsflächen. Dazu kamen Investitionen in ein neues Büro und in Software. Mit dieser Ausstattung wurden wir als Betrieb viel interessanter für Bauherren und Architekten. Mit der K2i kann ich schnell, flexibel und hoch präzise abbinden. Das spricht sich herum. Früher war der Bau eines Hauses eine große Sache für die Zimmerei. Heute ist das Standard. Der Abbund ist in zwei Tagen erledigt, dann wird elementiert und es geht auf die Baustelle. Ganz wichtig ist die Geschwindigkeit. Den Auftrag bekommt oft jener Betrieb, der am schnellsten reagieren kann.

HK: Wie haben Ihre Mitbewerber darauf reagiert, dass Sie in CNC-Abbund investierten?
Reichart: Zunächst waren meine Zimmererkollegen in der Region skeptisch. Mittlerweile binde ich aber Elemente für 20 regionale Holzbauunternehmen ab. Bei mir geht es einfach schneller und günstiger als per Hand. Und die Qualität ist einwandfrei. Vergangenes Jahr gab es zwei Sechsfamilienhäuser in Oberstaufen, die habe ich mit einem Kollegen gemeinsam gemacht, der auch bei mir abbinden lässt. Für jenen Einzelnen wäre es zu groß, gemeinsam konnten wir uns an der Ausschreibung beteiligen und haben sie auch gewonnen.

HK: Wie kamen Sie auf Hundegger?
Reichart: Gegründet habe ich den Betrieb 1999 mit gutem Erfolg. Der Handabbund war aber immer recht aufwändig und hat die Leistungsfähigkeit doch stark begrenzt. Da habe ich nach Alternativen gesucht. Das, was ich dann auf der Hundegger-Homepage gefunden habe, hat mir gut gefallen. Die Anlage, die ich mir dann angeschafft habe, hat mich auch vom Preis her nicht abgeschreckt.

HK: Über welche Ausstattung verfügt die Hundegger-K2i?
Reichart: Im Grunde habe ich die Basismaschine K2i mit 625 mm Bearbeitungsbreite für vierachsigen Abbund gekauft. Enthalten sind dabei eine Schwenkkappsäge sowie ein horizontales und ein vertikales Bohrgerät. Herz der Anlage ist die Vierachs-Universalfräse. Nachträglich wurde dann noch eine vertikale Fingerfräse, etwa für Zapfenlöcher, eingebaut.

HK: Wie aufwändig war es, die Anlage nachzurüsten?
Reichart: Das stellte überhaupt kein Problem dar. Die K2i hat ja den Platz für die Werkzeugmontage schon vorgesehen. Da kam einfach ein Monteur aus Hawangen angefahren. Der baute das Aggregat ein und sofort danach konnten wir damit arbeiten.

HK: Warum haben Sie sich nicht für eine fünfachsige Bearbeitung entschieden?
Reichart: Ein typischer Zimmereibetrieb braucht das ganz einfach nicht. Man kann mit der Vierachsfräse Sparren, Pfetten, Riegel und fast alles Weitere abbinden, was im Alltagsgeschäft anfällt. Lediglich beim Lohnabbund wäre es manchmal praktisch, fünfachsig arbeiten zu können. Ich denke schon wieder über eine neue Hundegger nach, die hat dann sicher ein Fünfachsaggregat.

HK: Bei Ihnen kam zuerst die Abbundanlage, dann wuchs der Betrieb sprunghaft. Ist die K2i nun wieder der Flaschenhals?
Reichart: Noch nicht, die könnte schon noch mehr abbinden. Limitierend ist derzeit eher der Platz. Daher wird jetzt eine neue Halle gebaut. Gerade die Vorfertigung der Wände braucht eine Menge Raum.

HK: Glauben Sie, die Geschäftslage bleibt in den kommenden Jahren gut?
Reichart: Da muss man optimistisch sein. Ich habe 1999 bei null angefangen und als Zimmermeister einen eigenen Betrieb gegründet, gemeinsam mit meinem Bruder, der als Baumeister ein eigenständiges Bauunternehmen ins Leben gerufen hat. Seitdem bin ich ständig am Ausbauen und Investieren. Das geht nur, wenn man sich nicht zu viele Sorgen über die Zukunft macht. Bislang gibt uns der Erfolg recht. Die Auftragslage ist sehr gut. Hier im Allgäu und drüben in Vorarlberg ist halt auch jene Gegend, wo der Holzbau seit jeher zu Hause ist. Die Arbeit ist da und somit kann ich auch meinen Betrieb weiter ausbauen.

HK: Herzlichen Dank für das Gespräch.

Zimmerei Reichart – Facts

Geschäftsführer: Helmut ReichartGegründet: 1999Standort: Oberstaufen/DEMitarbeiter: 7 fest angestellt, bis zu fünf FreiberuflerLeistungen: Niedrigenergiehäuser in Holzriegel- oder -massivbauweise, landwirtschaftliche Bauwerke, Gewerbebau, Sanierung, Dachstühle, Treppen, Lohnabbund und Statikberechnungen
1348577314561.jpg

Zufriedene Gesichter: Über den Erfolg dank der K2i freuen sich Zimmermeister Helmut Reichart (re.) und Robert Bachlberger von Hundegger © DI Johannes Plackner

13485773086983.jpg

© DI Johannes Plackner

13485773206581.jpg

Ein solcher Abbund ist mit einer vierachsigen Anlage kein Problem © DI Johannes Plackner

13485773047121.jpg

Kompakte Anlage: Auf relativ wenig Platz wurde jene Maschine untergebracht, die sich als Turbo für das Holzbauunternehmen erwiesen hat © DI Johannes Plackner

13485773124938.jpg

Mit den zwei Greifern werden die Holzstücke zuverlässig festgehalten © DI Johannes Plackner

13485773104739.jpg

Die vertikale Fingerfräse wurde nachgerüstet - sie fräst etwa Zapfenlöcher oder Senkungen © DI Johannes Plackner