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Sägewerksbesitzer Christian und Alexandra Fischl mit EWD-Projektleiter Frank Rasimowitz (v. li.) © DI (FH) Martina Nöstler

Gelungener Spagat

Ein Artikel von DI (FH) Martina Nöstler | 12.02.2013 - 08:19
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Sägewerksbesitzer Christian und Alexandra Fischl mit EWD-Projektleiter Frank Rasimowitz (v. li.) © DI (FH) Martina Nöstler

Genau ein Jahr nach dem Brand ist der Holzkurier im Sägewerk Fischl in Kollnburg/DE zu Besuch. „Ich hatte befürchtet, der Jahrestag wäre schlimm. Da wir aber wieder produzieren, sind wir erleichtert“, eröffnet Alexandra Fischl das Gespräch. Am 30. Januar vormittags, während der Produktion, stand das Sägewerk in Flammen. Brandursache war vermutlich ein technischer Defekt.
Die Flammen breiteten sich trotz sofortigem Eingreifen der Mitarbeiter so rasch aus, dass ein Großteil der Sägehalle sowie ein Nachbargebäude und Teile des Wohnhauses zerstört wurden. Dass das Werk wieder aufgebaut wird, stand für Alexandra Fischl und ihren Gatten Christian aber umgehend fest. Unter großen Anstrengungen konnte das Zieldatum – der 15. Juli 2012 – für den Neustart eingehalten wird. „An diesem Tag feierte mein Vater den 70. Geburtstag und meine Tochter den dritten“, erklärt Christian Fischl den Grund, warum er an diesem Datum festhielt. Und es – trotz aller Unkenrufe – erreichte.

Richtig entschieden

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Auf zwei Ebenen kann das Holz - vom Gatter kommend ? zum Combimes zugeführt werden © DI (FH) Martina Nöstler

Fischl ist es gelungen, das Sägewerk nach sechs Monaten wieder zu starten. „Das haben wir den Maschinenlieferanten und vor allem EWD zu verdanken“, erinnert sich Alexandra Fischl. EWD lieferte einen neuen Combimes für das Auftrennen und Besäumen der Schnittware nach dem Gatter. Für Fischl gab es mehrere Punkte, die für EWD sprachen. „Der Name ist Programm. EWD hat einen guten Ruf und es bestand auch schon lange ein Kontakt“, erklärt der Säger. Außerdem ist Altötting etwa eineinhalb Autostunden von Kollnburg entfernt. DI (FH) Frank Rasimowitz war als EWD-Projektleiter für die Gesamtplanung verantwortlich.
Dass EWD die richtige Wahl war, zeigte sich spätestens in der Phase der Versicherungsabwicklung. „Frank Rasimowitz war eine große Unterstützung und ein verlässlicher Ansprechpartner in dieser Zeit“, hebt Alexandra Fischl hervor.
Dankbar sind die Fischls vor allem für die Unterstützung der Mitarbeiter und der benachbarten Unternehmen. „Sägewerke in der Region haben uns beim Einschnitt geholfen. Damit konnten wir unsere Kunden weiter beliefern und haben in dieser Zeit keinen einzigen verloren“, betont Fischl. Von Vorteil war hier bestimmt das eigene Transportunternehmen mit vier Lkw, mit denen man sämtliche Rund- und Schnittholzfuhren sehr rasch durchführen konnte.

Bauholz regional

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Zwei Nullsägen stehen für Schwartenanläufe zur Verfügung, eine Schwenkvorrichtung entsorgt die Reststücke © DI (FH) Martina Nöstler

15.000 fm Fichte, Tanne und Kiefer schneidet Fischl jährlich zu Bauholz und beliefert damit Zimmerei- und Holzbaubetriebe in der Region. Die Seitenware geht bis nach Norddeutschland in die Verpackungsindustrie. „Unser Ziel war bei der Planung der Anlagen definitiv nicht, größer zu werden. Durch die neue Technik, die jetzt im Einsatz ist, arbeiten wir aber sicherlich rationeller“, bekräftigt Fischl.
Das Gatter, welches vom Feuer verschont wurde, blieb am alten Platz stehen. Bei der Planung musste auf diesen Bestand sowie auf die geforderte Brandschutzmauer, das Naturschutzgebiet, den Bach und die Kreisstraße Rücksicht genommen werden. „Kein einfaches Unterfangen, oft ging es um Zentimeter“, erinnert sich Rasimowitz. Letztlich sei aber eine gute Lösung gelungen – zur Freude aller Beteiligten. Für die Mechanisierung empfahl EWD aufgrund der langen Zusammenarbeit den österreichischen Hersteller Mayrhofer, Wenigzell. „Bei dieser Planung achteten wir bereits auf die Anforderungen, falls zu einem späteren Zeitpunkt eine automatische Sortieranlage einbaut werden sollte“, führt Rasimowitz aus.

Getrennte Zuführung

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13 Laser im 50?cm-Abstand ermitteln im Querdurchlauf die Dimension der Schnittware für die Optimierung © DI (FH) Martina Nöstler

Fischl schneidet Rundholz bis 70 cm Durchmesser und 14 m Länge mit dem Gatter – ebenfalls von EWD. Die Hauptware wird zum Teil mit dem Gatter fertig geschnitten. Model bis 160 mm Stärke beziehungsweise die Seitenware werden hinter der Hauptmaschine zum neuen Combimes weitertransportiert. Model und Bretter gelangen getrennt auf zwei Decks, welche gleichzeitig als Puffer dienen, zur Maschine. Ein S-Förderer entzerrt die Ware und sie separat zum Bediener. Dieser kann mit zwei Nullsägen vorne und hinten einen Kappschnitt setzen beziehungsweise Schwarten über eine Klappe ausschleusen. Im Quertransport taktet die Mechanisierung die Bretter einzeln zur Vermessung.
13 Lasermessstellen erfassen die Kontur von oben. Die EWD-Optimierung errechnet anhand der Daten blitzschnell die bestmögliche Ausbeute, während das Holz schon vor dem Maul des Combimes in die optimale Position gerückt wird. Mehrere Brettausrichtungen sind möglich: einseitig asymmetrisch links oder rechts nach Waldkante, zentriert oder mittiges Ausrichten nach der idealen Brettachse.
„Installiert ist eine klassische Combimes-Anlage mit unten liegenden Sägewellen und mit zwei Trennflanschen“, berichtet Rasimowitz. Bis zu 160 m/min Vorschub wären möglich. Bei Fischl ist die Maschine aber auf 100 m/min eingestellt. Eine automatische Trennvorrichtung sorgt für die Separierung der Spreißel. Danach übernimmt die Transporteinheit von Mayrhofer das Schnittholz und bringt es zur manuellen Sortierung.

Alle Beteiligten sind zufrieden

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Die Optimierungssoftware stammt von EWD - ermittelt wird die bestmögliche Ausbeute hinsichtlich Wert oder Menge © DI (FH) Martina Nöstler

„Wir haben den Spagat zwischen den hohen Kosten und den für uns passenden Maschinen gefunden“, bestätigen die Fischls und sind mit der wirtschaftlichen Lösung zufrieden. „Der Combimes bei Fischl ist einer von vier, welche ich im vergangenen Jahr in Bayern und Österreich verkauft habe. Die anderen drei wurden bereits ausgeliefert und sind derzeit in der Montage bei den Kunden“, führt Rasimowitz abschließend aus.

Sägewerk Fischl

Gegründet: 1850, reines Sägewerk seit 1965
Inhaber: Christian Fischl
Standort: Kollnburg/DE
Mitarbeiter: 13 inklusive Spedition
Einschnitt: 15.000 fm/J
Sortimente: überwiegend Bauholz, auch Verpackungsware
Absatz: bundesweit an Zimmereien und Holzbaubetriebe sowie die Verpackungsindustrie

EWD

Gegründet: 1862
Stammsitz: Altötting/DE
Niederlassung: Reutlingen/DE
Geschäftsführer: Dipl.-Betriebswirt André Fey, DI Herbert Oppenborn
Produkte: Bandsägentechnologie, Besäumtechnologie, Kreissägen-, Profilier- und Spanertechnologie, Gatter, Mechanisierungen
Exportanteil: 80 % weltweit