Noch feucht hinter den Stapellatten, aber schon festigkeitssortiert: Rettenmeier sortiert in Hirschberg die KVH-Rohware noch vor der Trocknung - ein Novum in Deutschland © DI Johannes Plackner
Betriebsleiter Andreas Schmid erklärt zusammen mit Martin Bacher von Microtec die Beweggründe für die Hightechinvestition in Hirschberg. Schmid geht es in erster Linie um die hohe Produktqualität. Die Marke „Zunftholz“, wie Rettenmeier sein Fachhandelssortiment betitelt, und ihr Versprechen von hoher Qualität werden ernst genommen. Was das technisch heißt, erklärt Bacher. Der Südtiroler ist der perfekte Gesprächspartner, wenn es um die Festigkeitssortierung des Viscan-Systems von Microtec geht. Er war 2006 federführend bei der Entwicklung der Festigkeitssortierung von nasser Ware direkt nach dem Einschnitt in Zusammenarbeit mit der Holzforschung Austria verantwortlich. Deren Vorteile kennt er genauestens: „Die Sortierung unmittelbar nach der Nachschnittkreissäge ist vom Betriebsablauf her ideal. Ungeeignete Ware wird früh aussortiert und verursacht keine unnötigen Trocknungskosten.“
Die Gutware wird in die Festigkeitsklassen C18, C24 und C30 eingeteilt. Technologisch gesehen, wird die erwartete Festigkeit aus der gemessenen Steifigkeit hergeleitet. Dieses „dynamische Elastizitätsmodul“ verrät die Eigenschwingungsfrequenz. Eine Metallkugel klopft an jedes Stück Hauptware. Je heller das Brett klingt, umso steifer (=fester) ist es. Eine Besonderheit bei Microtec ist es, dass die Schwingung per Laser gemessen wird. „Das ist im lauten Sägewerksalltag zuverlässiger als ein Mikrofon“, argumentiert man.
Die Formel zur Berechnung des E-Moduls enthält auch die Dichte des Brettes. Diese wird bei Rettenmeier kontaktlos per Röntgenstrahlen gemessen. An vier Punkten läuft das Brett durch die Strahlung. Je weniger auf der anderen Seite ankommt, umso dichter ist die Ware. Dichte und Schwingungsfrequenz gemeinsam bestimmen die Festigkeit.
In der späteren KVH-Produktion werden die visuellen Festigkeitskriterien minimiert. Doch auch die Kunden von sichtbarer Ware profitieren von dem System wegen seiner 100 %igen Sicherheit.
Premiumprodukt durch Premiumproduktion
Vertrieben werden die hochwertigen Rettenmeier-Produkte unter dem Markennamen „Zunftholz“. KVH- Verkaufsleiter Tommy Häneke platziert seine Erzeugnisse klar als Premiumprodukt am Markt. „Das war der Hauptgrund für die Investition in die Festigkeitssortierung“, versichert er. Rettenmeier hat eine effizientere Produktion und die Kunden haben die nachgewiesene Gewissheit, dass jedes Stück sicher ist. Eine maschinelle Festigkeitssortierung ist zuverlässiger als die menschliche. Lasersensoren und Röntgendetektoren garantieren eine gleichbleibend exakte Sortierung entsprechend den Klassifizierungskriterien.Mehr Äste und doch fester …?
Projektteam: Dieter Klug (Leitung Instandsetzung), Andreas Schmid (Betriebsleitung), Matthias Bähr (Leiter Sägewerk/Rundholzplatz), Armin Hörburger (Produktionsltg. KVH/QVH), Martin Bacher (Microtec), Harald Junghans (Leiter Elektrik, v.li.) © DI Johannes Plackner
Die Messeinheit des Viscan-Plus bestimmt die Festigkeit über die gesamte Holzlänge. Die Zulassung und die regelmäßige Überwachung der maschinellen Sortierung erfolgen gemäß der EN 14081-4 in Deutschland durch die MPA Stuttgart.
Inbetriebnahme in zwei Wochen
So klein und so wichtig: Der Viscan-Sensor klopft und misst die vorbeieilende Ware © DI Johannes Plackner
Unmittelbar nach der Röntgenreihe folgt die Viscan-Einheit. Bis zu 80 Stirnseiten strömen dort minütlich vorbei und bekommen einen definierten Stoß. Die entstandenen Schwingungen werden mit einem roten Laserpunkt gemessen. Die Berechnung der Festigkeit geschieht in Sekundenbruchteilen im Computer.
Noch nass, doch schon sortiert
Ein Mitarbeiter in der Kabine (li.) sortiert offensichtlich fehlerhafte Stücke aus, bevor die Bretter in eine Nullkappsäge und danach zum Viscan-System (hier nicht sichtbar) strömen © DI Johannes Plackner
Mit Inbetriebnahme der Festigkeitssortierung wurde parallel eine Fremdaufgabe installiert. Hiermit besteht die Möglichkeit, Ware, welche nicht in der eigenen Sägelinie produziert wurde, über den Viscan zu fahren. Es kann sowohl frisch als auch trocken sortiert werden. Die Microtec-Anlage ist für beide Varianten ohne Modifikation zugelassen. Maschineneinstellungen für Fichte, Tanne, Kiefer und Douglasie sind nach EN 14081-4 verfügbar. Dies nutzt Rettenmeier bei der Rohware von Fichte und Douglasie, welche in Schwesterunternehmen produziert wird.
Neue Corporate Identity vorgestellt
Das frische Corporate Design sowie der gelungene Messestand zogen zahlreiche Besucher der BAU 2013 in München an © DI Johannes Plackner
Bei dem Verjüngungsprozess wurden im Online -, Print - sowie Messedesign neue Wege beschritten. Zum Jahreswechsel wurde der Webauftritt der Gruppe erneuert, um pünktlich zur BAU 2013 ein Zeichen zu setzen. „Auf unserem modernen und offenbar ansprechenden Stand nutzten bemerkenswert viele Besucher die Gelegenheit, die Vielfalt des Werkstoffs Holz in erfrischender Form und Weise zu erleben und den ,neuen‘ Rettenmeier kennenzulernen“, sagte Malte Meyer, Marketingmanager der Rettenmeier Holding. Die allgemeine Stimmung auf der Messe bezeichnete Meyer als „hervorragend“. Die Auslastung der deutschen Fertighausindustrie und Zimmermeister sei überdurchschnittlich gut. Sogar aus Übersee kommen zunehmend erfreuliche Signale. Daher sehe die Rettenmeier-Gruppe, deren Finanzierung im Zuge seiner Restrukturierung bis 2015 gesichert ist, durchwegs optimistisch in die Zukunft.