Derzeit Regenwetter: Holzhändler-Treffen am 7. November in Pörtschach - nach tollem Jahresstart regnete es sich konjunkturell nach dem Sommer ein © Gerd Ebner
Generell wurden auf der ISC vier Thesen aufgestellt (s. Link):
Großbritannien wird vor Frankreich 2015 der zweitgrößte Nachfrager in Europa.
Rumänien hat – dank der Holzindustrie Schweighofer – produktionsmäßig weiterhin das dynamischste Wachstum.
Keines der großen Schnittholzerzeugerländer konnte die Vorkrisenmenge übertreffen.
Für alle ISC-Länder gilt, dass nach der heurigen Erholung 2015 wieder mit Stagnation gerechnet werden muss.
Laut Torgersen könnte es sein, dass einige Länder angesichts der derzeitigen Marktlage ihre 2014-Vorhersagen nach unten revidieren müssen. „Österreich produzierte im September um unglaubliche 30 % weniger Nadelschnittholz als im Vorjahr. Daher wird es schwer, eine Produktionssteigerung im Vergleich zu 2013 zu schaffen. Ein Rückgang um 5 % ist wahrscheinlicher.“
Flauer Herbst
Auf allen europäischen Märkten gab es im Herbst eine Absatzflaute. Torgersen: „Eine Ausnahme war Großbritannien, davon profitieren aber fast nur die Schweden und etwas die Deutschen.“ Grundsätzlich wären die Sommerferien aber um vier Wochen verlängert worden. Erst im Oktober sprang die Levante an. „Hier half der schwächere Euro. In Italien ist der Markt leider unverändert verhalten. Der öffentliche und der private Bau sind stark rückläufig, selbst der Sanierungsmarkt wird kleiner“, eruierte Torgersen, der vorhersagt, „dass jetzt echte Marktperspektiven bis April fehlen. Woher sollen im Winter die Impulse kommen?“Für 2015 wird den USA als einzigem Land ein spürbares BIP-Wachstum zugetraut. Die europäischen Länder mussten die Vorhersagen „runterrevidieren“. Der Blick auf den Baumarkt zeigt, dass der spanische Hausbau vor der Krise 20 % zum BIP beitrug, zuletzt waren es nur noch 10 %. „Statt 800.000 Wohneinheiten wurden 2013 nur noch 34.000 Wohneinheiten errichtet“, wies Torgersen hin. Im Gegensatz zu Italien scheinen sich die anderen europäischen Mittelmeerländer aber zu erholen. Sie haben schon scharfe Reformen eingeleitet.
Vor Rückkehr in die USA?
Der US-Hausbau nähert sich der Ein-Millionen-Einheiten-Schwelle - und damit der Grenze der Selbstversorgung. „Ab 1,1 Millionen Neubauten pro Jahr muss importiert werden – dann könnten die Europäer wieder zum Zug kommen. Derzeit wandelt sich der US-Hausbau: Von 1- und 2-Familienhäusern geht der Trend klar zu Mehrfamilienhäusern.“ Optimisten sagen für 2017 Rekordmengen an Nadelschnittholz aus Europa voraus, mehr als 4,4 Mio. m3 (s. Link).Japan fiel von einem starken Vorjahresniveau deutlich zurück. Sowohl der Hausbau als auch die Importe werden heuer markant unter 2013 liegen.
Pellets sind europäisches Thema
Einen Sidestep machte Torgersen noch zu den Pellets. Zum Weltbedarf von 24 Mio. t/J trägt Europa 19 Mio. t/J bei (privat 10 Mio. t/J; industriell 9 Mio. t/J). „Pellets sind ein rein europäisches Phänomen. Nordamerika braucht nur 4 Mio. t/J, Asien 1 Mio. t/J“, analysiert er.Eintrübung auch im Westen
Der sonst so optimistische westösterreichische Holzhandel ist nach einem tollen Jahresstart ernüchtert. „Die Preise der Massensortimente sind aufgrund von Überangebot schlecht. Bei Leimholz gibt es immer mehr Direktanbieter. Das geringere Bauvolumen führt zu weniger OSB-Nachfrage und sinkenden Preisen.“Altholz, Zirbe, Eiche – und aus
Gut gefragt seien hochwertige Produkte. „Viel Altholz wird benötigt. Dann noch Eiche und Zirbe – das ist es momentan. Für diese Sortimente müssen wir immer mehr Lager aufbauen, um die differenzierten Anfragen zu bewältigen.“„Wir orten beim Wertholz eher steigende Einstandspreise, weil es nicht genügend Ware gibt. Die US-Hartholzbranche boomt, in Kroatien erschwerte sehr viel Regen die Holzernte“, ergänzte der ostösterreichische Holzhandel.
Für 2015 ist Westösterreich ganz und gar nicht optimistisch. „Das Zinsniveau ist tief, es ist Geld da: Dieses wird aber nicht nachgefragt.“ Kommt keine starke Wintersaison mit einem Push für mehr Investitionen, wird es mit einem Aufschwung schwer.
Sommerloch,Katastrophen-September
Im Großraum Wien war es ähnlich: „Dekorative Sortimente gingen besser als konstruktive.“ Bis Mai hatte man einen ordentlichen Vorsprung vor 2013. Dann kam das Sommerloch und ein „Katastrophen-September“ … In Wien wird zwar viel gebaut. „Doch Holz kommt vielfach nur als Sargdeckel auf den mehrgeschossigen Massivbau. Innen gibt es dort auch keine hochwertige Ausstattung.“ Heuer war der Gartenholzmarkt ebenfalls schwach.Auch der ostösterreichische Holzhandel sieht „kein Licht am Ende des Tunnels. Wir gehen vorsichtig ins Jahr 2015.“
In der Steiermark ist die Kiefernrundholz-Nachfrage rückläufig. „Bei der Lärche ist der Höhepunkt auch überschritten“, hieß es weiter.
Chinesen kaufen in Kroatien
Beim Hartholz sinken die Importmengen markant. „Die Chinesen machen alle nervös. Sie beginnen schon, Rundholz aus Kroatien abzuziehen. In Deutschland und Frankreich sorgen sich die Säger um ihre Existenz.“Bei den Buchenschwellen fehlt heuer der übliche Auftrag aus Deutschland. Die Produktion werde stark sinken, sagte man in Pörtschach voraus. Am Schnittholzmarkt war auch Südösterreich mit einem schlechten Sommer konfrontiert. Jetzt ortet man eine „absolut unzufriedenstellende Marktlage“.
Exkursionsrichtung umgedreht
Eine unübliche negative Analyse kam aus Vorarlberg: „Am Holzbau fehlt die Auslastung. Am öffentlichen Bau geht nichts. Und im Wohnbau hat Holz aufgrund geringer Mehrkosten keine Chance.“ Außerdem empfindet man die Brandschutzauflagen als zu rigoros: „Einen Sechsgeschosser könnte man in Vorarlberg nicht bauen. Früher gab es Exkursionen aus dem Ausland nach Vorarlberg. Jetzt schielen wir in die Schweiz, was dort alles möglich ist.“Die Vorhersage lautet: verhaltene Geschäftsentwicklung mit einer bestenfalls preislichen Seitwärtsbewegung.
Viel aus Tschechien, wenig aus dem Kleinwald
Mit Rundholz ist Ostösterreich dank starker Importe aus Tschechien derzeit gut versorgt. „Das gilt aber nur, weil deutlich weniger geschnitten wird.“ Trotzdem ortete man in der Runde leichte Nervosität. „Die Ersten kriegen kalte Füße. Fichte zog leicht im Preis an, bei der Kiefer waren es zuletzt +3 €/fm.“ Höhere Preise hätten zumindest im Kleinwald keine Effekte mehr. „Die Verunsicherung dort ist zu groß. Da heißt es nur: Was tue ich mit dem Geld?“Beim Hartholz wurde aus Niederösterreich eine Tendenz zu helleren Hölzern geortet. Diese führte man in der Runde aber auf das sehr geringe Schnittholzangebot zurück und nicht auf eine Trendumkehr. „Wenn nichts da ist, multiplizieren sich Anfragen. Das ist kein Aufschwung.“