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Aufgetrennte Eichenstämme warten am Rollengang (der noch verlängert wird) auf die Weiterverarbeitung © Hannes Plackner

Selber sägen

Ein Artikel von Hannes Plackner (für Timber-Online bearbeitet) | 18.11.2015 - 00:58
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Aufgetrennte Eichenstämme warten am Rollengang (der noch verlängert wird) auf die Weiterverarbeitung © Hannes Plackner

Der Eichenstamm sieht aus, als hätte ihn Salvador Dalí in die Sägehalle gemalt. Das Laubholz, das sich wie ein Lappen von der Rollenbahn ergießt, ist aber kein surrealistisches Meisterwerk, sondern Ergebnis eines präzisen Vorgangs. Die Eiche wurde zuvor von einer Bandsäge in 8 mm-Lamellen aufgetrennt. Diese sind bei Fendt Holzbearbeitung, Haselbach/DE, Basis für Dielenböden, die es bis in exklusivste Objekte schaffen. Das Schweizer Fünfsternehotel The Alpina Gstaad zieren etwa diese Deluxe-Dielen.

Eiche hat hohe Eintrittsbarrieren

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"Wir sind keine erfahrenen Säger. Schreinermeister bedienen die Blockbandsäge. Die haben das aber rasch erlernt", sagt Geschäftsführer Reinhard Fendt © Hannes Plackner

Reinhard Fendt ist gemeinsam mit seinem Vater als Geschäftsführer verantwortlich. Der über 80 Jahre alte Betrieb ist 2003 in die Produktion von Holzböden eingestiegen. „Wir erzeugen nur auftragsbezogen. Wünscht der Kunde maximal 5 cm große Äste und gelben Kitt, machen wir das.“ Spezialitäten der Allgäuer sind auf den Grundriss zugeschnittene Dielenmaße. Die Hauptholzart braucht man heutzutage nicht extra erwähnen: „Zu 99 % verarbeiten wir Eiche.“
Die Dielen sind dreischichtig aufgebaut. Decklage und Gegenzug bestehen bei 15 mm starken Elementen aus Eiche, ebenso wie die Mittellage. Der homogene Aufbau sei außergewöhnlich, aber etwa bei Fußbodenheizungen vorteilhaft, erklärt Fendt.
Ausgangsmaterial sind Eichenstämme, die Vater Hermann Fendt bei Submissionen ersteigert oder im Freihandel erwirbt. Die Versorgung bedarf genauer Planung. Geerntet und verkauft werden die Stämme nur im Winter, eingeschnitten wird das ganze Jahr. Der Betrieb braucht also ein Gefühl für den Bedarf der nächsten Monate – und das nötige Kleingeld, um die 3000 bis 3500 fm/J Eichenwertholz vorzufinanzieren. Bislang ließ Fendt die Stämme lohnsägen. Doch heuer wurde die Wertschöpfung in den Betrieb geholt. Bei der kleinen Südtiroler Bandsägen-Manufaktur Resch & 3, Blumau, wurde eine ES 1050 Profi geordert.
Warum diese Marke? „Die hat einen richtig guten Ruf. Beide Säger, mit denen wir bislang zusammengearbeitet haben, rieten uns zu Resch & 3“, erklärt der Chef. Seit Juni ist der Betrieb nun auch ein Sägewerk.
Für den Neueinsteiger zählte einfache Bedienung. Den Einschnitt verantworten Schreinermeister ohne Sägewerkserfahrung. Mit der Blockbandsäge kommen sie aber problemlos zurecht. Das Auflegen und das Einrichten der Stämme geschehen per Joystick. Nach dem ersten Schnitt übernimmt die Automatik. Selbsttätig zieht das mit 37 kW angetriebene Sägeblatt durch den Stamm. Beidseitige Vorritzer entfernen die Rinde aus der Schnittebene. Es dauert rund 60 min, um einen Stamm zu verarbeiten. Die 8 mm starken Lamellen bleiben aufeinander liegen. Das führt zu den eingangs erwähnten, seltsam biegsamen Eichenstämmen. Trocknung und Hobelung bringen die Eichenscheiben auf die Zielstärke von 5 mm.
In Haselbach montierte Resch &3 erstmals bei einer Profi-Maschine den Bedienerplatz seitlich am Boden. Per Kamera und Zusatzbildschirm behält der Bediener den Überblick, was gerade im Automatikbetrieb sinnvoll sei. Ebenfalls ein Novum ist die adaptive Blattführung. Sie folgt der Stammkontur und verbessert damit die Schnittpräzision. Fendts Säge besitzt einen Blattversatzsensor, der die Schnittgenauigkeit kontrolliert und bei Abweichungen an den Vorschub anpasst. Die optimale Ausbeute ist wichtig. Immerhin kostet Eichenwertholz 180 bis 800 €/fm (ab Wald). Bis zu 10 m lange und 1,1 m starke Stämme bewältigt die Resch & 3-Säge. Großteils ersteigert Fendt Wertholz der vierten und fünften Klasse (40 bis 60 cm Durchmesser). Überlange Lamellen lässt Fendt weiterhin extern sägen. „Mit 16 m halten wir wohl den inoffiziellen Dielenrekord“, lacht Fendt.

1,2 Mio. für erhöhte Kapazität

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Automatisch trennt die kundenindividuell lackierte Resch?&?3-Blockbandsäge das wertvolle Eichenholz in 8?mm starke Lamellen © Hannes Plackner

Mit seiner Investitionsentscheidung ist der Neusäger „sehr zufrieden“. Im Sommer wurde aber nicht nur eine neue Säge angeschafft. Das 1,2 Mio. €-Investitionspaket inkludierte auch eine weitere Trockenkammer (Mühlböck), einen Lamellenhobel (Ledinek) und eine Auftrennsäge (Raimann). //