Nicht auf die grüne Wiese, sondern auf ehemaliges militärisches Sperrgebiet legten Günther Hilmer und Karlheinz Lippmann den Grundstein der Holzindustrie Torgau (HIT). Anstatt eines klassischen Sägewerks setzten sie auf Kurz- und Dünnholzverarbeitung und lieferten an die Palettenindustrie. Die Geschäfte liefen gut, die Mitarbeiterzahl stieg. Weitere Produktionsschritte wurden am Standort integriert. 2007 fiel der Startschuss für die eigene Palettenproduktion.
Heute werden täglich rund 50.000 Paletten und die zugehörigen Klötze hergestellt, zwei Drittel davon sind Europaletten.
Heute werden täglich rund 50.000 Paletten und die zugehörigen Klötze hergestellt, zwei Drittel davon sind Europaletten.
Synergien nutzen
Ein riesiger Rundholzplatz, fünf Sägelinien (s. Holzkurier Heft 13, S. 10-11), zwei Kraftwerke, die durch Verbrennung der Rinde 40 MWth und 13 MWel und liefern, eine Nagelproduktion, ausreichende Trocken- und Lagerkapazitäten sowie Brikettfertigung befinden sich ebenfalls am Gelände. Vor Kurzem übernahm man auch das nahe gelegene Werk der Pleite gegangenen German Pellets. Verarbeitet wird in Torgau hauptsächlich Kiefer, die in der Umgebung wächst.„Da die Qualität der Europaletten kein Unterscheidungsmerkmal darstellt, sind für den Kunden Preis und Lieferfähigkeit ausschlaggebend. An unserem voll integrierten Standort können wir Synergien optimal nutzen und sind seit einigen Jahren Marktführer für Europaletten in Deutschland“, freut sich Geschäftsführer Karlheinz Lippmann.
Zertifizierte Klötze und Nägel
Lange Zeit kaufte man Palettenklötze zu, seit zwei Jahren produziert man selbst. Die zehn Fertigungslinien von Imal, San Damaso/IT, laufen rund um die Uhr. Sägespäne, Leim, Härter und Emulsion werden vermischt und unter Dampf zu Strängen verpresst. Auf Maß geschnitten, durchläuft anschließend jeder Klotz das Prüfkarussell, wird dort vermessen und gewogen. Die Software zur Überwachung des Prozesses stammt ebenfalls von Imal. Schließlich sind Paletten heute streng kontrollierte Qualitätsprodukte.Lippmann erinnert sich: „Als wir angefangen haben, waren Paletten Billigerzeugnisse. Heute sind sie Hightech-Waren. Die Qualitätskriterien sind genau definiert, werden intern und extern streng überwacht.“ 78 Nägel stecken in jeder Europalette. Diese werden ebenfalls von HIT selbst gefertigt und sind natürlich auch zertifiziert.
Als wir angefangen haben, waren Paletten Billigerzeugnisse. Heute sind sie Hightech-Waren
Vollautomatische Palettenproduktion
Automatisch gestapelt, kommen die Palettenklötze in die nächste Halle zur Palettenproduktion. Acht Produktionslinien von Corali, Carobbio/IT, sind im Einsatz, die neunte und zehnte sind in Planung. Die Herstellung der Europaletten, die etwa zwei Drittel der HIT-Gesamtproduktion ausmachen, erfolgt voll automatisiert. Mit Vakuumtechnik werden die Klötze platziert, Querbretter und Deckbretter zugeführt.Die palettenweise gestapelten Komponenten durchlaufen den ersten Hammerbalken, werden miteinander vernagelt und gedreht. Danach werden die Bodenbretter zugeführt und im zweiten Hammerbalken festgenagelt. Nach Abfräsen der Kanten werden EPAL-Logo, Herstellernummer und Prüfnummer eingebrannt – Sicherheitsmerkmale einer echten Europalette, denn immer öfter werden am Markt Fälschungen angeboten.
Logistische Herausforderung
Dank der guten Nachfrage gibt es für Verlader Franco Fiedler, Fuhrparkspezialist Jens Claudius und Geschäftsführer Karlheinz Lippmann (v. li.) genug zu tun © Holley
„Für unsere Kunden ist die schnelle Verfügbarkeit wichtig. In den vergangenen Jahren wanderte in zahlreichen Branchen die Lagerhaltung vom Händler zur Industrie. Wir lagern zwischen 700.000 und 800.000 Paletten und haben auch im Bereich Logistik kräftig ausgebaut“, erzählt Lippmann. 65 Palettentypen hat man im Angebot.
Europaletten werden mehrfach genutzt und wandern nach ihrer Verwendung in Tauschpools. Trotzdem sei die Nachfrage nach neuen Paletten gut, sagt Lippmann. Obwohl das Werk im 4-Schicht-Betrieb rund um die Uhr läuft, könnte man mehr verkaufen. Deutschland sei der wichtigste Markt für HIT, man liefere aber nach ganz Europa, auch nach Österreich und neuerdings sogar bis nach China.