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Der Boardmaster Nova-N bestimmt neben den Dimensionen ebenso Faulstellen und Bläue © Finscan

„Finnischer Minimalismus“

Ein Artikel von Lorenz Pfungen | 20.04.2017 - 09:00
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Der Boardmaster Nova-N bestimmt neben den Dimensionen ebenso Faulstellen und Bläue © Finscan

Mit weltweit rund 400 installierten Scannern in mehr als 20 Ländern zählt Finscan aus Espoo/FI zu den bekanntesten Unternehmen im Bereich der visuellen Sortierung von frischem und getrocknetem Schnittholz. Die Hauptmärkte liegen in Skandinavien und Russland. Automatisierungspotenziale sieht Geschäftsführer Jyri Smagin noch in Mitteleuropa.
„Wir garantieren unseren Kunden eine Sortiergenauigkeit von 96 % bei 200 Brettern pro Minute“, erklärt Smagin. Aber was genau meint er mit dieser Sortiergenauigkeit? In nur 4 % der Fälle würde das Ergebnis nicht der tatsächlichen Qualität entsprechen.

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An der Sortierlinie kann der Mitarbeiter die Ergebnisse an einem Display ablesen © Finscan

Ein Mitarbeiter erreiche eine Sortiergenauigkeit zwischen 80 und 85 % bei rund 60 bis 80 Brettern pro Minute und werde mit der Zeit müde. Darüber hinaus sei es schwierig, kleine Risse auszumachen oder Holzmerkmale konstant objektiv zu beurteilen. „Unser Ziel ist es nicht, den Mitarbeiter einzusparen, sondern ihm Zeit für wichtigere Aufgaben im Unternehmen zu geben und das volle Potenzial des Rohmaterials zu heben“, erläutert Smagin. Selbst wenn man 100 Bretter einer Personengruppe zur Beurteilung ohne Zeitlimit geben würde, erreiche man nicht die Wiederholgenauigkeit eines Scanners, zeigt er sich überzeugt. Gerade in Ländern mit hohen Rundholzpreisen, wie Deutschland, Österreich oder der Schweiz, würde sich diese Ausbeuteerhöhung bezahlt machen. Der Geschäftsführer bemerkte in den vergangenen Monaten ein Umdenken in Mitteleuropa. Man mache sich über diese Thematik nun mehr Gedanken und sehe das Potenzial.

Integration in bestehende Anlagen

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Die Software visualisiert die Ergebnisse: links gescannte Brettenden, rechts ein Optimierungsprogramm für den Besäumschnitt © Finscan

Dabei ist die Integration in bestehende Anlagen einfach umsetzbar. So kommen die Scanner auf Stahlrahmen, die über bestehende Produktionslinien gehoben werden können. Innerhalb von zwei bis drei Tagen sei man einsatzbereit. Als Referenzprojekt führt Smagin die Lieferung von Scannern des Typs Boardmaster Nova ins russische Archangelsk zu Sawmill 25 an. „Besonders wichtig für den russischen Markt ist dabei die Bestimmung von Rissen und Schüsse-lungen am Brettende. Diese Aufgabe übernimmt der Endspy“, erklärt der Geschäftsführer. Neben der Bestimmung der Dimensionen und der Abweichungen ermöglichen Infrarot- und LED-Licht die Erfassung von Faulstellen und Bläue. Dies spiele vor allem bei BSH eine große Rolle, bei dem die äußere Lamelle je nach Anwendungsfeld eine einwandfreie Oberfläche aufweisen muss. Da-rüber hinaus kann man den Boardmaster Nova mit dem Moistspy ausstatten. Dieser ermittelt, unabhängig von der Holzdicke, die Holzfeuchtigkeit der Lamellen mittels Mikrowellen.
Dass die Kunden mit den Anlagen zufrieden sind und wiederkommen, zeige unter anderem die Auftragslage. Derzeit führt man Upgrades und Modernisierungsmaßnahmen an bestehenden Scannern bei 25 Kunden durch.

Selbst entwickelte Hard- und Software

Neben der Hardware, die man großteils selbst in Espoo herstellt, legt man zudem großen Wert auf die Software. Gerade bei den Programmen bestehe weiteres Verbesserungspotenzial. Ein großer Teil der Arbeit fließe deshalb in die Entwicklung der Programme. „Man könnte uns durchaus als IT-Unternehmen bezeichnen“, meint Smagin. So optimiert man mit den Anwendungen unter anderem die Besäumung. Sollte einmal etwas nicht nach Wunsche laufen, können die Techniker mit Zustimmung des Kunden mittels einer Fernwartungsfunktion auf den Scanner zugreifen. Die meisten Probleme können so rasch behoben werden. Da man ebenso die Hardware selbst herstellt, sind auch für ältere Scanner Ersatzteile verfügbar. Darüber hinaus bestehen die Scanner aus wenigen Hauptkomponenten. „Das macht sie robust und Fehler sind schnell behoben, finnischer Minimalismus eben“, informiert Smagin.
Bevor man die Scanner ausliefert, schulen Techniker die Kundenmitarbeiter auf ihrem späteren Arbeitsgeräten ein. Dabei stellen sie das Programm bereits auf die späteren Anforderungen ein. So ist sichergestellt, dass die Mitarbeiter vom ersten Tag an mit dem Scanner umgehen können.
Auf der Ligna haben Interessierte die Gelegenheit, sich über die Möglichkeiten der Finscan-Produkte zu informieren.

Finscan

Standort: Espoo/FI
Gründung: 1988
Geschäftsführer: Jyri Smagin
Mitarbeiter: 25
Produkte: Scanner für frisches und getrocknetes Schnittholz, Holzfeuchtigkeitsmessung