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Cord Prinzhorn, Max Oberhumer und Christian Skilich (v. li.) bei der Jahrespressekonferenz der österreichischen Papierindustrie 2016 © APA

Papierindustrie weiter auf Wachstumskurs

Ein Artikel von Birgit Steininger | 21.04.2017 - 08:27
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Cord Prinzhorn, Max Oberhumer und Christian Skilich (v. li.) bei der Jahrespressekonferenz der österreichischen Papierindustrie 2016 © APA

„Wir blicken auf ein sehr erfreuliches Jahr 2016 zurück“, zieht Max Oberhumer, Sappi Austria Manager und Präsident von Austropapier, gleich zu Beginn der Jahrespressekonferenz am 19. April der österreichischen Papierindustrie eine positive Bilanz. Im abgelaufenen Geschäftsjahr erzeugten 24 Betriebe 5 Mio. t. Papier und erzielten somit eine erneute Produktionssteigerung gegenüber den vergangenen Jahren. Der bisherige Rekord notiert bei 5,2 Mio. t in 2006. „Der Umsatz der Branche entwickelte sich gut. Dieser stieg gegenüber 2015 um 2,5 % auf 3,9 Mrd. €“, fasst Oberhumer zusammen.
Besonders erfreulich sei es, dass für alle Sortimente ein Wachstum verzeichnet werden konnte, sogar im grafischen Bereich. Diesen sieht man aufgrund der zunehmenden Konkurrenz der digitalen Medien besonders unter Druck. Trotzdem gab es hier ein Plus von 0,3 % auf 2,7 Mio. t. Der Verpackungssektor verzeichnete eine Produktionszunahme von 1,1 % auf 1,9 Mio. t. Die Menge an Spezialpapieren (unter anderem Hygiene- und Zigarettenpapier, Gipsplattenkarton) stieg um 0,9 % auf 310.000 t. Bei einer Produktion von 5 Mio. t. spielt der österreichische Markt mit einer Nachfrage von rund 2 Mio. t eine geringe Rolle. Infolgedessen wird viel exportiert, die Quote liegt bei 87,1 %.
Aufgrund umbaubedingter Stillstände (Zellstoffanlagen Pöls und Gratkorn) 2015 legte die Zellstoffproduktion 2016 deutlich zu. Man erzielte ein Plus von 17% und erhöhte die Menge auf 2,1 Mio. t.
Zurückführend auf die Steigerung in der Zellstoffproduktion, erhöhte sich auch der Holzeinsatz gegenüber 2015. Dieser stieg 2016 auf 8,8 Mio. fm und stellt ein Plus von 19,1 % dar. „Für 2017 erwarten wir einen Holzeinsatz von rund 9 Mio. fm“, gibt Christian Skilich, Operations Director Mondi Europe and International und Vizepräsident von Austropapier an. Nach Schätzungen wird aufgrund dessen auch die Importquote von 30,6 % (2016) auf rund 33 % ansteigen. Wegen des steigenden Auslandsbezuges und der damit verbundenen längeren Transportwege, schlagen sich zusätzlich höhere Kosten zu Buche, verweist man bei der Pressekonferenz.

Kampf um den Rohstoff

Die Branche steht auf Wachstumskurs. Die zunehmenden benötigten Holzmengen gilt es jedoch bestmöglichst abzudecken – vorzugsweise aus dem Inland. Man sieht sich mit der Problematik der Holzmobilisierung aus dem Kleinwald konfrontiert. Skilich verweist im Besonderen auf die hoffernen Waldbesitzer. Diese seien zumeist nicht auf das Holz als Einkommensquelle angewiesen, so gestalte sich die Überzeugungsarbeit für die Durchführung von Holzerntemaßnahmen als Herausforderung. Gemeinsam mit der Kooperationsplattform Forst Holz Papier setzt man auf Initiativen, um die österreichischen Erntemengen zu steigern. Man ist sich einig, dass eine verstärkte Nutzung zugleich eine klimafittere Ausgestaltung des österreichischen Waldes bedeute. Beim Thema Holzmobilisierung meldete sich auch FHP-Generalsekretärin Hermine Hackl zu Wort: „Stündlich kommen hofferne Waldbesitzer hinzu. Diese gilt es zu motivieren und zu unterstützen.“

Kaskadische Nutzung forcieren

„Nur bei einer kaskadischen Nutzung von Holz ist die volle Ausschöpfung der Wertschöpfung garantiert“, zeigt sich Skilich überzeugt. Als oberste Priorität gilt: „Veredeln vor Verbrennen“. Es soll nur mehr jenes verbrannt werden, was (stofflich) nicht mehr verwertbar ist.
Ergebnisse einer Studie vom Institut für Industrielle Ökologie in St. Pölten unterstreichen seine Aussage. Beim Aufsetzen unterschiedlicher Holznutzungsszenarien zeigt jenes mit einer jährlichen Holzerntemenge von über 22 Mio. fm die größten Potenziale. Im Vergleich sind es derzeit (noch) rund 17 Mio. fm die in Österreichs Wäldern geerntet werden. Forcierte kaskadische Nutzung und ein erhöhter Einschlag sollen Erlössteigerungen von 18 auf 24 Mrd. € entlang der gesamten Wertschöpfungskette ermöglichen.
Neben dem Rohstoff Holz ist auch das Altpapier ein begehrtes Produkt. Österreich verarbeitet jährlich 2,4 Mio. t. „Wir haben in Österreich ein Vorzeigemodell bei der Sammlung“, zeigt sich Cord Prinzhorn, Prinzhorn Holding und Vizepräsident Austropapier erfreut. Mit einer Rücklaufquote von 76,7 % liegt Österreich über den europäischen Durchschnitt. „Noch mehr zu sammeln, ist fast nicht mehr möglich“, ist man sich einig. Trotz der hohen Rücklaufquote muss mehr als die Hälfte des eingesetzten Altpapiers importiert werden. Eine Tonne Altpapier dotiert bei über 120 €/t. Doch die steigende Nachfrage nach Altpapier wirkt sich zunehmend auf die Preise auf.
Die Recyclingquote liegt sogar bei 78,6%. Anfallende Reststoffe werden fast zur Gänze stofflich oder thermisch genutzt. Beim Thema der Nachhaltigkeit verweist Prinzhorn zusätzlich darauf, dass die Branche die CO2-Emissionen seit den 1990er-Jahren je Tonne Papier um 40 % reduzieren konnte. Der Primärenergiebedarf der Papierindustrie kann zu 94% aus eigenen KWK-Anlagen erzeugt werden.

Forderung nach Ökostromnovelle

Neben dem steigenden Bedarf am Rohstoff Holz stellt das Ökostromgesetz weiterhin die Branche vor Herausforderungen. Dieses verzerre den österreichischen Holzmarkt und verlange aber auf der anderen Seite von den Stromkonsumenten immer höhere Beiträge, beklagt man. „Die Regierung plant nun in einer kleinen Novelle Schließungsprämien für ineffiziente Biogasanlagen“, verweist Oberhumer. Er führt weiter aus, dass die Papierindustrie jährlich 1700 GWh an Ökostrom ohne Förderung erzeugt. Biomassekraftwerke erhielten für die Produktion von 2040 GWh in 2016 rund 230 Mio. € an staatlichen Subventionen. Man fordert eine große Novelle des Ökostromgesetzes, um die Rohstoffversorgung der Papierindustrie und mit ihr die Standortssicherung zu verbessern.
Neben der Ökostromnovelle sorgt nun auch das Auslaufen der Anti-Dumping-Regel der EU für Spannung. Wird diese nicht verlängert, könnten Importe aus China im grafischen Bereich für günstigere Optionen sorgen.

Weitere Investitionen geplant

Die steigenden Investitionen in der Branche bewertet man als positiv. „Ein sehr guter Wert, der über alle österreichischen Papierstandorte verzeichnet werden kann“, fasst Oberhumer zusammen. 2016 lagen diese bei 240 Mio. €. Für 2017 sind schon weitere Investitionen, unter anderem am Standort in Laakirchen und in Frohnleiten, bei Mayr-Melnhof geplant.
Abschließend hielt Prinzhorn noch fest, dass man von den Umsatzerwartungen einem tendenziell starken Jahr entgegenblickt. „Das I. Quartal verlief gut und es herrscht eine wirtschaftlich gute Grundstimmung“, zieht er sein positives Resümee.