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Holzindustrie Österreich

Auf „Wachstumskurs“

Ein Artikel von Gerd Ebner | 07.06.2017 - 07:54

So lautete das Resümee von Dr. Erich Wiesner, Obmann Fachverband Holzindus-
trie, auf der Jahrespressekonferenz 2017 Anfang Juni in Wien: Der Export wuchs im Vorjahr um 4,4 % auf 5,2 Mrd. €, womit Österreichs Holzindustrie einen Außenhandelsüberschuss von 1,2 Mrd. € erwirtschaftete. Die Bauprodukte waren im Vorjahr erfolgreicher (Produktionswert: 2,6 Mrd. €; +9 %) als die Sägewerke (2 Mrd. €; +3,1 %).


Wachstum wegen Versorgung versäumt
Herbert Jöbstl, Vorsitzender Österreichische Sägeindustrie, freute sich, dass der weltweite „Holzbedarf seit 2011 kontinuierlich wächst“. Wegen Versorgungsproblemen konnten seine Mitgliedsbetriebe daran aber nicht immer partizipieren. Im Vorjahr ging es besser: Die österreichische Sägeindustrie erzeugte 9,2 Mio. m3 und damit um 5,3 % mehr als 2015.
Weniger erfreulich sind für Jöbstl das sinkende Rundholzaufkommen in Österreich und die damit verbundene gestiegene Importabhängigkeit. Einmal mehr formulierte er das gemeinsame Ziel mit der Forstwirtschaft, 22 Mio. fm/J in Österreich ernten zu wollen. Im Vorjahr waren es knapp weniger als 17 Mio. fm.


Gute Vorzeichen für 2017
Die Vorzeichen für heuer sind für Jöbstl sehr gut. Wie schon 2016 hatte man ein starkes 1. Halbjahr. Die Absatzmärkte laufen weltweit – mit der kleinen Einschränkung in der Levante. Den jetzt eingefahrenen Vorsprung könnte man verlieren, falls sich das Rundholzangebot über den Sommer verknappt oder die Preise nicht zum Schnittholzpreis-Niveau passen.
2016 konnten die Schnittholzlieferungen nach Italien „erstmals seit vielen Jahren“ (Jöbstl) wieder gesteigert werden. Der Exportmarktanteil Italiens liegt aber nur noch bei 40 %. Die insgesamt 5 %ige Exportsteigerung gelang auch dank der +23 % nach Deutschland.
Schnittholzpreis steigt zu langsam
Ein weiterer Wermutstropfen – neben der gesunkenen Binnenversorgung – ist für Jöbstl die sich verschlechternde Relation von Rund- zu Schnittholzpreis. „Die Schnittholzpreise konnten 2016 nicht wirklich gehoben werden. Wir müssen sehr, sehr aufpassen, dass die Schere nicht weiter aufgeht“, beklagte Jöbstl.


Made in Austria – BSP
Dann kam Jöbstl zu seinem Paradethema: Brettsperrholz – einem Produkt mit Wachstumsraten von 15 % pro Jahr, das mittlerweile auf fast allen Kontinenten eingesetzt wird und bei dem Österreich mit 500.000 m3/J einen Weltmarktanteil von 65 % hat.
Wiesner erkennt den Erfolg von Holz in der CO2-Neutralität und im hohen Vorfertigungsgrad der neuen Produkte. „So kann Holz immer wirtschaftlicher eingesetzt werden. Dadurch verschiebt sich zwar mehr Wertschöpfung in Richtung Industrie. Umgekehrt steigern Produkte, wie BSP, die Wettbewerbsfähigkeit der Zimmereien. Holzbau rechnet sich früher.“
Wie motiviere ich Hofferne? Die Herausforderung für die Zukunft bleibt für Jöbstl insbesondere die Ansprache der „hoffernen Waldbesitzer“. Es gibt immer mehr Erben, die oft den Bezug zu ihrem Besitz verlieren. Es wird geschätzt, dass schon 25 % aller Kleinwaldbesitzer in diese Kategorie fallen. (Anmerkung: 50 % der Waldfläche in Österreich sind Kleinwaldbesitz.) „Und stündlich werden es mehr“, warf Hermine Hackl, Geschäftsführerin FHP, ein.
Der Preis sei alleine kein Mobilisierungstreiber, verwies Jöbstl auf die jüngere Vergangenheit. Zu vermitteln gelte es, dass keine/eine zu späte Ernte Vermögen vernichte(Jöbstl), dass Besitz nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten mit sich bringe (Hackl).
Dass der Erfolg des Holzbaus fast schon zu groß ist, sieht Wiesner nicht. Zwar gebe es bei einzelnen Produkten Lieferzeiten (BSP) mit entsprechenden Problemen bei Großprojekten, doch sollten neu hinzugekommene Kapazitäten für Linderung sorgen.

Strukturen müssen sich ändern
Die Geschwindigkeit des Bedarfsanstieges macht es laut Wiesner nötig, dass „sich die Branchenstrukturen ändern: In Deutschland und England fehlen teilweise Holzbauunternehmen – da kann ich mir vorstellen, dass sich, wie im Stahlbau, reine Montagebetriebe entwickeln.“ Laut Wiesner erwarten die Wohnbauträger als Vis-à-vis Generalunternehmer: „Da geht es dann schnell um finanzielle Größenordnungen, die nur wenige stemmen können.“
Dass man aber wirklich die Wachstumsgrenzen erreicht habe, verneint Wiesner: „Der Holzbau wird weiterwachsen.“


Plattenindustrie gut aufgestellt
Der Plattenindustrie gehe es in diesem Umfeld ebenfalls gut, fasste es Branchensprecher Erlfried Taurer kurz zusammen. Er verwies darauf, dass sich die drei eigentümergeführten Unternehmen auf die diversen Marktveränderungen gut eingestellt haben – das verdeutliche die extrem hohe Exportquote.
Die österreichische Möbelindustrie steigerte den Produktionswert 2016 ebenfalls deutlich: +8 % auf 1,99 Mrd. €. Der Export legte um 5,1 % auf 880 Mio. € zu.


Keine Aussage zu Schweighofer
Auch die Causa „Schweighofer – FSC“ wurde von den Journalisten angefragt. Wiesner hielt nur fest, dass es für Außenstehende schwer zu beurteilen sei, was „stimmt und was nicht“. Grundsätzlich sei die Holzindustrie Schweighofer aber ein vorbildliches Unternehmen mit vielen Verdiensten.
Zu einer Anfrage zum Eschensterben wurde deren wirtschaftliche Bedeutung als gering, die ökologische Bedeutung als sehr hoch tituliert. Für Jöbstl ist das ein Warnzeichen: „Eingeschleppte Schädlinge können jeder Holzart zusetzen und zu einem kurzfristigen Ausfall führen.“

Mit österreichischem Holz werden weltweit Hochhäuser gebaut.


Herbert Jöbstl