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Diese vier Männer im Bild verantworten unter der Führung von Jari Suominen 10 Mio. fm Rundholzeinkauf sowie die Produktion und den Verkauf von jährlich über 5,5 Mio. m3 Schnittholz, mehr als 2,9 Mio. m3 Weiterverarbeitungsprodukten und fast 500.000 t Pellets: Pesonen, Reutner, Hongleitner-Welt und Jöbstl (v. li.)
© Gerd Ebner

Stora Enso Wood Products

Neuaufstellung - Jöbstl nun Europachef

Ein Artikel von Gerd Ebner | 15.05.2018 - 15:31

19 Sägewerke und immer mehr Verarbeitungen

Herbert Jöbstl war 13 Jahre lang Leiter der neun zentraleuropäischen Werke Stora Ensos. Nun erklimmt der „oberste Säger Österreichs“ mit der Umorganisation die Produktions-Spitze und ist Herr über 19 Säge-, 16 Hobelwerke, vier Leimbinder-, zwei KVH-, eine LVL-, vier Fenster-/Türenkomponenten- und zwei CLT-Produktionen. (Anmerkung: 3. CLT-Produktion startet im 1. Quartal 2019 im schwedischen Gruvön/SE.) Ihm zur Seite stehen Eduard Reutner, seit 2017 zuständig für die gesamte Supply Chain, und Miikka Pesonen, der den Verkauf mit Ausnahme des Sägerestholzes verantwortet.

Unter dieser obersten operativen Führungsebene gibt es dann jeweils Regionalverantwortliche für Zentraleuropa, das Baltikum/Russland und die nordischen Staaten. Den Platz von Jöbstl, der die Verantwortung über die zentraleuropäischen Produktionen umfasst, nimmt der bisherige Standortleiter Brand ein: Gerald Hongleitner-Welt.

Wertschätzung für Zentraleuropa

Jöbstl freut sich, dass „nun ein Team für die gesamte Massivholzproduktion zuständig ist. Bisher gab es zwei Abteilungen, die zwar gut kooperierten, aber vereint sind wir schlagkräftiger.“ Dass damit der zentraleuropäische Weg und so sein bisheriges Wirken bestätigt werden, bleibt ungesagt, darf aber angenommen werden.

Im Gespräch mit dem Holzkurier betont Jöbstl, dass Stora Enso nicht nur die unumstrittene Nummer 1 im Sägewerksbereich in Europa sei, sondern diesen Platz mit 2,6 Mio. m3 Jahresoutput auch bei den Weiterverarbeitungsprodukten einnehme“. Er leitet damit zu der Tatsache über, dass es zwar jüngst keine eigenen Sägewerks-Bauprojekte gegeben hat – dafür aber eine Menge im nachgelagerten Bereich. So liegt man im CLT-Sektor Kopf an Kopf mit Binderholz, einem der Größten in Europa.

CLT-Erweiterung erster Schritt

„Die nordischen Staaten stehen bei CLT bedarfsmäßig noch ganz am Anfang. In Gruvön starten wir zur richtigen Zeit und werden mit dem Bedarf mitwachsen“, umschreibt Pesonen die nächsten Schritte: „Die Erweiterung wird benötigt („is well needed“).“ Der neue Standort liefert ihm CLT-Mengen auch für Großbritannien und Übersee. Die beiden österreichischen Produktionen in Ybbs und Bad St. Leonhard können dann stärker auf Mittel- und Südeuropa fokussieren.

Versorgung schwankt regional stark

Im Sägewerksbereich hebt Jöbstl hervor, dass in Mitteleuropa der Rundholz-Anlieferdruck derzeit sehr hoch sei. Und auch in Polen sei die Versorgung so gut, dass nun auf eine Dreischichtproduktion umgestellt werden kann. „Betrachtet man Gesamteuropa, so ist das Rundholzangebot aber äußerst unterschiedlich“, blickt er weiter aus.

Eine der Hauptaufgaben sieht Jöbstl nun im Heben interner Synergien und in der Beseitigung von Produktionsflaschenhälsen. „Automatisierungen, um schwere und kaum zu besetzende Arbeitsplätze zu verbessern, sind weitere Schwerpunkte.“ 

Ein EGT (Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit) von über 10% hält Jöbstl für die nötigen Investitionen für wichtig, bedeutender ist für Jöbstl aber eine Anlagenverzinsung (ROI/Return on Investment) von über 20%.

Weiterverarbeitung ausbauen

Wo Stora Enso in fünf Jahren stehen wird, beantwortet Pesonen so: „Wir werden ein noch größeres Portfolio im Weiterverarbeitungssektor haben.“ Dieses sei aus seiner Sicht auch notwendig, um die Unabwägbarkeiten der volatilen Weltmärkte abzufangen. „Derzeit laufen die meisten Weltmärkte sehr gut. Von einem Megacycle oder ähnlichem sind wir aber noch entfernt. Der Absatzmarkt ist nicht so überhitzt, wie er etwa 2007 war. Daher ist die derzeitige Situation auch stabiler“, ist seine Überzeugung.

Weltweit Chancen auf „Nischenmärkten“

Pesonen ist es wichtig, nicht nur auf den großen Märkten, wie China und USA, voll präsent zu sein. „Besser verdienen kann man in exotischeren Märkten.“ Zu solchen Nischenmärkten („niche markets“) zählen für ihn etwa Indonesien, Malaysia, Taiwan, Vietnam oder auch Pakistan. „Dorthin liefern wir jeweils maßgeschneiderte Produkte.“ 

„Das Servicepotenzial wird bis 2023 ebenfalls viel höher sein“, sagt Reutner voraus. Er verweist etwa auf die BIM-Umsetzung beim CLT, Statiktools oder die Distributionskonzepte in Australien und USA mit der Möglichkeit, 24/7 online zu bestellen. Reutner: „Die Digitalisierung und die Optimierung der Lieferkette wird bei uns eine wichtige Rolle einnehmen.“

Rippendecken-Elemente aus Ybbs, Composites aus Schweden

Ein neues Produkt gibt es laut Hongleitner-Welt schon vorher: „Ende Mai starten wir in Ybbs eine Rippendecken-Elementfertigung. Leimbinder werden auf CLT-Elemente aufgebracht, um etwa Elemente mit weniger Gewicht und Holzvolumen zu erhalten, die trotzdem sehr leistungsfähig sind.“ Internationaler Vermarktungsbegriff: rip panel by Stora Enso.

Die Produktion des Holzverbundwerkstoffes Dura Sense startete Stora Enso Anfang des Jahres im schwedischen Werk Hylte. Man investierte 12 Mio. €. Die jährliche Produktion des Werkes beträgt 15.000 t, was die größte Kapazität in Europa für Holzfaser-Verbundwerkstoffe ist. Dura Sense ist eine Kombination aus Holzfasern, Polymeren und Additiven. 

„Die Sicherung der Rohstoffversorgung“ – ein Evergreen – steht für Jöbstl weiterhin ganz oben auf der Agenda. „Die gesamte Branche muss effizienter arbeiten.“ CLT sei zwar derzeit das „richtige Produkt zur richtigen Zeit“. Es biete aber noch jede Menge Verbesserungspotenzial. Jöbstls Slogan: „More building, less material.“

Rückdeckung von Konzernspitze

Jöbstl, Reutner und Pesonen ist es wichtig zu erwähnen, dass „ihre“ Woodproducts-Abteilung von Stora Enso-CEO Karl-Henrik Sundström immer volle Wertschätzung erfahren hat. Der jetzige Umbau sei eine Bestätigung dessen.

Stora Enso

Zentrale: Helsinki
Mitarbeiter: 25.700 (2017)
Umsatz: 10,05 Mrd. € (2017)

Stora Enso Wood Products (2017)


Sägewerke: 19
Schnittholzproduktion: 5,58 Mio. m3
Weiterverarbeitung: 2,6 Mio. m3
Pellets: 469.000 m3
CLT: 170.000 m3
LVL: 70.000 m3
Post/Beam: 280.000 m3
KVH: 320.000 m3
Fenster-/Türenkomponenten: 180.000 m3