Schnittholz_Welt.jpg

Archivbild © Martina Nöstler

Weltmarkt

Höchste Produktion braucht Absatzmärkte

Ein Artikel von Gerd Ebner | 17.04.2019 - 09:00

Im 2. Quartal geht Talfahrt weiter

Und damit nicht genug: Die bereits ausverhandelten Quartalsschlüsse zeigen, dass die Preise im 2. Quartal teilweise nochmals deutlich nach unten gehen.

Wenn das Sortiment aus starkem Schadholz geschnitten wird, sind die Preisrückgänge am gravierendsten, so etwa bei der KVH-Rohware. Selbst nach offizieller Erhebung der Gütegemeinschaft KVH lag Rohware KD zuletzt um 12 % unter dem Vergleichsmonat 2018.

Sehr preisstabil sind Sortimente, die aus schmäleren und frischen Sortimenten geschnitten werden. Gut gebuchte Weiterverarbeiter festigen hier die Nachfrage. Dieser Bedarf sollte mit Ostern nochmals steigen.

„Anfallware“ am stärksten betroffen

Bei der Verpackungsware gab es laut Holzkurier-Erhebungen in Italien ebenfalls deutliche Preisrückgänge, die aufgrund des hohen 2018er-Niveaus noch drastischer anmuten. Die Rückgänge summierten sich auf 20 €/m3 im Vergleich zum Höchststand 2018. Viele italienische Kunden haben mittlerweile gut gefüllte Lager – entsprechende Geduld hat man im Einkauf. Diese Einstellung traf auf höchste Einschnitte in Österreich und Deutschland im 1. Quartal. Die lagen in den ersten Monaten nochmals über dem Niveau des Vorjahres. Diese starke Nadelschnittholz-Produktion sorgt für hohe Lagerstände in den Werken und bei den Kunden.

Genug Rundholz

Rundholz dürfte es speziell nach Ende der Straßensperren genug geben. Manchen mag es bereits ein Trost sein, dass 2019 nicht mehr als im Vorjahr geschnitten werden kann – mehr geht personalmäßig nicht. Im Vorjahr lag die Nadelschnittholz-Produktion in Deutschland bei 23 Mio. m3, in Österreich bei 10,3 Mio. m3.

Seit dem Sturm Vaia gab es in Mitteleuropa drastische Rundholzpreis-Korrekturen nach unten. Verluste beim Schnittholzpreis konnten viele Säger so über den Rundholzpreis kompensieren. Dass es bei der Rohware preislich noch tiefer gehen könnte, ist unwahrscheinlich – zu sehr würde das etablierte Preisgefüge aus der Balance geraten.

Überseemärkte müssen laufen

Für diese hohen Einschnitte benötigt Europa funktionierende Überseemärkte. Wie sich der US-Markt entwickeln wird, ist unklar. Zumindest der Mengenabsatz dürfte stimmen: Deutschland lieferte im Januar bereits 60.000 m3 über den Atlantik – womit die USA der Nummer 1-Exportmarkt bleiben.

Ob der Rohstoffpreis künftig zum US-Nadelschnittholz-Preis passt, wird sich zeigen. Derzeit fehlen bei 2-by-4 frei Große-Seen-Region 80 €/m3 zum Vorjahrespreis.

Wie schaut es in der Levante aus? Täglich in den Schlagzeilen sind die nordafrikanischen Staaten Algerien und Libyen. Speziell Algerien hat mittlerweile fundamentale Bedeutung für die mitteleuropäische Sägeindustrie. Noch kann keiner vorhersagen, wie sich der Rücktritt von Präsident Abd al-Aziz Bouteflika auswirken wird. Bevor nicht klar ist, wer ihm nachfolgt und welche weiteren politischen Veränderungen kommen, wird es keine größeren Bauprojekte geben. Entsprechend kühlt sich derzeit die Nadelschnittholz-Nachfrage ab. Die Mengen je Bestellung sind deutlich kleiner, als es die großen Levantelieferanten gewohnt sind.

Importsteigerung wohl nicht möglich

Algerien importierte im Vorjahr rund 1,7 Mio. m3 Nadelschnittholz. Im Vorjahr ging man für 2019 von 1,9 Mio. m3 aus. Das scheint derzeit aber sehr unwahrscheinlich. Die Preise gaben zuletzt ebenfalls nach. In Libyen herrscht Bürgerkrieg. Der einstige Hauptmarkt der österreichischen Sägewerke importierte im Vorjahr nur noch rund 80.000 m3 Nadelschnittholz. Heuer wird es noch weniger sein.

Hoffnungsmarkt China

China bekam im Januar mit knapp 60.000 m3 ebenso viel deutsches Schnittholz wie die Stammkunden Frankreich, Niederlande oder Österreich. Mit Indien taucht in den Top 10 ein Land auf, das so viel Ware abnimmt wie Italien. Zumindest zum Jahresstart klappt es für die deutsche Sägeindustrie mengenmäßig in diesen „Alternativmärkten“, die wohl bald einen anderen Namen bekommen werden müssen.