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Gruppenbild mit einer Dame: Die Teilnehmer des Vierländertreffens vor dem mit dem Holzbaupreis ausgezeichneten Badehaus in Lochau © Andreas Stauacher, WK Vorarlberg

Vierländertreffen

Bisher lief´s

Ein Artikel von Gerd Ebner | 17.09.2019 - 11:49

In Deutschland sind die Waldschäden massiv, im Süden und Südwesten aber nur punktuell stark. Das bundesweite Überangebot drückte auch im Süden die Preise in Richtung 75 bis 83 €/fm. Den Dialog Holz-Forst sieht man wiederum in Deutschland „komplett abgerissen“. „Vielfach hören wir: Ja, wir bauen den Wald um …, aber sicher nicht so, wie es die Holzindustrie will.“

Enorme Schäden an Buche

„Wir brauchen Frischholz“, war der Tenor aus der Schweiz. Die Zwangsnutzungen führten zuletzt auch dort zu Preisrücknahmen – bei Schadholz umso stärker. „Diese Preise machen eine Ernte an vielen Standorten unrentabel.“

Regional sind die nicht alpinen Regionen vom Klimawandel am stärksten betroffen. „Alle Holzarten haben Probleme, nicht nur die Fichte. Im Jura-Bogen sind heuer 250.000 fm Buche vertrocknet“, erfuhr man in Lochau: „Dort muss man um die Buchen-Versorgung Angst haben“.

Die Schweizer sehen eine zunehmend stärkere Preisspreizung zwischen Frisch- und Schadholz. „Die künftige Entwicklung hängt davon ab, wie viel Frischholz wir bekommen, denn bei der Verpackungsware ist der Druck enorm.“

„Holz aus der Nähe“ nicht möglich?

Die Vorarlberger Säger wunderten sich, dass „wir die nötigen 250.000 fm/J nicht im Ländle bekommen – und das, obwohl der reguläre Einschlag bei 350 bis 380.000 fm/J liegt. Wir Säger wünschen uns, dass mehr Holz im Land bleibt und vor allem starke Durchmesser nicht exportiert werden.“ Den Vorarlbergern fehlt bei einer guten Marktlage, starkes Frischholz für den Qualitätseinschnitt. „Wir müssen immer weiterfahren, um das zu erhalten“, beklagte einer.

Ein Wunder, dass es so lang so gut läuft

Aus Frankreich hörte man differenzierte Meinungen zur Versorgungs- und Marktlage. Einer meinte, es sei ein Wunder, „dass so viel Käferholz da ist und der Markt trotzdem so stabil läuft“. Ein anderer verwies darauf, dass man beim Schnittholz bereits bis zu 30 €/fm verloren habe.

Insektenschäden gebe es einerseits im Burgund und Jura, während die Alpen und Pyrenäen kein Käferproblem hätten. Die Schäden in Elsass-Lothringen und der Champagne wurden mit 600.000 fm (= 40 % des Einschlages) beziffert. „Die Waldschäden sind heuer viel massiver, als wir erwarteten. Die Lage im Wald ist sehr dramatisch“, lautete das französische Resümee. Wie auch die deutsche Delegation fürchtet man, dass die Politik die Waldnutzung einschränken könne.

Beklagt wurde in Lochau ein enormer Wissensmangel hinsichtlich der Dynamik im Wald. Die Logik von gestern („Buchen und Tannen sind widerstandsfähiger“) habe sich mittlerweile als falsch erwiesen. Gerade für Kleinwaldbesitzer benötige man aber konkrete Lösungsvorschläge beim Waldumbau, hieß es.

Handwerkermangel pusht Fertighaus

Absatzseitig befindet sich Deutschland „seit fünf Jahren in der Hochkonjunktur“. Das geht so weit, dass die Handwerker nicht mehr allen Aufträgen nachkommen können. „Dieser Engpass wird dazu führen, dass die Fertighaushersteller nochmals ordentlich zulegen werden. Nur sie können fixe Preise und Liefertermine ansetzen“, meinte einer.

Bauwachstum ohne Ende, oder nicht?

Schon seit 15 Jahren wächst der Bau in der Schweiz. Fehlende Baulandreserven schwächen diesen Trend nun ab. Da Bauen im Bestand und Aufstockungen an Bedeutung gewinnen, tut sich eine Sonderkonjunktur für den Holzbau auf.

Die Eidgenossen haben ein weiteres Problem der eigenen Art: Die jüngsten Zinsentscheidungen der EZB, Handelsstreitigkeiten und Brexit werten den Franken weiter auf. „Wir Hölzernen sind sehr binnenorientiert. Je stärker der Franken ist, desto massiver ist der Importdruck.“ Nach dem Produktionsende eines großen Plattenherstellers verschärfte sich heuer die Lage am Sägerestholzmarkt in der Schweiz. Die Holzenergie helfe etwas, es fehlen aber stoffliche Alternativen, um den Preisverfall zu stoppen.

Angesprochen auf die Sägerestholz-Situation wurde erwähnt, dass einzelne französische Sägewerke „völlig mit Staub überzogen sind“, weil der Rohstoff so trocken sei. Außerdem seien die Silos voll. „Man muss schon froh sein, dass überhaupt noch was geholt wird.“ Auch im Ländle beklagt man „seit wenigen Monaten einen extremen Preisverfall beim Sägerestholz. Ein Glück, dass wir die Heizwerke haben.“ 

Nur top Eichenqualitäten gefragt

Neben der Eiche seien die anderen Holzarten weiterhin nur Randerscheinungen, ortet ein deutscher Laubholzsäger. Bei der Eiche sieht dieser noch extreme Preisausreißer bei der Top-A-Ware. Im Absatz sei die Lage bei den guten Qualitäten stabil. „Aufgrund des Zollstreits USA-China ist aber der Markt für C-/D-Qualitäten eingebrochen: Die Chinesen kaufen keine Ware mehr, weil sie die USA nicht mehr beliefern können.“

Für die kommende Einkaufssaison beim Laubrundholz wird in Deutschland von einer Preisstabilität bei der Eiche ausgegangen. Auf „marktgerechtes“ Holz wird gehofft. „Eines ist sicher: Abgelagerte, also luftgetrocknete Eichenschnittware ist gut verkäuflich.“

Schlüsselfrage für „Königin des Waldes“

Bei der Buche sieht man die Schlüsselfrage darin, ob es den Waldbesitzern gelinge, Frisch- und Schadholz auszusortieren. „Wenn das scheitert, fürchten wir, dass die Preise stark fallen. Dann geht der Markt kaputt.“ Mit Buchenfrischholz könnte man weiterhin Asien versorgen, wo der Bedarf passt.

Preissturz im Sommer

Rainer Handl, Fachverband Holzindustrie, verdeutlichte anhand der Indizes von Rund- und Schnittholzpreise einen Wechsel der Marktlage: „Das, was sich im 1. Halbjahr abzeichnete, hat sich im Sommer nochmals beschleunigt: Auch beim Schnittholzpreis erfolgte ein regelrechter Absturz. 

Der Rundholzindex fiel erstmals seit 2005 unter die 100 %-Marke, also unter den Wert von 2001.“ Für ihn ist das beim Rundholz „eine Rückkehr zum europäischen Mittelwert. Die heimischen Sägewerke bekommen Frischholz nun zu einem ähnlichen Preis wie die Skandinavier.“

Wohin mit Sägerestholz?

Ungemach entwickelt sich laut Handl aber von einer anderen Seite. „Sägerestholz war preislich lange stabil. Zuletzt gab es einen Absturz bei den Spänen und beim Hackgut“, erläuterte Handel. 

Die weiteren Wortmeldungen in der Runde verdeutlichten: „Die Tendenz beim Sägerestholz zeigt nach unten, weil es ein Mengenproblem gibt.“