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Schadholzanfall in Österreich und den Nachbarländern 2018 (in Mio. fm): In Summe sind ca. 112 Mio. fm angefallen (Quelle: Holzkurier/Fachverband Holzindustrie, präsentiert von Pöyry am Holztag 2019) © Pöyry

Holztag 2019

Konjunkturhöhepunkt überschritten

Ein Artikel von Gerd Ebner | 11.09.2019 - 08:01

Entsprechend war im Vorjahr der Einschlag in Österreich steigend (19,2 Mio. fm; +8,4 %). „Das große Aber war, dass erstmals überhaupt mehr als 50 % des Einschlags aus Schadholz bestand“, bedauerte Herbert Jöbstl, Vorsitzender der österreichischen Sägeindustrie. Jöbstl verwies auf die Herausforderung, die heimischen Schadholzmengen zu verteilen: „Es ist mangels einer Bahninfrastruktur kaum wirtschaftlich, Sturmholz aus Osttirol nach Unterkärnten zu transportieren. Deutschland schafft es, Millionen Festmeter nach China zu verschiffen.“

Einmal mehr gab es von Jöbstl das Versprechen, trotz der Transportengpässe so viel als möglich im Inland zu kaufen. „Den Bedarf dreier Großsägewerken haben wir binnen drei Jahren zusätzlich abgenommen.“ Umgekehrt bat er um Verständnis, dass „jahrzehntelange Partnerschaften im Einkaufsradius der Sägewerke natürlich auch in der Krise im angrenzenden Ausland gepflegt werden müssen“.

„… nicht so dramatisch schlecht“

Den konjunkturellen Höhepunkt sieht Jöbstl wohl mit Herbst 2018 und dem 1. Quartal 2019 erreicht. Die weltweite Bedarfsspitze bei Nadelschnittholz könnte erreicht worden sein. Als Ausblick auf die kommenden 

Monate verwies Jöbstl darauf, dass die Baukonjunktur üblicherweise später von Abwärtsbewegungen betroffen sei. Da seien die Vorausschauen „nicht so dramatisch schlecht“. In West- und Osteuropa werde sich der Bau positiv entwickeln.

Für Dr. Carl-Erik Torgersen, Vorsitzender des österreichischen Holzhandels, ist das „ein Jammern auf hohem Niveau“. Torgersen verwies auf die weltweiten Erfolge, welche „die Abhängigkeit vom italienischen Markt auf nur noch 43 % der Exportmenge 2018 ermöglichten“. 5,9 Mio. m3 wurden im Vorjahr von Österreich exportiert, bei einer Produktion von 10 Mio. m3.

Torgersen verwies auf „Mengenrabatte“ dort, wo es zu viel Ware gebe: bei der Seitenware. „Aus Mangel- wurde rasch Überschussware“, lautete sein Urteil.

Rückkehr zum globalen Holzpreis

Die Charts der Schnitt- und Rundholz-Preisindizes zeigen, um wie viel mehr der Rundholzpreis nachgab. „Schadholz ist aber nicht allein ein günstiger Rohstoff. Es gibt derzeit Unternehmen, die zu 80 bis 90 % Schadholz erhalten – damit lassen sich viele gefragte Produkte gar nicht herstellen. Wir werden im Winter Frischholz einlagern müssen, um es im kommenden Jahr in ausreichendem Maße zu haben.“ Weiters verwies Jöbstl darauf, dass sich erstmals seit Mitte 2007 das österreichische Rundholzpreisniveau dem des Weltmarktes (= European Sawlog Price Index des WRI) annähere. „Wir haben damit keine Kostennachteile gegenüber unseren nordischen Mitbewerbern mehr“, lautete die Analyse Jöbstls.

260.000 fm monatlich für China

„Neue Märkte könnten sich nun den österreichischen Produzenten öffnen“, schloss Torgersen daraus. China sei wohl so eine Destination. Mit mittlerweile 120 Mio. m3/J Nadelschnittholz-Import ist es der größte Markt der Welt. Und die chinesischen Käufer sind flexibel: Binnen wenigen Monaten bauten sie sich einen Importstrom an mitteleuropäischem Schadholz auf. „60.000 fm aus Tschechien und 200.000 fm aus Deutschland werden pro Monat importiert“, präsentierte Jöbstl eindrucksvolle Zahlen.

Die Zeit des Rohstoffüberflusses werde gerade bei der Fichte irgendwann vorbei sein. Der Fachverband der Holzindustrie wolle die Steigerung der Rohstoff-Effizienz zu dem Zukunftsziel in der Forschung machen. „Wir sind weltweit spitze in der Produktentwicklung. Kopiert ist schnell etwas. Österreich muss seinen Vorsprung mit neuen Produkten halten.“