Heinrich Holtmeyer & Sohn

Spagat zwischen schnell und flexibel

Ein Artikel von Martina Nöstler | 18.12.2019 - 14:30

„Geht nicht, gibt‘s nicht“ – so lautet das Motto des niedersächsischen Sägewerks Heinrich Holtmeyer & Sohn. Der Betrieb ist ein Paradebeispiel für ein Unternehmen, das sich mit viel Engagement und Herzblut zu einem mittelständischen, gesunden Unternehmen entwickelt hat. Mit einem Einschnitt von 100.000 fm/J muss man den Spagat zwischen der Schnelligkeit von Industriebetrieben und der Flexibilität der Kleinsägewerke schaffen. Diese Leistung in Kombination mit der laufenden Investitionsbereitschaft in das Sägewerk sowie in neue Produkte würdigt die Redaktion des Holzkurier mit der Auszeichnung „Sägewerk des Jahres 2020“.

Gegründet 1921, führt Stefan Holtmeyer den Familienbetrieb in mittlerweile vierter Generation. Er hat das Sägewerk 2018 von seinem Vater, Gerhard Holtmeyer, übernommen. Dieser hat sich zwar offiziell in den Ruhestand verabschiedet, unterstützt seinen Sohn aber nach wie vor tatkräftig – beim Holzkurier-Besuch war er an der Mechanisierung des neuen Hobelwerkes zugange. Holtmeyer hat sich vom klassischen Bauholzsägewerk zu einem mittelständischen Betrieb entwickelt, der mittlerweile alles zur Gänze selbst verarbeitet und vor allem die Industrie und den Handel mit unterschiedlichen Sortimenten bedient. „Listenbauholz macht mittlerweile nur noch etwa 5 % unseres Einschnitts aus“, meint der Geschäftsführer.

Just in time zur Säge

Fichte, Kiefer, Lärche und Douglasie erwirbt Holtmeyer in einem Einkaufsradius von 80 bis 100 km. Obwohl man nahe der Lüneburger Heide quasi in einem Kiefernkerngebiet beheimatet ist, verarbeitet man aufgrund der derzeitigen Schadholzsituation überwiegend Fichte. Da der Rundholzplatz bei Holtmeyer im Vergleich zu anderen Sägewerken dieser Größenordnung kleiner ist, ist die Just-in-time-Anlieferung des Rundholzes enorm wichtig. Aus diesem Grund setzt man auf einen eigenen Fuhrpark: Sechs Rundholz-Lkw stehen für den Transport zur Verfügung. „Wir übernehmen das Rundholz ausschließlich im Wald“, führt Holtmeyer aus.

Bei den Einschnittmaschinen setzt Holtmeyer durchgängig auf EWD: Seit einem Großbrand vor fast 20 Jahren ist eine Spaner-Kreissägenanlage im Rundlauf im Einsatz. Beim Rücktransport der Model gibt es seit Kurzem eine Nachvermessung sowie eine Reoptimierung, um die Ausbeute weiter zu erhöhen. Den Besäumer ersetzte man 2009 durch den leistungsstärkeren Optimes. Neben der Mehrmengen waren für den Geschäftsführer auch die besseren Arbeitsbedingungen für den Mitarbeiter ein Grund für die Investition. Aus der Seitenware erzeugt Holtmeyer zu fast 100 % Palettenbretter.

Seit 2016 komplettiert die NKU250 das Anlagen-Trio von EWD. Diese setzt man für das Auftrennen von Bohlen und Kanthölzer ein. Die Sortierung und Stapelung der 1,2 m langen Palettenbretter übernimmt seit 2008 eine Anlage von Brodbaek. Die Paketbildung der Hauptware erledigen die Mitarbeiter mit Stapelhilfen.

Seit 2018 auch Pellets

Hackgut und Sägespäne verkaufte Holtmeyer bisher an landwirtschaftliche Betriebe als Einstreu oder an Holzwerkstoff-Plattenhersteller. „Wir wollten uns aber ein zweites eigenes Standbein schaffen. Aufgrund unserer Schnittholzprodukte sind wir stark von der Bauindustrie abhängig. Darum entschlossen wir uns, in ein eigenes Pelletswerk zu investieren“, begründet der Geschäftsführer. „Außerdem gibt es in unserer Gegend nicht viele Pelletshersteller.“ Am 13. März 2018 fielen die ersten Presslinge aus der Anlage. Die jährliche Kapazität liegt bei 30.000 t. Derzeit verkauft man ausschließlich lose Pellets, welche die Händler mit Silo-Lkw abholen. „Eine zusätzliche Absackanlage rechnet sich bei dieser Kapazität nicht“, meint Benjamin Rohmeyer, der für die Pelletsproduktion zuständig ist. Rudnick & Enners war als Generallieferant für die Anlage zuständig (s. Holzkurier Heft 31, S. 24).

Im Zuge dieses Neubaus errichtete Holtmeyer ein komplettes Energiewerk, welches die Pelletsanlage sowie die Trockenkammern mit Wärme versorgen. Dazu zählen ein Polzenith-Kessel mit 2,5 MW thermischer Leistung, eine Rauchgaskondensation von Heger Edelstahl mit 800 kW sowie vier Blockheizkraftwerke von Burkhardt mit jeweils 270 kW thermischer und 180 kW elektrischer Leistung. „Durch die Vergabe an Rudnick & Enners sowie Burkhardt als Generallieferanten waren wir in der Lage, nach nur acht Monaten Bauzeit durchzustarten“, betont Holtmeyer

Der jüngste „Streich“

Derzeit installiert man bei Holtmeyer gerade eine neue Hobellinie, welche Anfang 2020 in Betrieb geht. „Wir haben immer schon gehobelt. Die neue Anlage ist aber voll mechanisiert und verfügt auch über eine Lattenbündelung sowie eine Paketpresse“, erläutert Holtmeyer beim Rundgang. Zudem gibt es bereits Gedanken zu weiteren Investitionen – im Raum steht ein neues Stapelund Sortierwerk für die Hauptware.

Der Geschäftsführer sieht die Stärken seines Betriebes in der hohen Flexibilität und im breiten Produktprogramm. „Wir können dem Forst ein breites Spektrum abnehmen – auch durch das neue Pelletswerk“, meint Holtmeyer abschließend.

Heinrich Holtmeyer & Sohn

Standort: Ottersberg/DE
Gegründet: 1921
Geschäftsführer: Stefan Holtmeyer
Mitarbeiter: 48
Einschnitt: 100.000 fm (Plan 2019)
Produkte: sämtliche Schnittholzdimension für den Handel und die weiterverarbeitende Industrie, Verpackungsware (Palettendimensionen), Bauholz nach Liste, Hobelware
Pelletsproduktion: 30.000 t/J
Absatz: überwiegend regional, etwa 12 % Export