Corona

Es gibt ein Leben nach Corona

Ein Artikel von Gerd Ebner (für Holzkurier.com bearbeitet) | 07.04.2020 - 08:07

Fünf Fragen

1) Kann man die Folgen der Coronabekämpfung für Ihre Branche schon abschätzen?

Für die Forstwirtschaft wird das Virus die Situation noch weiter verschlimmern. Rundholz kann nicht abgesetzt werden, da die Sägewerke beziehungsweise Märkte zu sind, und somit bleibt der Waldbesitz auf seinen hohen Beständen an Sturm- und Käferholz sitzen. Eine weitere Verschlechterung des Holzes ist absehbar. Der Vermögensschaden der Forstwirtschaft wird sich nochmals drastisch erhöhen!

In unserem Bereich ist auch eine Marktbereinigung zu befürchten, wenn die Liquidität der Betriebe nicht stimmt und sich die Staaten sowie die EU nicht auf schnelle Hilfsprogramme einigen können.

Es gibt auch einen positiven Punkt der Krise zu beachten, da durch die temporären Betriebsschließungen der planlose und nicht marktgerechte Höchsteinschnitt der Branche gebremst wird und sich die Preise im Schnitt- und Restholz wieder erholen werden. Das ist auch eine Chance!

Ich hoffe, dass die Branche aus dieser schlimmen Krise ihre Lektionen lernen wird und es gelingt, unserem Produkt Holz wieder ein anderes Image zu geben – und zwar das Image eines noblen Produkts und nicht einer billigen Ware, die man gerade so verramscht, wenn das Lager bis zum Zaun reicht. Vielleicht merken auch die Abnehmer von Schnittholz und Sägerestholz-Produkten, dass wir aufeinander angewiesen sind.

Für alle Bereiche unserer Geschäftstätigkeit gilt, dass nicht das Maximum zu erstreben ist, sondern ein Optimum, welches allen Parteien erlaubt, vernünftig zu leben. Hierbei denke ich auch an die Waldbesitzer. Ist der Rohstoff nichts mehr wert, verliert der Waldbesitzer die Lust an der Bewirtschaftung und unser Produkt an Wertigkeit.

2) Wie könnte es besten-/schlimmstenfalls ausgehen?

Bestenfalls: Man fängt mit der Notausgangssperre sofort an!

Schlimmstenfalls: Man wartet mit solchen unbeliebten, jedoch dringend notwendigen Maßnahmen noch weiter ab und ermöglicht so eine größer werdende Wahrscheinlichkeit, dass die Krise verlängert wird … und je länger die Krise dauert, umso mehr werden die Märkte nicht nur das Vertrauen in die Börse verlieren, sondern auch in den Euro. Man wird sich fragen, ob die Auswirkungen der Krise überhaupt zu bezahlen sind.

3) Was sehen Sie derzeit als das Hauptproblem an?

Momentan sehe ich eine fehlende europäische, politische Entscheidungsfindung, wie mit der Krise umgegangen wird, als Hauptproblem. Jede Region, jedes Bundesland und jeder Nationalstaat „wurschtelt“ vor sich hin. Die Politik betont immer wieder, dass die Situation einzigartig und die größte Herausforderung seit dem 2. Weltkrieg sei. Wenn dem so ist, sollte die Politik auch keine Angst haben, noch nie da gewesene Maßnahmen zu ergreifen. Es geht um die Begrenzung der Zuwachsraten der Infizierten und um dies zu erreichen, müssen sich Länder, wie Österreich, Deutschland, Frankreich und die Benelux-Staaten, einig sein, dass nur eine sofortige Ausgangssperre über 30 Tage helfen wird, um dem Ziel der Begrenzung näherzukommen.

Die Ausgangssperre muss jedoch auch ein Arbeitsverbot für alle nicht lebensnotwendigen Industriezweige beinhalten, also auch für unsere Branche – ausgenommen die Energie- und Pelletserzeugung. Je früher eine solche Maßnahme von allen Staaten ergriffen wird, umso schneller können wir hoffentlich wieder auf den Normalmodus zurückschalten. Also lieber jetzt diesen tiefgreifenden Schnitt machen, als noch mehr Zeit zu verlieren, da dieser Schnitt aller Wahrscheinlichkeit nach doch kommen muss, um Schlimmeres zu verhindern.

4) Haben Sie geplante Investitionen/Übernahmen gestoppt? Wenn ja, welche?

Es gibt hoffentlich ein Leben nach Corona. Bislang wäre es voreilig, Projekte/Investitionen aufzugeben, zudem die Maschinenbauer Lieferzeiten von zwei bis drei Jahren haben. Natürlich wird die Situation nicht spurlos an der Liquidität der Betriebe vorbeigehen und vielleicht werden all die schönen Gewinne, die in den vergangenen Jahren erwirtschaftet worden sind, zur Krisenbewältigung benötigt. „Wie gewonnen, so zerronnen“, kann man dann sagen! Auch hängt alles stark davon ab, wie lange die Krise dauern wird und wie die Hilfen des Staates und der EU ausgestaltet werden. Trotzdem kann ich mir vorstellen, dass gerade bei den Betrieben, die in den vergangenen Jahren erst später in die Gewinnzone geraten sind, die Banken schon entschiedene Investitionen wieder infrage stellen werden.

5) Hat Ihr Unternehmen die Produktion/den Geschäftsgang reduziert? Wenn ja, in welchem Ausmaß?

Momentan haben wir die Produktion noch nicht reduziert. Wir sind jedoch mit immer mehr Schwierigkeiten konfrontiert, wie z. B. schleppendem Absatz der Hackschnitzel, ausbleibenden Schnittholztransporten, vorsorglichen Krankmeldungen, geschlossenen Kunden und vielem mehr! Sollten wir keine Krankheitsfälle in der Belegschaft haben und sollte der Abfluss des Schnittholzes nicht noch mehr behindert werden, produzieren wir die vorliegenden Aufträge bis zum „Zaun“ und stellen dann ab. 

Stand 19. März, aktualisiert 7. April