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© Martina Nöstler

10th GLOBAL SOFTWOOD LOG & LUMBER CONFERENCE

Europa global am Vormarsch

Ein Artikel von Gerd Ebner | 02.07.2020 - 08:15

Vieles lässt sich daher an den Rundholzimportzahlen Chinas festmachen. Europa schaffte es, sich im Vorjahr „aus dem Nichts“ zum zweitwichtigsten Rundholzlieferanten aufzuschwingen, analysierte Russ Taylor, Geschäftsführer Forest Economic Advisors (FEA). Diese Position wird man heuer festigen.

China braucht weniger, Europa liefert mehr

China bekommt auch immer mehr Nadelschnittholz aus Europa. Diese Mengen nehmen zu, obwohl China immer weniger importiert. Taylor geht davon aus, dass Deutschland heuer hinter Russland und Kanada das drittwichtigste Versorgerland werde. Die größte Konfrontation („battleground“) der großen Exportnationen wird sich heuer in China bei den Low-grade-Qualitäten abspielen – also bei Schalungs- und Verpackungsware sowie Käferrundholz. Taylor: „Dorthin wollen alle liefern: Europäer, Russen und Nordamerikaner.“

Bei der europäischen Rundholzliefermenge sieht Taylor zwei Einschränkungen:

  • Containerverfügbarkeit
  • Minimumpreis, den die Waldbesitzer noch akzeptieren

Kommt Sägewerkssterben in Europa?

Die Höhe des Schadholzanfalls in Europa schätzt Taylor ähnlich ein wie der Holzkurier (s. Beitrag "Erschreckendes Schadausmaß"). Der kanadische Analyst geht aber bereits in fünf Jahren von einem deutlichen Fichtenrundholz-Mangel aus. Er sieht ein ähnliches Sägewerkssterben in Europa voraus, wie es sich ab 2005 in Britisch-Kolumbien abspielte. Im Kontrast dazu erkennt der Holzkurier für Zentraleuropa auch über 2025 hinaus hohe Fichtenrundholz-Vorräte.

Als Folge der Schadholzaufkommens hat sich der Rundholzpreis laut Taylor in Zentraleuropa von 100 €/fm bis dato faktisch halbiert, während die Rundholzqualität vielfach ausreichend blieb. Dieser Kostenvorteil wird von den europäischen Sägewerken nun weltweit ausgespielt. Taylor brachte eine Kalkulation für Nadelschnittholz-Lieferungen nach Houston, Texas: Selbst hier konnten Europäer trotz der Distanz von 8500 km gut verdienen, während die Kanadier schon drauflegen mussten.

Europäer immer konkurrenzfähiger

Der Rundholzpreis hat sich so stark abgesenkt, dass verminderte Schnittholzerlöse kompensiert werden konnten. So können die Europäer auch über den Preis in Übersee reüssieren.

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Quelle: FEA-Forest Economic Advisors © Holzkurier

Beispielhaft seien die Lieferungen in die USA genannt. Von den nichtkanadischen Nadelschnittholz-Lieferungen (3,35 Mio. m3 im Vorjahr) stellten die Europäer 2019 bereits 2,1 Mio. m3. Die Hälfte davon kam aus Deutschland. „Die Deutschen haben die modernen, leistungsstarken Hobellinien, die man für den US-Markt benötigt“, so Taylor. „Sie sind gut für den US-Markt gerüstet.

Britisch-Kolumbien hat die Schadholz-Katastrophe noch nicht überwunden. Dessen Sägewerke befinden sich in einer „ganz, ganz schwierigen Lage“. Das Rundholzangebot in der Provinz reduzierte sich drastisch, in weiterer Folge stiegen die Rundholzpreise. Letzteres brachte sie speziell 2019 bei fallenden Schnittholzpreisen massiv unter Druck.

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Die Entwicklung des zentraleuropäischen Schadholzanfalls (rot) ähnelt bis dato stark der kanadischen Pine Beetle-Katastrophe (1999 bis 2014), Werte in Millionen Kubikmetern (vertikale Achse), Jahre seit Beginn des Ausbruchs (horizontale Achse) 

Europa sollte BC-Entwicklung beachten

Britisch-Kolumbien befindet sich laut Taylor in einem Teufelskreis. Durch die Käferkalamität sank der erlaube Einschlag dramatisch. Die Rundholzpreise stiegen. Allein im vergangenen Jahr schlossen acht Sägewerke in der Provinz. Die angekündigten Produktionsrücknahmen würden weiteren sechs Sägewerken entsprechen. Das führt zu deutlich weniger Hackgut und Sägemehl – was wiederum die Zellstoffkapazitäten sinken lässt. Weniger Sägerestholz-Vermarktungsmöglichkeiten bringt erneut Druck auf die Sägewerke.