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US-Nadelschnittholz-Bedarf bis 2022: In den kommenden Jahren sind Anstiege um 5 bis 7 % zu erwarten © FEA

USA

US-Preise könnten bald sinken

Ein Artikel von Gerd Ebner | 22.09.2020 - 14:39

Die Spätfolgen des Kiefernborkenkäfer-Anfalls, Waldbrände im US-Westen, regional kaum noch unterzubringende Sägerestholz-Anfälle, die Hurrikane im US-Süden, Arbeitskräftemangel, … die Liste der Erschwernisse in Nordamerika ist lang.

Es dürften rund 600.000 ha in den waldreichen Bundesstaaten Washington und Oregon von Feuern vernichtet worden sein. 

Neben dem Waldverlust zerstörte das Feuer auch Erntemaschinen in einer Region mit ohnehin geringer Erntekapazität. Im Süden der USA sollen 400.000 ha von Hurrikan Laura betroffen sein. 30 Mio. t soll der Schadholzanfall betragen. Da die Schäden in vielfach unbewirtschafteten Wäldern eintraten, sei der Markteinfluss nicht so stark, heißt es allerdings. Der jüngst ankommende Hurrikan Sally sorgte für massive Überflutungen und wird so die Rundholzernte vor Ort erschweren.

Sägen extrem profitabel

FEA-Schnittholzanalyst Paul Jannke erklärte die hohen Gewinne, die derzeit die nordamerikanischen Sägewerke einfahren: Die Erlöse übersteigen die Produktionskosten im Schnitt um mehr als das Dreifache: Bei Kosten von rund 300 US-$/1000 bft (164 €/m3) erlösen die Säger bei Spitzensortimenten bis zu 1000 US-$/1000 bft (540 €/m3). Zwischen September und Dezember wird es allerdings aufgrund der Jahreszeit zu einer gebremsten Bautätigkeit und damit zu einem Bedarfsrückgang kommen. Bei Neubauten werde der Bedarf um rund 27% oder 1 Bio. bft monatlich (2,3 Mio. m3) sinken, errechnete Jannke. Kurzfristig werden in weiterer Folge die Nadelschnittholz-Preise nachgeben. Die jetzige Relation von Erlösen/Kosten wird die nordamerikanischen Produzenten motivieren, selbst bei fallenden Preisen voll zu produzieren – weil es sich weiter rechnet. Umgekehrt bekommen die Käufer Angst, zu teure Lagerbestände zu haben, und werden folgerichtig den Einkauf reduzieren.

Die USA sind heuer ein Sägerparadies: Schnittholzerlöse übertreffen Produktionskosten um Faktor 3


Conclusio aus den FEA-Ausführungen

Bedarf wird steigen, Produktion kaum

Mittelfristig wird laut Jannke der US-Nadelschnittholz-Bedarf aber steigen. Diesen Anstieg quantifiziert er mit 5 bis 7% „in den kommenden Jahren“ (s. Grafik). Die nordamerikanischen Sägewerke werden es kaum schaffen, die Produktion daran anzupassen. 

Jannke sieht faktisch nur im Südosten der USA ein ausreichendes Rundholzangebot für eine höhere Produktion. Dort bremsen aber schon jetzt der Arbeitskräftemangel und COVID-19-Restriktionen eine höhere Produktion.

BSP-Bedarf 2021: plus 100%

Art Schmon, BSP-Experte bei FEA, meinte, dass der BSP-Bedarf für konstruktive Zwecke 2019 von einem sehr niedrigen Niveau aus um 100% wuchs. COVID-19-bedingt gab dieser heuer um 16% nach. Schmon geht aber für 2021 von einem erneuten Anstieg um 97% aus. Aber: Rund zwei Drittel des BSP in Nordamerika werden für Industriematten – etwa für Frackingaktivitäten – verwendet. Die reduzierten Ölförderaktivitäten ließen heuer diesen Bedarf erodieren. 20% des gesamten BSP-Bedarfs in den USA wird derzeit von Importen gedeckt, die hauptsächlich aus Europa kommen. Daran wird sich 2021 noch nichts ändern, erst dann wird die Eigenversorgungsrate steigen. Den Europäern gestand Schmon zu, im Engineering und Design weit über dem US-Standard zu liegen. Da viele Bauprojekte auch BSH verlangen würden, hätten die Europäer auch diesbezüglich einen sehr guten Stand.

Großprojekte mit österreichischem BSP

Es verwundert Schmon daher nicht, dass die beiden derzeit spektakulärsten BSP-Bauprojekte in Cleveland und der 25-Geschosser in Milwaukee mit österreichischem BSP ausgeführt werden. In den USA ist das Hausbauer-Vertrauen im September auf einen neuen Rekordwert gestiegen. „Der Hausbau in den USA hat schon bisher die übrige Wirtschaft deutlich outperformt. Und es könnte so weitergehen“, meint FEA-Volkswirt Brendan Lowney. Die Gesamtwirtschaft könnte davon ausgehen, Mitte 2021 wieder das Vor-Corona-Niveau zu erreichen.“

Strategische Planung 2020

In der Vorwoche veranstalteten die Forest Economic Advisors (FEA) ein Webinar für strategische Planung. Neben sieben FEA-Experten wurde auch Holzkurier-Chefredakteur Gerd Ebner zur Live-Session eingeladen. Sein Themenschwerpunkt war die aktuelle Schadholzsituation in Mitteleuropa.

Die Inhalte der Veranstaltung sollten Orientierung bei künftigen Mengen- und Preisentwicklungen weltweit geben.