Gruber Holz

Das Holz der kurzen Wege

Ein Artikel von Andreas Rechenmacher | 28.09.2021 - 08:18

Sägewerke mit dem Namen Gruber Holz gibt es einige im deutschsprachigen Raum. Nur eines davon liegt im sonnenverwöhnten Vinschgau in Südtirol. Eingeklemmt zwischen einem Felsrücken, einem Gebirgsbach und dem Fuß des ‚Nörderbergs‘ schmiegt sich das 2 ha große Betriebsgelände in die schroffe Landschaft. Der Betrieb verarbeitet jährlich etwa 25.000 fm regionales Rundholz aus dem Dreiländereck Italien-Schweiz-Österreich. Geführt wird er von Karl Gruber und seinem Sohn, Christian Gruber. Beide gelten als Allrounder und sorgen gemeinsam für einen reibungslosen Ablauf des Unternehmens.

Obstkisten und wasserbetriebene Sägen

Der Großvater von Karl Gruber gründete bereits 1939 ein wasserbetriebenes Sägewerk und verarbeitete Holz aus dem lokalen Bauernwald. In den 1960er-Jahren reagierte man auf die Nachfrage der zahlreichen Obstbetriebe der Umgebung und verarbeitete einen Teil des Holzes zu Obstkisten.

Das Produktportfolio sowie das Betriebsgelände wurden seither kontinuierlich erweitert: „Jetzt ist jedoch Schluss“, scherzt Karl Gruber, „uns geht der Platz aus“. Einen traurigen Rückschlag stellte ein Brand 1993 dar. Fast der gesamte Betrieb wurde dabei von den Flammen zerstört.

Die Produktionshallen mussten komplett neu aufgebaut werden. Heute ist Gruber Holz ein modernes, gut vernetztes Sägewerk und stolz auf seine zwölf Mitarbeiter, von denen einige seit über 30 Jahren dem Betrieb die Treue halten.

Zirbe ist und bleibt Nischenprodukt

Der Einschnitt des Sägewerks beschränkt sich auf wenige heimische Baumarten: Fichte hat dabei mit etwa 60 % den größten Anteil. Die Lärche ist mit 30 % vertreten. „Wir können bei Lärche die Vorteile eines Bandsägebetriebes voll ausspielen. Die Gebirgslärchen sind oft nicht geradschaftig. Es ist deshalb eine besondere Herausforderung, die beste Qualität aus jedem Stamm herauszuholen“, führt Gruber aus.

Die restlichen 10 % des Einschnittes entfallen auf Kiefer und Zirbe. Letztere musste in den vergangenen Jahren stiefmütterlich behandelt werden, da das Holz aus Zufallsnutzungen Priorität hat. Generell gestaltet sich die Beschaffung von Zirbe schwierig. Die Baumart ist selten, wächst hoch oben an der Waldgrenze (im Vinschgau bis auf über 2300 m Meereshöhe) und braucht lange, bis sie hiebsreif ist.

Wertschöpfung erweitern

Vor einigen Jahren hat Gruber Holz damit begonnen, einen Teil ihrer Produkte in eine höhere Wertschöpfungsstufe zu heben. Dafür wurde eine Hobelmaschine (Weinig-Powermat 2400) mit automatisierter Stapelung und Bündelung angeschafft. Durch diese Produktveredelung wird das Kundenpotenzial der Stammkunden erweitert.

Zu diesen zählt neben Verpackungsherstellern, Holzhändlern und Zimmereibetrieben eine Reihe von weiterverarbeitenden Unternehmen. Sägenebenprodukte nehmen regionale Fernheizwerke, Pelletierer und Händler ab.

Vorteil Betriebsgröße

Als mittelgroßer Betrieb kann Gruber Holz auch kleine, interessante Aufträge flexibel annehmen: „Da werden schon mal zehn Sortimente auf einen Sattelzug geladen, der dann an mehreren Abladestellen hält“, erklärt Karl Gruber. Die Waldbesitzerstrukturen sind im Alpenraum oft klein, dementsprechend klein sind deshalb auch die Holzmengen, die bei einem Einschlag anfallen.

Der Einschnitt geschieht mit einer Blockbandsäge, einer Trennbandsäge und einer Doppelwellenkreissäge, die alle drei von Primultini stammen. Des Weiteren sind ein automatischer Doppelbesäumer von EWD, eine Restholzentsorgungsanlage von Bruks Klöckner sowie eine Sortier- und Stapelanlage der Maschinenfabrik Stingl im Einsatz. Die drei Trockenkammern werden von einem Biomassekessel mit 700 kW gespeist. Weitere Kammern sollen in Kürze in Betrieb genommen werden.

Kein billiges Schadholz

Das Sturmereignis Vaia im Herbst 2018 hat die Region hart getroffen. Allein im beschaulichen Südtirol fielen damals 1,6 Mio. fm Schadholz an – das 2,5-Fache des Jahreshiebsatzes. Gruber Holz hat sich damals auf die Seite der lokalen Waldbesitzer gestellt. „Holz hätte man auch billiger haben können. Für eine langfristige Zusammenarbeit mit den lokalen Lieferanten sind wir damals Kompromisse eingegangen“, betont Gruber, „das ist uns wichtiger als schneller Gewinn.“