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Mit der geplanten Übernahme von BSW erwirbt Binderholz unter anderem acht Sägewerksstandorte und verfügt damit künftig über 1,2 Mio. m3/J zusätzliche Schnittholz-Produktionskapazität © BSW

Europa

Mega-Übernahme durch Binderholz

Ein Artikel von Gerd Ebner | 12.10.2021 - 09:01
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Reinhard Binder, Eigentümer Binderholz © Binderholz

„Das war eine Gelegenheit, wie sie sich nur ein Mal im Jahrzehnt ergibt“, erklärt Reinhard Binder, Eigentümer und Geschäftsführer von Binderholz, im Holzkurier-Exklusivinterview die geplante Übernahme von BSW – der größten Holzindustrie auf den Britischen Inseln.

Stimmen die Wettbewerbsbehörden zu, entsteht die größte Sägewerksgruppe Europas. Der Umsatz summiert sich auf 2,2 Mrd. €/J (2021). Binderholz erwartet heuer 1,5 Mrd. €, 800 Mio. € dürften es bei BSW werden.

Laut Binder waren mehrere Faktoren für die Übernahme ausschlaggebend: „Großbritannien ist der größte Importmarkt Europas. 12 Mio. m3 werden pro Jahr benötigt, nur ein Viertel davon erzeugt man selber. Das ist außerdem ein Markt mit großem Wachstum und Potenzial. Green Economy wird auf der Insel weit stärker gelebt als in Mitteleuropa.“ Weiters suchte der Verkäufer jemanden, der  den Gesamtbetrieb komplett weiterbetreiben will und BSP-Erfahrung hat. Hierfür gab es auch Gespräche mit anderen österreichischen Unternehmen. Binderholz ist zum Zug gekommen, weil man ein schlüssiges Konzept präsentierte, das BSW komplett erhält und ausbaut. Zudem verfügen die Tiroler über die entsprechenden finanziellen Mittel.

Schon jetzt Verarbeitungstiefe

„BSW hat bereits eine sehr große Integrationstiefe – insbesondere bei Lösungen für den DIY-Markt. Sie erzeugen große Mengen an druckimprägnierten Produkten und Profilbrettern. BSP fehlt aber komplett. Der Aufbau einer BSP-Produktion hat daher für uns oberste Priorität“, gibt Binder vor. Mit eigenem Schnittholz in Großbritannien BSP herzustellen, ist also die Devise.

UK-Management bleibt

Im Unterschied zum Erwerb der beiden US-Klausner-Sägewerke muss diesmal kein Managementteam aufgebaut werden. „BSW ist sehr gut aufgestellt mit einem exzellenten Management. Die Keyplayer haben sich schon langfristig zur Mitarbeit bereit erklärt.“

Produziert wird an allen Standorten „in den Binnenmarkt“. Es laufen unter anderem eine große Linck-Linie, eine Hewsaw-Linie sowie diverse Bandsägenlinien. Hinzu kommt eine Bandsägen-Linck-Linie in Lettland. Letztere überzeugt mit der ausgezeichneten Rohstoffqualität.

Sägewerk in Slowenien weiter „ on hold“

In Mitteleuropa ist BSW durch sein Sägewerksprojekt in Slowenien bekannt, wo man bereits Gründe angekauft hat und über einen Vorvertrag mit den Staatsforsten verfügt. „Dieses Projekt wird in aller Ruhe evaluiert“, berichtet Binder.

An Rohstoffen stehen im Wesentlichen die Sitkafichte, aber auch Douglasie, Lärche und Kiefer zur Verfügung. Die eigene Baumschule produziert 50 Millionen Setzlinge im Jahr. Die Wälder werden vom BSW-Ernteteam bewirtschaftet. „Wir haben das gesamte Waldmanagement inne“, ergänzt Binder.  Die Sitkafichte hat eine Umtriebszeit von rund 45 Jahren. Sie sei zwar grobastiger als die mitteleuropäische Fichte, habe aber weder Harzgallen noch Buchs und praktisch keine Durchfalläste.

Druckimprägniertes Schnittholz und sämtliche Hobelerzeugnisse für den DIY-Markt sind die  Hauptprodukte. Auch wegen der Sitkafichte, die sich gut imprägnieren lässt.

Pelletsaufbau möglich

Das Vereinigte Königreich ist außerdem einer der größten Importeure von Pellets. Das habe für Binder derzeit zwar keine Priorität – mittelfristig sind aber auch in diesem Segment Zuwächse geplant.  

Neuer Einschnittkaiser

Mit der geplanten Übernahme der größten britischen Holzindustrie BSW sorgte Binderholz in dieser Woche für den nächsten Paukenschlag in der Branche.

Mit einer Schnittholz-Produktionsmenge von 1,23 Mio. m3 liegt BSW derzeit auf Platz 19 der vom Holzkurier erhobenen „größten Nadelschnittholz-Produzenten Europas“.

Binderholz liegt bei dieser Aufstellung bislang noch deutlich hinter Stora Enso auf Platz zwei.
Nach der Übernahme von „Klausner Lumber Two“ im Dezember bezifferte Reinhard Binder die Kapazität aller seiner Sägewerksstandorte mit 5,2 Mio. m3, inklusive der acht BWS-Standorte in Großbritannien (7) und Lettland (1) wären das künftig  6,4 Mio. m3/J Schnittholz.

Im Sommer eruierte der Holzkurier für Binderholz eine geplante Schnittholzproduktion 2021 von 3,6 Mio. m3. Mit BSW käme man bereits heuer auf 4,8 Mio. m3 und damit auf einen ähnlich hohen Wert wie Stora Enso. Sind die US-amerikanischen Standorte erstmal voll hochgefahren, werden die Tiroler den nordischen Konzern in puncto Schnittholzproduktion deutlich überflügeln.

Europas Top 10-Nadelschnittholz-Produzenten nach Binderholz-BSW-Deal
Werte in 1.000 m³
  Unternehmen Firmensitz Sägewerke Plan 2021
1 Binderholz + BSW AT 17 4.830
1 Stora Enso  FI 18 4.880
3 Vida Wood  SE 12 2.500
4 HS Timber Group  AT 4 (5) 2.200
5 Pfeifer Holz  AT 5 2.200
6 SCA Timber SE 5 2.150
7 Rettenmeier Holzindustrie  DE 5 2.120
8 Moelven Group  NO 15 2.110
9 Mayr-Melnhof Holz  AT 3 2.050
10 Södra Timber  SE 7 2.000